Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte
Richtungen gleichmäßig fort, wie Wellen in einem
Teich, und trifft vielleicht auf die Seite eines Schiffes. Der Empfangsapparat
ist innerhalb des Schiffsrumpfes angebracht und besteht aus einem kleinen
eisernen Tank, 16 Zoll im Quadrat und 18 Zoll tief [etwa 41 mal 46 cm]. Die
offene Frontseite des Tanks endet an der eisernen Rumpfhülle des Schiffes und
ist mit Wasser gefüllt, verbunden mit einem Rahmen, der mit einem Gummiüberzug
gegen die Schiffswand abgedichtet wurde [z. B. wegen schiffseigener
Schwingungen]. Auf diese Weise wird die Schiffswand einerseits von Seewasser und
andererseits von Wasser im Tank umspült. Vibrationen der Glocke, die in einiger
Entfernung läutet, treffen den eisernen Rumpf, dringen hindurch und treffen auf
zwei Mikrophone, die im Tank hängen [gegenseitiger Ersatz]. Diese Mikrophone
übertragen den Schall über Leitungen in den Kartenraum, wo Telephone die
Meldung an den Offizier vom Dienst übermitteln.
Es gibt zwei
von diesen Tanks oder »Empfänger« an den Schiffsseiten, einer an Backbord- und
einer an Steuerbordseite, nahe dem Bug und so weit unter der Wasserlinie wie
möglich. Die Richtung, aus welcher der Schall kommt, kann abgeschätzt werden,
indem man zwischen den Mikrophonen in den Backbord- und Steuerbordtanks hin-
und herschaltet. Wenn die Intensität auf dieser Seite größer scheint als
backbords, liegt die Schallquelle zu ihr gewandt, und umgekehrt auf der
Steuerbordseite. Das Schiff wird so lange gedreht, bis der Schall mit der
gleichen Lautstärke von beiden Empfängern zu hören ist, dann ist die Glocke
genau voraus. Das funktioniert in der Praxis so genau, daß ein geübter
Operateur sein Schiff danach steuern kann, in dichtem Nebel, direkt auf ein
Feuerschiff zu oder zu jedem anderen Punkt, an dem eine Unterwasserglocke seine
Warnungen durch die See sendet. Es muß wiederholt werden, daß das Medium für
die Übertragung dieser Signale ein konstantes ist, verwendbar ohne jede
Einschränkung oder Änderung, verursacht durch die Atmosphäre oder den Äther
[altes physikalisches Weltbild] als Medium für die Übertragung von Licht, Tönen
von Nebelhörnern und drahtlosen Schwingungen. Heute geht die Hauptnutzung für
das Unterwasser-Signalwesen für Schiffe in See von Küsten oder Feuerschiffen
aus; mit anderen Worten, Schiffe tragen nur die Empfangsapparate und nur
Leuchttürme und Feuerschiffe benutzen die Sendeeinrichtungen. Einige der
Leuchttürme und Feuerschiffe an unseren Küsten sind bereits mit
Unterwasser-Glocken ausgestattet, zusätzlich zu ihren Leuchteinrichtungen, und
bei schlechtem Wetter senden die Glocken ihre Meldungen aus, um Schiffe vor der
Annäherung an Gefahrenpunkte zu warnen. Diese Einrichtung ermöglicht es
Schiffen, dem Klang der Glocken entlang der Küste zu folgen und in dichtem
Nebel so zu fahren wie bei Tageslicht. Einkommende Passagierdampfer sind nicht
gezwungen, im Nebel herumzuschweifen, blind ihren Weg zum Hafen ertastend. Wenn
man einen Kode von Signalen hätte und die Stärke beurteilen könnte, wäre es
möglich, ziemlich genau zu sagen, wo sich das Schiff in Relation zur Küste oder
eines Feuerschiffes befindet. Der Bericht der britischen Admiralität aus dem
Jahr 1906 führt aus: »Wenn die Feuerschiffe an der Küste mit
Unterwasser-Glocken ausgerüstet wären, würde es möglich sein, Schiffe, die mit
Empfangsapparaten bestückt sind, bei Nebel mit der gleichen Sicherheit zu
navigieren wie bei klarem Wetter.« Und die folgende Antwort eines Kapitäns im
Küstenschutzdienst ist einleuchtend. Er wurde nach Einsparungsmöglichkeiten
durch Abschaffung der Unterwasser-Glocken befragt, aber erwiderte: »Ich würde
eher den Funkdienst einstellen. Der ermöglicht mir, anderen Leuten mitzuteilen,
wo ich bin. Die Unterwasser-Signale ermöglichen mir, herauszufinden, wo ich
selbst stehe.«
Die
Reichweite dieser Geräte ist nicht so groß, wie die der drahtlosen Telegraphie,
etwa 10 bis 15 Meilen [16 bis 24 km] für große Schiffe (auch wurde von
Entfernungen von 20 bis 30 Meilen berichtet [32 bis 48 km]) und zwischen 3 und
8 Meilen für kleine Schiffe [5 bis 13 km]. Zur Zeit sind Empfangsapparate nur
auf etwa 650 Dampfern der Handelsmarine installiert, meist auf den die erste Klasse
führenden Passagierschiffen. Es ist keine Frage, daß sie auf allen Schiffen
über 1000 Brutto-Registertonnen eingebaut werden sollten, ebenso wie die
Apparate für die drahtlose Telegraphie. Genauso wichtig wäre die Bereitstellung
von Signalsendern an
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