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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
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Gefahr vom
Durchbrechen der Boote bei voller Belastung. Seine Lösung dieser Probleme wäre
anscheinend die folgende: Die halbvollen Boote mit den Frauen abfieren, die
gehen wollen, und den Booten befehlen, in der Nähe zu bleiben, um weitere Passagiere
aufzunehmen, die durch die Rumpfpforten nach unten kommen. Es gibt Beweise für
diesen Teil des Plans: Ich hörte einen Offizier, wie er vier Booten genau
diesen Befehl gab. Eine Dame in Nummer 4 an der Backbordseite erzählte mir, die
Seeleute hätten so lange nach der Pforte gesucht, an der sie laut Order des
Kapitäns warten sollten, daß sie in Gefahr waren, vom Schiff mit hinabgerissen
zu werden. Inwieweit wirklich der Versuch unternommen wurde, bei der Pforte zu
bleiben, ist mir nicht bekannt; ich habe sie nicht geöffnet gesehen oder daß je
ein Boot dort an Steuerbord gewesen wäre. Als dann die Nummern 9 bis 15
vollbeladen herabgelassen wurden und die Wasseroberfläche erreichten, ruderten
sie augenblicklich fort. Es gibt also Beweismaterial, daß Kapitän Smith
wirklich beabsichtigte, die Boote auf diese Weise ganz zu füllen. Das
Versäumnis, diese Absicht auch auszuführen, hat die Welt bedauert, aber man muß
sich wieder die Größe des Schiffes vorstellen und die kurze Zeitspanne, in der
Entscheidungen zu treffen waren, und diese Unterlassung ist leichter zu
verstehen. Eine Tatsache ist, daß der mögliche Fall des Herablassens von Booten
vorher nicht bedacht worden war, und es gibt guten Grund zur Dankbarkeit, daß
so viele – 705 – Menschen gerettet wurden.
     
     
    Der ganze Komplex der Pflichten
eines Kapitäns scheint eine Überprüfung nötig zu haben. Es war völlig unmöglich
für einen –irgendeinen – Mann, zu versuchen, das Schiff in dieser Nacht
allein zu führen, und die Wetterbedingungen hätten kaum besser sein können für
solch einen Fall. Eine der Reformen, die unabdingbar erscheint, ist die, daß
ein Mann die Verantwortung für die Boote haben müßte, ihre Bemannung, ihr
Beladen und Herablassen, um dem Kapitän zu erlauben, bis zum letzten Moment auf
der Brücke zu bleiben. Jetzt ist es an der Zeit, sich auf die Mittel zu
besinnen, um die Aufmerksamkeit von anderen Schiffen zu erlangen. Die
Funkoffiziere waren nun in Verbindung mit verschiedenen anderen Schiffen und
riefen sie an, schnell zur Hilfe zu kommen, denn das Wasser brach herein und
die Titanic begann, vorne zu versinken. Bride bestätigte, daß die erste
Antwort, die empfangen wurde, von einem deutschen Schiff stammte, der Frankfurt, sie lautete »Verstanden, wartet ab«, aber ohne ihre Position anzugeben. Im
Vergleich der empfangenen Signalstärken der Frankfurt gegenüber anderen
Schiffen, schätzten die Funker, die Frankfurt wäre das naheste Schiff,
aber andere Hinweise bewiesen, daß sie es nicht war. Tatsächlich war sie 140
Meilen fort und kam am nächsten Morgen um 10.50. De facto wurde bereits so
verfahren: die praktische Arbeit des Einbootens wurde dem zögerlich agierenden
Chef-Offizier Wilde übertragen, der Kapitän überwachte und versuchte an
Brennpunkten zu vermitteln.
    Uhr an, als
die Carpathia schon mit den Geretteten unterwegs war.
    Die nächste
Antwort kam von der Carpathia, 58 Meilen entfernt, auf ihrer Ausreise
zum Mittelmeer, und es war ein klares und einladendes »Kommen so schnell wie
möglich«, gefolgt von ihrer Position. Dann kam die Olympic, und mit ihr
unterhielten sie sich einige Zeit, aber sie war 560 Meilen fort auf einer
südlichen Route, viel zu weit weg für sofortige Hilfe. Mit einer
Geschwindigkeit von 23 Knoten wäre sie erst gegen 13.00 Uhr am nächsten Tag da
gewesen, und das war ungefähr die Zeit, die jene im Boot Nummer 13 ausgerechnet
hatten. Wir hatten im Boot immer angenommen, daß die Heizer, die uns diese
Informationen gaben, sie von den Offizieren hätten, bevor sie von Bord gingen.
Aber durch das Fehlen jeden Wissens von dem näheren Schiff, der Carpathia, ist
es wahrscheinlicher, daß sie es in allgemeiner Weise wußten, wo ihr
Schwesterschiff, die Olympic, sein würde, und sie stellten eine
Überschlagsrechnung an. Andere Schiffe in Reichweite waren die Mount Temple in
50 Meilen; die Birma in 100 Meilen; die Parisian in 150 Meilen;
die Virginian in 150 Meilen; und die Baltic in 300 Meilen. Aber
näher als alle genannten – sogar näher als die Carpathia –waren
zwei Schiffe. Die Californian, weniger als 20 Meilen entfernt, mit einem
Funker außer Dienst und damit unfähig, das »CQD«-Signal zu empfangen, das

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