TITANIC-WORLD
Angsthasen. Zuerst hatte er Petes Worten nur völlig verdattert lauschen können, aber jetzt, je länger er darüber nachdachte, je mehr Sinn ergaben sie. Da oben war jemand. Vielleicht ein Mörder, aber vielleicht auch nur einer einer der Saboteure, die die TITANIC-WORLD in Atem hielten – und mit einem Mal funktionierte Cals Gehirn wieder. Er befreite sich von Petes Hand, die immer noch seinen Oberarm umklammert hielt und flüsterte erregt: „Wir sollten Artie in der Zentrale Bescheid geben. Der kann zuerst Joe und Pat informieren und dann die Cops rufen. Ist echt jammerschade, das wir keine Knarre tragen dürfen, sonst würde ich dem Hei …“
Er brach ab, denn zu seiner größten Überraschung schüttelte Pete den Kopf. „Nee, lass‘ uns lieber erstmal nachsehen, ob da oben wirklich jemand ist. – Wäre doch zu blöd, wenn ausgerechnet wir einen falschen Alarm auslösen.“
Das klang einleuchtend. Trotzdem nickte Cal nur widerstrebend. Der Gedanke, dem, was-immer-sie-dort-auch-erwarten-mochte , nur mit Pete an seiner Seite entgegen treten zu müssen, behagte ihm gar nicht. Allerdings verstand er, dass sein Kollege sich vergewissern wollte, ob sich tatsächlich jemand auf dem A-Deck befand – schließlich hatte nur er, Cal, die Musik gehört.
Auf einen Wink von Pete hin, setzten sie sich in Bewegung. Mit leisen, behutsamen Schritten schlichen sie die Treppe hinauf. Cal hielt sich dicht hinter seinem Kollegen. Seine rechte Hand umklammerte die Taschenlampe; ein schwacher Trost gegen das Unbekannte. Auf dem Treppenabsatz drehte sich Pete kurz um und legte warnend einen Finger an die Lippen. Cal nickte kaum merklich und spähte die letzten Stufen empor. Die Notbeleuchtung im Foyer des A-Decks glomm schwach in der Dunkelheit. Das Licht wirkte grünlich. Es vermochte die Schwärze nicht zu durchdringen, die Cal mit einem Mal so bedrohlich erschien, dass er am liebsten davon gelaufen wäre. SeineNackenhaare stellten sich auf und seine Haut überzog plötzlich eine Gänsehaut, die ihn frösteln ließ. Er versuchte, tief aus und ein zu atmen, um sich zu beruhigen. Da drang der unwillkommene Geruch von Eis und Salzwasser in seine Nase. Im gleichen Moment spürte er die Kälte. Klamm und unbehaglich, jagte sie eisige Schauer über seinen Rücken.
„Spürst du das auch“, flüsterte Pete nahe an seinem Ohr. Er rieb sich die Arme und sah Cal irritiert an. Doch bevor der antworten konnte, hörten sie das leise Knarren einer Tür. Mit einem Mal waren die Kälte und der unangenehme Geruch vergessen. Da war jemand! Sie wechselten einen Blick; dann, wie auf ein geheimes Kommando hin, schlichen sie lautlos die letzten Stufen hinauf. Seite an Seite betraten sie das Foyer und spähten vorsichtig umher. Auch Pete hielt jetzt seine Taschenlampe umklammert – bereit, sie notfalls als Waffe einzusetzen. Als sein Blick auf Kabine A-36 fiel, fuhr ihm der Schreck durch alle Glieder. Er stupste Cal an, der mit offenem Mund, wie festgenagelt neben ihm stand. Die Tür von A-36 stand offen – und drinnen brannte Licht!
„Danke, Sammy.“ Arthur nahm seinem jungen Kollegen die dampfende Teetasse ab, wobei er die Monitore nicht aus den Augen ließ. Seit dem die mysteriösen Zwischenfälle die TITANIC-WORLD in Atem hielten, waren gerade die Securitymitarbeiter zur besonderen Achtsamkeit angehalten worden. Artie nahm diese Dienstanweisung sehr ernst, obwohl er kaum noch an eine Sabotage glaubte; jedenfalls an keine, die von Menschen aus Fleisch und Blut verursacht wurde. Er hatte lange über die Sache nachgedacht, die Pat ihm und Joe erzählt hatte. Letztendlich war zu der Überzeugung gelangt, dass seine Kollegin irgendetwas gesehen haben musste ! Mittlerweile gab es zu viele Leute, die Zeuge eines rätselhaften Vorfalls geworden waren und genau wie bei Pat, fand sich nie auch nur den kleinsten Beweis, der die Aussagen bestätigte. Trotzdem lagen ein Besucher im Krankenhaus und eine Besucherin in der Leichenhalle. Das die Gerüchteküche in der Erlebniswelt brodelte, war nichts Neues; aber seit Emily Pearsons Tod am Nachmittag kochte sie förmlich über. Das Gemunkel, dass übersinnliche Kräfte ihr Unwesen trieben, fand immer mehr Befürworter und Artie konnte es niemandem verübeln, der so dachte. Denn bis sie die Polizei eines Besseren belehren würde, fand auch Artie, dass es zurzeit die logischste Erklärung sei.
„Ich wusste gar nicht, dass Joe raucht“, riss Sammy ihn aus seinen Gedanken und wies mit dem Finger auf einen
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