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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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Herr sagte leise: „Wir sind doch in der Überzahl. Warum formieren wir uns nicht und knöpfen uns jeden einzelnen dieser Halunken zu zweit oder zu dritt vor?“
    Wie auf ein geheimes Kommando hin, setzte sich die ganze Gruppe in Bewegung. Innerhalb von Sekunden entbrannte der Kampf ums Überleben. Plötzlich flog die Türe mit einem ohrenbetäubenden Krachen aus den Angeln. Wassermassen schossen in die Kabine und setzten dem verzweifelten Handgemenge ein jähes Ende – alle fünfunddreißig Personen ertranken in den Fluten des Atlantiks!
    „Oh, mein Gott!“ Die rothaarige Frau umklammerte panisch den Arm des Mannes undwies mit dem Kopf nach unten.
    Vor etwa zehn Minuten hatten sie das virtuelle Abenteuer gemeinsam in den Posträumen auf dem F-Deck begonnen und sofort versucht einen Weg auf die höheren Decks zu finden. Da jedoch keiner der Beiden mit der Geschichte der TITANIC näher vertraut war, hatten sie sich hoffnungslos verirrt. Nach einigem Hin und Her standen sie nun auf dem Orlop-Deck, tief unten im Bauch des Schiffes und sahen entsetzt zu, wie die Wassermassen einen Kesselraum nach dem anderen zu verschlingen suchten. Dabei nahm die Frau eine Bewegung wahr und wies in die Richtung. Als der Mann ihrem Blick folgte, schüttelte er seine Begleiterin rasch ab. Dann kniete er sich schnell nieder und zog den reglosen Körper aus dem fast völlig gefluteten Kesselraum 5. Sofort begann er mit der Wiederbelebung – umsonst! Ian war tot! Die Frau schlug erschüttert die Hände vor das Gesicht und begann zu schluchzen. Als der Mann sich aufrichtete, um sie zu trösten, brach das Schott und das einströmende Wasser riss beide in den Tod.
    In wilder Panik floh Gemma durch die verwinkelten Korridore der dritten Klasse. Das stete Rauschen des einbrechenden Atlantiks, gemahnte sie beharrlich daran, dass die Zeit knapp wurde und sie schnellstens einen Weg nach oben finden musste. Doch schlimmer noch, als das Tosen des Wassers, waren die altmodisch gekleideten Menschen, denen sie überall begegnete. Sie standen vor geöffneten Kabinentüren, in den Korridoren und wartend an einigen Treppenaufgängen. Viele trugen ramponierte Reistaschen oder Strohköfferchen unter dem Arm; bescheidene Habseligkeiten, die sich in den Träumen ihrer Besitzer, in Amerika zu Gold verwandeln würden. Unter den Wartenden befanden sich unzählige Kinder jeden Alters, die sich an den Händen der Eltern oder älteren Geschwister festklammerten. Gemma sah alleinreisende blutjunge Frauen, Jungen, auf der Schwelle zum Mann, ältere Paare, einzelne Reisende, Mütter mit Babys auf dem Arm – und sie alle starrten die junge Frau hasserfüllt an. Als ein Matrose versuchte, sich ihr in den Weg zu stellen, schlug Gemma einen Haken und rannte angsterfüllt in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war. Plötzlich stand vor ihr ein junger Mann. Sie stoppte abrupt und blieb einen Moment, vor Furcht wie gelähmt, stehen. Da streckte er ihr seine Hand entgegen. In seinem noch sehr jungen Gesicht lag ein Ausdruck des Mitleids. Ohne zu überlegen ergriff sie die dargebotene Hand und gemeinsam flohen sie in Richtung C-Deck.
    Zwei Frauen und drei Männer standen in dem Empfangssalon vor dem À là Carte Restaurant auf dem B-Deck. Sie hatten einen ausführlichen Rundgang durch das Schiff hinter sich und tauschten nun verzückt ihre Eindrücke aus. Alle fünf gehörten zu einer kleinen Reisegruppe aus Prag, die gestern in Southampton angekommen war. Die jüngsten Ereignisse hatten aber die Meisten dazu veranlasst, von einem Besuch in der TITANIC-WORLD Abstand zu nehmen – nur zehn von insgesamt fünfundvierzig wollten die Erlebniswelt dennoch kennen lernen.
    „Wirklich schade, dass es sich nur um ein virtuelles Abenteuer handelt“, sagte geradeeine von ihnen. „Gegen ein Gläschen Champagner hätte ich jetzt nichts einzuwenden.“ „Ich glaube, wir haben genug gesehen“, sagte einer der Männer, ohne auf die Bemerkung einzugehen. Er warf einen kurzen Blick auf seine Uhr und fügte hinzu: „Ja, definitv Zeit an Deck zu gehen und in ein Rettungsboot zu steigen, um den Untergang von der Ferne aus zu betrachten.“
    Als sie kurz darauf das Bootsdeck erreichten, erstarrten sie. Auf dem Deck wimmelte es von Menschen, die panisch in eine Richtung drängten. Als sie den Grund dafür erkannten, gefror ihnen für einen Moment das Blut in den Adern. Nur ein eiziges Rettungsboot war noch übrig. Kräftige Matrosen bildeten eine Absperrung; nur Frauen und Kinder

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