Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte
bei
der Lusitania und Mauretania, die unter den Kriegsschiff-Auflagen
der britischen Admiralität entstanden waren – ein außerordentliches Risiko
berücksichtigend, welches sonst von keiner anderen Werft bei der Auslegung
eines Passagierschiffes eingeplant wird. Es wird nachdrücklich ins Gedächtnis
gerufen, daß die Titanic ungewöhnliche Bedingungen in der Nacht der
Kollision antraf, sie war unter normalen Umständen wahrscheinlich ein sicheres
Schiff. Ein Zusammenstoß mit einem Eisberg ist kein normales Risiko, aber das
Unglück wird wahrscheinlich dafür sorgen, daß die gesamte Konstruktion von
Schotten und Abteilungen zugunsten des Great-Eastern-Typs geändert wird,
damit auch das »Eins-zu-einer-Million-Eisberg«-Risiko eines Verlustes abgedeckt
wird. An dieser Stelle tritt die Frage nach den steigenden Herstellungskosten
auf, und außerdem der große Verlust an Ladungsraum, der die geldbringende
Nutzkapazität einschränkt, was ein Ansteigen des Passagepreises bedeuten würde.
Dieses muß dem reisenden Publikum klar sein, und unzweifelhaft wird es für die
Gewißheit in Kauf genommen werden, die auch die Passagiere an Deck der Titanic vertrauensselig in der Nacht des Zusammenstoßes für sich in Anspruch
nahmen, »… wir sind auf einem unsinkbaren Schiff«.
Es muß
schließlich die Lösung des Problems darin bestehen, die Sicherheit auf See am
besten zu garantieren. Andere Sicherheitsvorrichtungen sind hilfreich und
nötig, aber unter verschiedenen Wetterbedingungen nicht immer brauchbar. Das
Schiff selbst sollte immer das »sichere Gerät« sein, wirklich vertrauenswürdig;
und nichts darf unversucht gelassen werden, dieses sicherzustellen [siehe letztes
Kapitel].
Apparate für drahtlosen
Verkehr und Funkoperateure
Die Reichweite der Geräte
sollte vergrößert werden, aber ein prinzipieller Nachteil ist das Fehlen eines
Funkers für den Nachtdienst auf einigen Schiffen. Die schreckliche Tatsache,
daß die Californian in ein paar Meilen Entfernung lag, in der Lage, jede
Seele an Bord zu retten und doch nicht die Meldung erhielt, weil der Funker
schlief, ist zu entsetzlich. Auch auf der Carpathia war der Zeitpunkt
gekommen, an dem der Operator sich zurückziehen wollte, als die Meldung
einlief; und wir hätten viel länger auf dem Wasser treiben müssen – vielleicht
mit einigen untergegangenen Booten – wenn er die Meldung nicht aufgenommen
hätte. Es wurde angeregt, daß Offiziere eine Einweisung in die Bedienung der
drahtlosen Telegraphie erhalten sollten, und das ist ohne Zweifel eine gute
Vorkehrung. Es würde ihnen ermöglichen, die Arbeit der Funker besser zu
beaufsichtigen, und augenscheinlich scheint das eine Notwendigkeit zu sein. Der
Austausch lebenswichtiger Mitteilungen zwischen einem sinkenden Schiff und
herankommenden Rettern sollte unter der Kontrolle eines erfahrenen Offiziers
stattfinden.
Um nur ein
Beispiel zu nennen: Bride bestätigte, daß er der Birma die »CQD«-Meldung * und die Position angab und er eine Antwort erhielt,
dann trat er in Verbindung mit der Carpathia – und während er
korrespondierte, wurde er von der Birma unterbrochen, die fragte, was
denn los sei. Ohne Zweifel war es die Pflicht der Birma, ohne
Zwischenfragen sofort loszufahren, aber die Antwort der Titanic, den
Funker der Birma anweisend, kein Dummkopf zu sein, der dazwischenfunkt,
scheint eine unnütze Verschwendung von kostbaren Augenblicken zu sein. [Beesley
verwechselt an dieser Stelle die Birma mit der Frankfurt des
Norddeutschen Lloyd, dessen Funker sich etwas reserviert verhielt.] – Die
Antwort: »wir sinken« würde nicht länger gedauert haben, besonders dann, wenn
sie [die Funker] nach ihrer eigenen Schätzung der Signalstärke dachten, die Birma sei das nähere Schiff [was sie nicht war]. Es ist gut, darauf hinzuweisen,
daß auf einigen großen Schiffen bereits eine Gruppe von drei Funkern fährt.
Unterwasser-Signalapparate
Es gibt Bedingungen, unter
denen drahtlose Geräte als schnelles Mittel der Lebensrettung auf See nutzlos
sind. Einer der Nachteile ist der Umstand, daß Schiffe, deren Maschinen
gestoppt sind, mit dem gegenwärtig installierten System keine Meldungen mehr
aussenden können. Es soll daran erinnert werden, daß die Signale der Titanic allmählich schwächer wurden und zum Schluß abbrachen, als die Maschinen
aufhörten zu laufen [gemeint sind die Generatoren ganz hinten, die mit dem
Restdampf noch betrieben wurden].
Noch einmal, im Nebel –
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