Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte
Bord von Schiffen. Es ist unverkennbar notwendig, ein
Signal auch auszusenden, nicht nur zu empfangen, aber zur Zeit ist die
Ausstrahlung von Schiffen aus noch nicht vollständig gelöst. Die Entwicklung
von Signalübermittlern, die auch während der Fahrt des Schiffes betrieben
werden können, steckt noch im Experimentier-Stadium. Aber wenn es still liegt,
kann eine Glocke über seine Bordwand herabgelassen werden. Sie würde durch
Handarbeit in Betrieb gesetzt werden, ähnlich jenen, die von Leuchttürmen
verwendet werden, mit genau der gleichen Wirkung. Aber Schnelldampfer sind
nicht damit ausgerüstet (dabei kosten sie nur 60 £ Sterling).
Wie schon
erwähnt: zusätzlich ausgestattet mit dem 60 £ teuren Utensil an Bord der Republic hätte die Baltic den Glockenschlag aufnehmen und sie direkt
ansteuern können, genauso, wie beide die Glocke von Nantucket hörten. Noch
einmal, wenn die Titanic mit einer Glocke ausgerüstet worden wäre und
die Californian mit einer Empfangsapparatur – weder das eine noch das
andere war der Fall –, hätte der Offizier auf der Brücke die Signale über das
Telephon ganz in der Nähe gehört. Eine kleinere Ausführung für die Verwendung
in Rettungsbooten ist in Vorbereitung, deren Empfang über etwa 5 Meilen möglich
sein soll. Wenn wir eine dieser Glocken über die Bordwand der Rettungsboote in
jener Nacht gehängt hätten, wären wir frei von der Angst gewesen, überrannt zu
werden, so wie wir ohne Licht auf dem Kurs der Carpathia lagen. Oder
wenn wir in dichtem Nebel abgetrieben wären und uns über Meilen voneinander
über die See verteilt hätten (was unweigerlich passiert wäre), könnte die Carpathia jedes Boot individuell aufnehmen, indem sie den Glockensignalen folgte. In
derartig mit Empfangsapparaten ausgestatteten Schiffen sollte letztlich ein
Offizier verpflichtet sein, die Funktion der Apparate zu verstehen; eine sehr
weise Vorsichtsmaßnahme, und – wie vorher schon angeregt –, die ebenso
respektiert werden sollte wie für die drahtlose Telegraphie.
Es war mir
ein sehr großes Vergnügen zu sehen, daß alle diese Apparate hergestellt werden
und funktionieren. Davon konnte ich mich bei einem führenden amerikanischen
Hersteller von Unterwasser-Signalgeräten überzeugen und hörte von
bemerkenswerten Geschichten, die ihren Wert in der heutigen Praxis belegen. Ich
fühle mich von der Berufung ergriffen, abgeleitet von dem Motto »De profundis
clamavi« [vollständig: De profundis clamavi ad te Domine; Bußpsalm im Totenamt
der römischkatholischen Liturgie – Trauergesang; nach Luther: »Aus der Tiefe
rufe ich, Herr, zu Dir«] in bezug auf das Ende der Titanic und den Rufen
unserer Mitpassagiere, als sie sank. »Aus der Tiefe rufe ich nach Dir« ist
tatsächlich ein geeigneter Leitspruch für alle jene, die alles versuchen, zu
verhindern, daß diese Rufe ihrer Mitmenschen »aus der Tiefe« aufsteigen können.
Das
Festlegen von Dampfschiff-Routen
Die »Straßen«, entlang denen
die Schnelldampfer reisen, werden durch Übereinstimmung zwischen den
Dampfschiff-Gesellschaften, in Absprache mit den hydrographischen Diensten der
verschiedenen Länder festgelegt. Diese Routen sind so abgeglichen, daß
ostgehende Dampfer immer etliche Meilen von denen entfernt sind, die westwärts
fahren, und daß damit die Gefahr eines Zusammenstoßes zwischen ost- und
westwärts fahrenden Schiffen weitgehend ausgeschlossen ist. Die Routen können
nach Süden verlegt werden, wenn Eisberge gemeldet werden, und wieder weiter
nördlich, wenn die Gefahr vorüber ist. Natürlich wird die Reise länger, wenn
sie weiter im Süden verläuft, und je länger die Zeit an Bord dauert, desto
nachdrücklicher ist das Gemurre bei einigen Passagieren. Zum Beispiel, als die
Routen nach dem Titanic- Unglück um 100 Meilen nach Süden verlegt wurden,
bedeutete das eine um etwa 180 Meilen und acht Stunden längere Reisedauer.
[Nach anderen Quellen betrug die Verlagerung 60 Seemeilen = ein Breitengrad.]
Die einzige echte Vorsichtsmaßnahme gegen den Zusammenstoß mit Eisbergen ist,
weiter südlich zu fahren, als dort, wo sie sich wahrscheinlich befinden, es
gibt keinen anderen Weg.
Rettungsboote
Die
Vorsorge war natürlich jammervoll unzureichend. Der einzig menschenwürdige Weg
ist die Zuweisung von numerierten Plätzen im Boot für jeden Passagier und jedes
Besatzungsmitglied. Es wäre gut, wenn zur Zeit der Kabinen-Buchung auf sie
hingewiesen würde und es einen Plan in
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