Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
Vom Netzwerk:
sich in seiner Vermutung bestätigt, als er sah, dass Joe zusammen mit Pat seine Runden drehen wollte und, weil Sammy, der Jüngste im Team, sozusagen aus der Schusslinie geschafft wurde, da er bei ihm in der Zentrale bleiben musste. Als er sah, dass seine Kollegen sich anschickten den Wachbereich zu verlassen, schaltete er die Bewegungsmelder ab. Dann saß Artie da und betrachtete angespannt die Monitore. Sammy, der viel lieber mit einem seiner Kollegen über die Decks patroulliert wäre, gähnte verstohlen. Er fand das Beobachten der Bildschirme kreuzlangweilig und trübsinnig stellte er sich auf eine ereignislose Nacht ein.
    Nach dem sie sich von Joe und Pat mit einem kurzen Gruß verabschiedet hatten, stiegen Pete und Cal die Personaltreppe zum D-Deck empor. Zuerst sprachen sie kaummiteinander, denn jeder war in seine eigenen Gedanken versunken. Erst als sie sich auf den Weg zum B-Deck machten, brach Cal das Schweigen, in dem er sagte: „Paula will, dass ich mich versetzen lasse. Sie hat Angst, dass dieser Verlorene-Seelen-Verein den Kasten hier in die Luft jagt oder so was in der Art.“
    „Weibergeschwätz“, antwortete Pete lakonisch. „Die denken doch immer gleich das Schlimmste.“
    „Naja, ich weiß nicht.“ Cal kratzte sich linkisch am Kopf, bevor er fortfuhr: „So ganz unrecht hat sie nun auch wieder nicht. Denk doch mal nach, Pete. Hier passieren in einer Tour die merkwürdigsten Sachen und die Polizei tappt trotz ihrer Spezialleute vom Yard noch immer im Dunkeln. Ist doch seltsam, oder?“
    „Pass auf, Mann.“ Pete blieb mitten auf der Treppe stehen. Mit zahlreichen Gesten, die seine Worte untermauern sollten, sprach er weiter: „Ich bin der Erste, der zugibt, dass es hier in der letzten Zeit ein paar absonderliche Zwischenfälle gegeben hat. Aber, was ist denn schon groß geschehen? – So ‘ner französischen Tussi wurde Salzwasser serviert, na und? Nix passiert! Vielleicht haben ein paar Besucher Ohrenschmerzen von ihrem Gekeife bekommen, aber das war’s auch schon. Bei den Cyber-Adventures handelt es sich um eine brandneue, hochentwickelte Technologie. Weißt du, wie anfällig so was ist? Dieser hochsensible Hi-Tech-Schnickschnack kippt schon beim kleinsten Staubkorn aus den Latschen! Da muss nur mal‘n bisschen Dreck auf der Software sein und päng!“ Pete schöpfte kurz Atem und fuhr dann unbeirrt wild gestikulierend fort: „Trotzdem sind die Cyber-Welten nicht das Problem. Das Problem sind diejenigen, die unbedingt mal hautnah Sience Fiction erleben wollen und dann prompt Schiss vor der eigenen Courage kriegen! Wir beide haben doch zwei Testläufe mitgemacht. Du weißt, wie unhei … äh … hm, also, wie komisch das ist, da unten so auf dem Meeresgrund ‘rumzulaufen oder durch die einsamen Decks der TITANIC zu streifen. Ist doch klar, dass der ein oder andere da plötzlich anfängt, Gespenster zu sehen.“
    Cal nickte nachdenklich. „Es stimmt schon alles, was du sagst, Pete“, antwortete er langsam. „Aber trotzdem musste ein Mann im Krankenhaus behandelt werden und eine Frau ist tot.“
    „Hey, Cal. Komm schon, Mann! Der Typ war mit Sicherheit Epileptiker oder so. Und was die Frau angeht …“ Pete hob theatralisch die Hände und sagte: „Die war alt, Mann! Über siebzig!“ Er winkte ab, als sein Kollege etwas einwerfen wollte. „Ich weiß, was du sagen willst: Siebzig ist doch heutzutage gar kein Alter. Aber das ist Bullshit! BULLSHIT – mit Großbuchstaben! Ab dreißig ist man, biologisch betrachtet, auf dem absteigenden Ast! Jetzt rechne noch vierzig drauf und dann sag‘ mir bitte, dass man mit siebzig nicht alt ist!“
    Er setzte sich wieder in Bewegung. Cal folgte ihm grinsend. Pete war achtunddreißig. Er hatte einen kahlgeschorenen Kopf, tiefblaue Augen und einen modisch gestutzten Vollbart. Er war einsfünfundachtzig groß und Junggeselle aus Leidenschaft. Cal wusste, dass sein Kollege der Ansicht war, dass es viel zu viele schöne Frauen auf der Welt gab, um sich mit einer alleine sein Leben lang zu begnügen. Aber Cal vermutete auch, dass Pete gerade deswegen so seine Probleme mit dem Älterwerden hatte. MitEnde dreißig fanden einen auch die fünfundzwanzig jährigen noch attraktiv; aber mit Ende sechzig sah die Sachlage wohl ein bisschen anders aus.
    „Du kneifst jetzt aber nicht? Wegen Paula, mein ich.“ Pete sah Cal fragend an.
    „Nee, keine Sorge. Ich hab‘ keinen Bock das Team zu wechseln oder in ‘nem beknackten Supermarkt meine Runden zu drehen.

Weitere Kostenlose Bücher