TITANIC-WORLD
Szenario war UNMÖGLICH! Sie sah von Sergeant Hays zu Inspektor Parker und sagte fest: „Mein Kollege sagt die Wahrheit; so verrückt es auch klingen mag. Es gibt keine virtuell dargestellten Personen, außer den bereits genannten Offizieren. Selbst das Sicherheitsprogramm verfügt über keine solchen. Wenn Besucher es über einen gewissen Zeitpunkt hinaus nicht geschafft haben auf das Bootsdeck oder in ein Rettungsboot zu gelangen, erscheint lediglich das Gesicht eines Besatzungsmitglieds im Visier der CAT-Specs. Dieser Matrose, wenn Sie so wollen, gibt mündlich Anweisungen, wie man am schnellsten auf das Bootsdeck gelangt. Historische Personen, so wie von den beiden jungen Männern beschrieben, gibt es nicht.“
„Es muss sie geben.“ Inspektor Parker sah Cecilia sehr ernst an. „Denn einige der anderen Mitspieler haben Ähnliches berichtet. Ein Mann gab an, den Kapitän auf der Brücke gesehen zu haben, der sich mit zwei Herren in Zivil unterhalten hätten. Zwei weitere Personen, ganz unabhängig von einander, sagten aus, dass ein Steward eine Gruppe Frauen und Kinder, die offensichtlich aus dem Zwischendeck stammten, an ihnen vorbei auf das Bootsdeck geführt habe.“
Nach diesen Worten blieb es still. Craig warf seiner Kollegin einen langen Blick zu. Cecilia saß, wie vom Donner gerührt da. Dann – es klang so, als spräche sie zu sich selbst – begann sie zu erklären: „Die beiden Zivilisten auf der Brücke können nur J.Bruce Ismay , der Reeder der White Star Line und Thomas Andrews , der Erbauer der TITANIC gewesen sein. Nach der Kollision machte Letzterer zusammen mit Captain Smith einen kurzen Inspektionsgang durch die unteren Decks. Wieder zurück auf der Brücke, fällte er das Todesurteil über das Schiff, von dem er einmal gesagt hatte: Die TITANIC ist so gut, wie menschliche Hirne sie machen können . Er rechnete aus, dass das Schiff sich noch maximal eine bis anderthalb Stunden über Wasser halten konnte. Seine Worte kamen einer Verurteilung gleich, denn alle Anwesenden auf der Brücke wussten, dass von den 2.228 Personen an Bord nur 1.178 die Chance hatten, den morgigen Tag zu erleben. Thomas Andrews bewies in den nächsten Stunden innere Größe; vorbildlich half er die Boote zu bemannen und stoisch zog er sich in den Rauchsalon zurück, um mit dem Schiff, auf das er so stolz war, in den Tod zu gehen. J. Bruce Ismay , der genauso vorbildlich wie übereifrig half die Rettungsboote zu besetzen, bestieg den letzten freien Platz in Rettungsboot 15. Joseph Bruce Ismay starb am 17. Oktober 1937; ein gebrochener Mann, dem die Welt nie verzeihen konnte, dass er sein Leben rettete, wo doch soviele andere Gentlemen dem Tod mutig ins Auge blickten.“
Parker sah die Historikerin fasziniert an. Unwillkürlich rutschte ihm die Frage heraus: „Den Steward? Hat es den auch gegeben?“
„Sein Name war John Edward Hart . Er war Steward in der dritten Klasse. Seinem selbständigen Denken und Handeln verdankten rund fünfzig Frauen und Kinder ihr Leben.“ Cecilia hob den Blick. Sie sah in Inspektor Parkers Augen und fuhr leise fort: „Da das Logbuch niemals gefunden wurde, kann kein Historiker der Welt beweisen, welche Befehle in jener Nacht gegeben wurden. Viele Theorien sind diesbezüglich aufgestellt und zum Teil sogar veröffentlicht worden; doch die Wahrheit kennt niemand. Ein Großteil unseres vermeintlichen Wissens beruht auf den Aussagen der Überlebenden. Jeder Historiker hat die Vernehmungsprotokolle beider Untersuchungsausschüsse – der amerikanischen, wie der britischen – mit Akribie studiert. Er hat alle Aussagen sorgsam geprüft, gegeneinander abgewogen und miteinander verglichen – dennoch kann keiner behaupten, Mr. Forrester und ich eingeschlossen, die Fakten wirklich zu kennen. Es gibt zuviele Ungereimtheiten, Irrtümer und Widersprüchlichkeiten, die hier die Wahrheit verzerren oder dort die Lüge verschleiern. Bei unseren Forschungsarbeiten im Inneren des Wracks sind wir – das heißt, unser ferngesteuerter Roboter – verschiedentlich auf verschlossene Gittertüren gestoßen, die den Durchgang von der dritten in die zweite, beziehungsweise in die erste Klasse während der Überfahrt verhinderten. Es war auf allen Passagierdampfern jener Zeit üblich, die strikte Klassentrennung, die auch innerhalb der Gesellschaft herrschte, zu wahren. Diese verschlossenen Türen lassen die Vermutung zu, dass von der Brücke kein Befehl erlassen wurde, sie zu öffnen, um den
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