TITANIC-WORLD
groß, wie ein Tisch.
Nach dem leisen, tödlichen Zusammentreffen, zog das Wunder der Natur still weiter seine Bahn und überließ – ohne Trauer, ohne Tränen – das Wunder der Technik seinem Untergang.
Der Mensch soll mit der Natur leben, aber zerstören soll er sie nicht. – Darf aber die Natur den Menschen zerstören?
Oder vernichten wir uns selbst, bei all unseren Versuchen, die Natur zu beherrschen und die Vergangenheit zu erforschen? Müssen wir – Tag für Tag und Jahr für Jahr – immer schneller, immer größer, immer mächtiger werden?
Verlieren wir nicht bei dem Streben nach Wissen, nach Herausforderung, unser Herz, unser Mitgefühl und unsere Liebe?
Wenn Moral und ideelles Verantwortungsbewusstsein durch Kommerz und seelischen Verfall ersetzt werden – dann muss unsere Welt, wie einst die TITANIC, untergehen!
Eröffnungstag!
Das warme Wasser prasselte angenehm auf ihren Körper. Sie konnte fühlen, wie sie sich langsam entspannte und die Müdigkeit, die bleischwer in ihren Gliedern hing, wich.
Endlich! Nach mehr als fünf Jahren Planung, Bau und Innenausstattung war es soweit. Die TITANIC-WORLD würde heute ihre Pforten öffnen.
Cecilia stellte die Dusche ab. Ein angenehmer Duft nach frischem Kaffee stieg ihr in die Nase und sie beeilte sich. Craig wollte Punkt sechs Uhr hier sein, um gemeinsam mit ihr zu frühstücken.
Als sie in ihr Schlafzimmer ging, sah sie, dass der Tag langsam herauf dämmerte. Cecilia nahm Aufstellung vor dem Kleiderschrank und begutachtete ihre Garderobe. Das warme Frühsommerwetter hielt unvermindert an. Heute sollten es bis zu fünfundzwanzig Grad werden. Sie entschied sich für ein leichtes Kostüm in lila, mit kurzem Rock. Dazu ein weißes Top; Gürtel und Sandalen in flieder. Während sie sich schminkte, entschied sie sich das Haar offen mit einem Haarreif zu tragen. Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel, ging sie in die Küche. Der Tisch war bereits gedeckt. Das hatte sie gestern Abend noch vor dem Schlafengehen getan, um heute Morgen ein bisschen Zeit zu sparen. Cecilia gab Milch in ein Kännchen, nahm den Deckel von Butterdose und Marmeladenglas und trug beides zum Tisch. Sie war gerade dabei eine Pfanne auf den Herd zu stellen, als es klopfte.
Gutgelaunt betrat Craig das Appartment. Bevor Cecilia wusste, wie ihr geschah, hatte er sie auf den Mund geküsst. Er schwenkte einen Pappkarton in ihre Richtung und verkündete strahlend: „Schwarze Johannisbeertörtchen. Da Zucker gut für die Nerven ist, habe ich mir gedacht, ich sorge dafür, dass die Unseren für den heutigen Tag gestärkt sind.“
„Danke, Craig. Ich wusste nicht, dass die Bäckereien so früh schon aufhaben.“
„Haben die auch nicht“, antwortete er verschmitzt, als er ihr in die kleine Küche folgte. „Aber ich habe einen guten Draht zu einem der Köche vom Dockgate 4 und konnte ihn überreden, mir von der heutigen Lieferung vier abzugeben.“
Während er sprach, holte er zielsicher einen Teller aus einem der Schränke, legte die Törtchen darauf und stellte sie auf den Tisch. Nach dem er sein Jackett ausgezogen und lässig über den Stuhl geworfen hatte, schenkte er für sich und Cecilia Kaffee ein, dann setzte er sich. Er tat das alles mit einer Selbstverständlichkeit, die ihr einen Stich ins Herz gab. Es war so, als würden sie jeden Tag zusammen frühstücken. Quatsch, dachte Cecilia im Stillen, als sie den Bacon in der Pfanne ein bisschen zur Seite schob, um Platz für die Spiegeleier zu haben. Es ist so, als würden wir hier gemeinsam wohnen; so als hätten wir doch geheiratet und lebten zusammen. Sie wusste nicht, ob ihr der Gedanke gefiel. Aber sie war froh, mit dem Rücken zu ihm zu stehen, da sie dem Ausdruck in ihrem Gesicht misstraute. Das Radio dudelte leise im Hintergrund und sie konnte hören, wie Craig leise Welcome to the Pleasure Dome mitsang. Sie verteilte Spiegeleier und Bacon auf die Teller und setzte sich zu ihm.
„Was ist los, Cissy? Du bist heute Morgen so schweigsam. Hast du nicht gut geschlafen?“ Er besprenkelte Eier und Speck reichlich mit Ketchup und sah sie fragend an. Cecilia schüttelte den Kopf: „Nein, nicht besonders. Die erste Hälfte der Nacht habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob wir an alles gedacht haben und ob alles funktioniert; die zweite Hälfte habe ich gebetet, dass wir an alles gedacht haben und dass alles funktioniert.“
„Ich wusst gar nicht, dass du religiös bist.“
„Bin ich nicht. Aber schaden
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