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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
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seine Benutzung in dieser Nacht gewesen.
Es gibt andere Dinge neben Eisbergen: Treibgut wird von Zeit zu Zeit gesichtet,
und Fischerboote liegen auf dem Kurs – ohne Lichter. Suchscheinwerfer sind
jedoch nicht immer von praktischem Nutzen. Sie werden nicht verwendet bei
starkem Regen, bei Nebel, bei Schneefall oder bei aufgewirbelter Gischt – und
manchmal gibt es Umstände, daß sie den Ausguck blenden. Weil ich gerade vom
Ausguck schreibe: es ist viel diskutiert worden über das Unterlassen, die
Ausgucks der Titanic mit Ferngläsern auszurüsten. Die allgemeine
Auffassung von Offizieren scheint zu sein, daß es besser ist, keine Ferngläser
vorzusehen, sich statt dessen auf gutes Augenlicht und hohe Aufmerksamkeit zu
verlassen. Zusammenfassend, sich auf die derzeitige Praxis beziehend, sollte
die Meinung der Offiziere als abschließend betrachtet werden, auch wenn es für
Landratten so aussieht, als wäre es besser, eine Ausrüstung mit Ferngläsern
vorzusehen.
     
     
    Kreuzende Feuerschiffe
     
    Ein oder
zwei Feuerschiffe als internationales Eigentum und von allen kontrolliert,
ausgestattet mit jedem bekannten Mittel der Signalgebung und -übertragung,
würden solchen Gegenden ihren größten Schrecken nehmen. Sie könnten Eisberge
beobachten und kartographieren, ihre genaue Position verbreiten, die Anzahl und
die tägliche Abdrift in den wechselnden Strömungen melden, die dort angetroffen
werden. Ihnen sollte auch die Polizeibefugnis anvertraut werden.

 
    Einige Eindrücke
     
     
     
    Niemand
kann durch ein Ereignis wie den Schiffbruch der Titanic gehen, ohne
viele Eindrücke geistig zu verarbeiten, tiefe und lebendige, von dem, was
gesehen und gefühlt wurde. Insofern solche Eindrücke dem Wohle der Menschheit
dienen, sollten sie nicht unkommentiert bleiben. Dieses Kapitel ist ein Versuch
zu zeigen, wie Menschen denken und fühlen, von dem Zeitpunkt an, an dem sie
zuerst von dem Unglück hörten bis zur Ankunft in New York, als es die
Möglichkeit gab, die Ereignisse aus einer gewissen Distanz zu bewerten. Weil es
zum großen Teil ein persönlicher Bericht ist, wurde er mit den mentalen
Eindrücken anderer Überlebender verglichen und festgestellt, daß er sich in
vielen Fällen in großer Übereinstimmung befand. Natürlich ist das sehr
unvollkommen und erhebt nicht den Anspruch, mehr als ein Protokoll zu sein, wie
Leute unter bestimmten Einflüssen reagieren, die durch starke Gefühle in
unmittelbarer Gefahr bestimmt sind.
    Zunächst ist
festzuhalten, daß als unumstößliche Tatsache feststeht, daß es ein Fehlen von
jedwedem Ausdruck von Angst oder Beunruhigung von seiten der Passagiere gegeben
hat, und normalerweise betraf dieser Umstand fast jeden. Ich denke, daß es keine
Übertreibung wäre zu sagen, daß jene, die zu Hause in Ruhe vom Unglück lasen
und sich die Szene der sinkenden Titanic vorstellten, mehr
Schreckensgefühle hatten als die, welche an Deck standen und sie Zoll um Zoll
hinabgleiten sahen. Tatsache ist, daß das Gefühl von Angst bei den Passagieren
nur sehr langsam aufkam – als Ergebnis des Fehlens jeglicher Anzeichen der
Gefahr in der friedlichen Nacht –, und als es allmählich klar wurde, daß das
Schiff ernsthaft beschädigt war, wurde die Angst, die mit der Erkenntnis
entstand, unterdrückt. Es gab kein plötzliches überwältigendes Gefühl der
Gefahr, welches so schnell aufkam, daß es schwierig wäre, es zu begreifen und
zu packen. Kein Grund für die Warnung: »… fürchtet euch nicht vor der
plötzlichen Gefahr«, wie man es erwarten könnte, wenn wir direkt Bug voraus
zusammengestoßen wären, mit einem Knall und einem Schock, den jedermann aus
seinem Bett zu Boden geschleudert hätte. Jeder hatte Zeit, sich auf die Gefahr
einzustellen, als sie dann auftrat, war das Ergebnis ihrer Überlegungen so, als
wenn man sagen würde: »Nun, hier ist eine Situation, der wir uns stellen
müssen, und wir müssen sehen, wie wir so gut wie möglich da durchkommen.« Ruhe
und Selbstdisziplin sind unzweifelhaft die am meisten ausgedrückten Gefühle
gewesen. Es gab Zeiten, in denen die Gefahr zunehmend zu spüren war, und es gab
zeitweise Erregung – zum Beispiel als die erste Rakete aufstieg –, aber nach
dem ersten Wahrnehmen seiner Bedeutung nahm die Menge die Situation gelassen
und erreichte die gleiche ruhige Verfassung, die anfangs spürbar war. So wie
das zu- und abnehmende Gefühl von Gefahr augenscheinlich der eigenen Kontrolle
unterlag, so war jeder – unbewußt von

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