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TITANIC-WORLD

TITANIC-WORLD

Titel: TITANIC-WORLD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Aust-Jones
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Carrière“, sagte sie entschuldigend. „Das ist mir so heraus gerutscht.“
    Er winkte ab: „Isch kann Ihren Ärger auf die internationale Presse nachvollziehen, Madam. Aber isch glaube, nach dem ‘eutigen Tag, werden sisch Ihre Probleme, wie sagt man, in Lüft auflösen. Ihre persönlische Arbeit ‘at dazu entschieden beigetragen, dass viele meiner Berufskollegen ihre Ansichten über die TITANIC-WORLD revidieren müssen. Sie ‘aben ‘ier, mit viel Liebe zum Detail, das Schiff der Träume neu konstruiert und damit Millionen Titanic-Fans auf der ganzen Welt glücklisch gemacht.“ Er hob sein Glas und sagte abschließend: „Isch stimme meinem englischen Kollegen zu: Jeder, der ‘ier ‘er kommt, wird nischt mit dem Gefühl nach ‘ause gehen, einen Tag in einem Freizeitpark verbracht zu ‘aben, sondern in einem musee de la future Geschichte erlebt ‘aben zu dürfen. – Auf die TITANIC-WORLD .“
    Sie prosteten sich zu und Cecilia atmete erleichtert auf.
    „Ich möchte auch mit Euch auf die TITANIC-WORLD anstoßen“, rief Nick aufgekratzt. „Auf eine Erlebniswelt der ganz besonderen Art und mögen die zukünftigen Besucher, die ein mehrgängiges Menü zu bestellen beabsichtigen, immer Hosen tragen, die zwei Nummern zu groß sind. Prost!“
    Alle drei lachten. Cecilia bestellte noch eine Runde und bemerkte dabei, dass das Café Parisian jetzt auch leer war. Sie wandte sich um und sah, dass die Stewards im Restaurant ihre Arbeit bereits beendet hatten; die Tische waren abgedeckt und nurnoch vereinzelte Leuchter brannten. Die Türen zum Empfangssalon standen offen. Auch hier schienen sich die meisten schon verabschiedet zu haben. Außer einer kleinen Gruppe am Tisch des Bürgermeisters konnte sie niemanden mehr sehen. Sie entdeckte Craig neben Henry Wellington und an seiner Seite saß die schwarzhaarige Reporterin. Sie war froh, Drinks bestellt zu haben und so den Moment noch eine kleine Weile hinaus zögern zu können, bevor sie sich mit ihren beiden Begleitern der Gruppe im Empfangssalon würde anschließen müssen. Ihr lag nichts daran, mitanzusehen, wie Craig die Schwarzhaarige abschleppte; allerdings, dass wusste sie, würde es dennoch geschehen.
    Den beiden Journalisten war ebenfalls aufgefallen, dass sie die letzten Gäste des Cafés waren. Eric Carrière trank aus und erhob sich. Er bedankte sich zuvorkommend bei Cecilia und sagte abschließend: „Es war mir ein Vergnügen, Sie Madam, persönlisch kennen gelernt zu ‘aben und isch wünsche Ihnen einen guten Erfolg.“
    Sie bedankte sich. Auch Nick war aufgestanden. Er schüttelte dem französischen Journalisten die Hand, um sich zu verabschieden. Die Situation, die sie gehofft hatte, noch ein Weichen hinaus schieben zu können, war da. Nick schlug bereits vor, sich zu den anderen zu gesellen, bevor sie nach Hause gingen und Cecilia blieb nichts anderes übrig, als zuzustimmen. Gemeinsam verließen sie das Café Parisan .
    Vor ihnen lag das Restaurant im Halbdunkel. Die wenigen Leuchter entlang den Wänden spendeten ein diffuses Licht und hüllten den Raum in Schatten. Auf gespenstische Weise wirkte das White Star Restaurant – das vor kurzem noch von Lachen und Gläserklingen erfüllt gewesen war – ausgestorben und leer. Eine melancholische Atmophäre schien über dem Raum zu schweben und Cecilia dachte flüchtig, dass es genauso in jener Nacht 1912 ausgesehen haben musste, bevor der Eisberg und das Schiff sich zu ihrem kurzen, aber tödlichen Stelldichein trafen.
    Monsieur Carrière hatte bereits die Schwelle zum Empfangssalon überschritten, als er plötzlich mitten in der Bewegung innehielt und die Gespräche am Tisch gleichermaßen verstummten. Nick stand wie angenagelt da. Seine Hände – die sich anfühlten, als wäre sie mit flüssigem Stickstoff gefüllt – hatten sich um die Lehne eines Stuhls gekrallt, so als erwarte er einen Aufprall. Auch Cecilia stand fassungslos da. Ihr Blick fiel auf Craig, der mit einem unergründlichen Gesicht zu ihr herüber starrte.
    Drei Glockenschläge – leise und eindringlich – hallten durch die Nacht. Ein kaum wahrnehmbarer Ruf ‘Iceberg right ahead‘ begleitete sie. Dann – Stille.
    Dienstag, 10. April 2012
    Knapp drei Jahre hatte der Bau der TITANIC gedauert – doch nur vier Tage gelang es ihr, den Atlantik zu bezwingen. Das bis dahin größte, je von Menschenhand erbaute, bewegliche Objekt unterlag einem weißen, glitzernden Ungeheuer – viel kleiner als es selbst; nur etwa zweimal so

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