TITANIC-WORLD
Paula weiß das. Sie macht sich halt nur Sorgen.“
„Dann ist ja gut.“ Mehr sagte Pete nicht, um seine Erleichterung zu verbergen. Er mochte seinen jüngeren Kollegen und es wäre schade gewesen, wenn er das Team verlassen hätte. So sehr Pete das ständige Auf und Ab in seinem Privatleben genoss, so sehr liebte er die Gleichförmigkeit seiner Arbeit; und dazu gehörte natürlich auch die eingeschworene Gruppe um Joe Killingham. Zudem überlegte er, dass ein Wechsel im Team gerade zum jetzigen Zeitpunkt nicht besonders günstig wäre. Denn irgendetwas stimmte mit der TITANIC-WORLD nicht. Das spürte auch Pete, obwohl er sich eher die Zunge abgebissen hätte, als das vor seinem Kollegen einzugestehen. Ganz so gelassen, wie er sich vor Cal gegeben hatte, fühlte er sich nämlich nicht. Die Dinge, die hier passierten, waren äußerst merkwürdig, da hatte Cal recht. Noch beunruhigender fand Pete aber die Tatsache, dass es der Polizei bislang nicht möglich gewesen war, wenigstens ein bisschen Licht in die Angelegenheit zu bringen. Er warf einen Seitenblick auf seinen Kollegen, der gleichfalls in Gedanken versunken schien. Das wunderte Pete nicht, da sich inzwischen doch jeder mit der Frage beschäftigte, was wohl als Nächstes passieren würde und vor allem – wann . Unter den Mitarbeitern der Erlebniswelt kursierten mittlerweile mehr Gerüchte, als am Hof manch‘ eines altägyptischen Pharaos und neuerdings munkelten viele, dass hier übernatürliche Kräfte am Werk waren. Pete glaubte diesem neuesten Gerede keine Sekunde lang. Seiner Meinung nach waren der oder die Täter einfach nur verdammt gerissen. Allerdings hoffte er, dass sich keiner der Angestellten als Täter entpuppen würde. Denn sehr zu seinem Missfallen hatte er schon bemerkt, dass diejenigen, die genau wie er nicht an einen Geisterspuk glaubten, schon hier und da den ein oder anderen Kollegen verdächtigten und Pete ertappte sich bei der Frage, welchen Rattenschwanz das wohl nach sich ziehen würde. Mobbing im ganz großen Stil, gab er sich selbst die Antwort und seufzte. Verdammt! Ich wünschte, die Cops würden endlich mal ihren Job machen! Bei den ganzen modernen Aufklärungsmethoden müssten die doch schon längst fündig geworden sein! Es kommt einem ja fast so vor, als befänden die sich noch im Jahr achtzehnhundertpiefendeckel, als der Fingerabdruck gerade erfunden war!
„Pete? Hörst du das?“
Pete, der gerade einen Fuß auf die Treppenstufe hatte setzen wollen, hielt mitten in der Bewegung inne. Cal stand lauschend da, während er gleichzeitig seinen Kollegen mit einem unbehaglichen Blick ansah. Der neigte den Kopf zur Seite und für ein, zwei Sekunden standen beide reglos im dämmrigen Licht der Notbeleuchtung. Schließlich räusperte sich Pete und raunte: „Was ist los? Ich hör‘ nix.“
„Ich jetzt auch nicht mehr“, antwortete Cal leise. Er lachte nervös auf und meinte verlegen: „Für einen Moment hab‘ ich echt gedacht, ein Deck höher spielt ’ne Band.
Hast du wirklich nix gehört?“
„Nee!“ Pete schüttelte unwillig den Kopf und sah argwöhnisch die Treppe hinauf.
„Bist du sicher, dass das, was du gehört hast wirklich Musik war?“
„Warum flüsterst du? Ist doch keiner da, der uns hö …“
„Schsch!“ Pete packte seinen Kollegen barsch am Oberarm und zog ihn zu sich. Dann raunte er aufgebracht in sein Ohr: „Himmel, Arsch und Zwirn! Sei leise, Mann!“ Er schüttelte einen total verdutzt dreinblickenden Cal und fuhr mit kaum hörbarer Stimme fort: „Jetzt denk doch mal nach, du Hirni! Genau über uns befindet sich Kabine A-36 ! Was ist, wenn die alte Frau doch nicht eines natürlichen Todes gestorben ist und der Typ gerade dabei ist, die Spuren zu verwischen! – Wenn der uns hört, sind wir geliefert! Glaubst du, der inszeniert hier seit Wochen den schönsten Hokuspokus, nur um sich dann am Ende von uns überrumpeln zu lassen? Wir haben ja noch nicht mal ’ne Waffe, mit der wir uns im schlimmsten Fall verteidigen könnten!“ Immer noch verblüfft sah Cal seinen Kollegen an. Dann erst nahm er vorsichtig den Treppenaufgang in Augenschein. Das schwache Licht der Notbeleuchtung verhüllte mehr, als es preisgab und in den dunklen Schatten konnte sich alles verbergen. Von oben drang kein einziger Laut mehr zu ihnen herab, aber die allumfassende Stille, die sie jetzt wieder umgab, zerrte plötzlich an seinen Nerven. Er merkte, wie seine Knie anfingen zu zittern und insgeheim schalt er sich einen
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