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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Nun galt es, seinen Mann zu stehen.
    Er warf sich in einen Sessel. Das untätige Warten gebar einen Haß, der sich gegen alles richtete, gegen die Kosmos, gegen das Leben, gegen die andern und gegen sich selbst. Es war jener Haß, der ohnmächtig danach fiebert, gegen einen Feind zu kämpfen, der sich noch nicht zum Kampfe stellt.
    Am Tisch saßen Stafford, Timár, de Varenne und Inoti. Jansen traute seinen Ohren nicht. Sie unterhielten sich gelassen und plauderten über Literatur.
    »Na ja, Kollege Inoti«, sagte Stafford zögernd, »nach dem, was ich in den Büchern gelesen habe, die im Bücherschrank meiner Wohnung stehen, muß ich ja zugeben, daß Ihre Literatur lebensbejahender ist als unsere; daß sie den Glauben an ein schöneres Morgen zu wecken versucht. Andererseits aber…« Er zögerte.
    »Andererseits?« wiederholte de Varenne.
»Der Optimismus gefällt mir – aber die Menschen… Solche Menschen gibt es ja nicht, sie sind am Reißbrett entworfen! Einem Traum nachgezeichnet, einem Wunschtraum So selbstlos, ohne niedrige Instinkte…«
»Was verstehen Sie darunter?« fragte Inoti gespannt.
»Geiz, Niedertracht, Gier…«
Timár unterbrach ihn. »Gestatten Sie eine Frage. Haben Sie diese Wesenszüge hier an Bord gefunden?«
Stafford sah ihn verwundert an. »Das ist doch kein Gegenargument! Die Kosmos ist eine kleine, isolierte Insel, eine Ausnahme, die man nicht verallgemeinern kann.«
»Sie könnten sich also vorstellen, daß ein Mitglied unserer Besatzung, sobald wir wieder auf der Erde sind, einen andern bestiehlt oder übervorteilt? Daß einer von uns gierig ist und Reichtümer an sich rafft?«
Stafford lächelte. Eine zupackende Art hatte der kleine Chefgeologe. Wie seine Augen sprühten! Er hatte sich vorgebeugt, als ginge sein ungarisches Temperament mit ihm durch. »Natürlich nicht!« sagte er. »Eine Gemeinschaft ausgesuchter Leute… Und was sollte man stehlen, wenn man alles erhält, was man braucht!«
»Aha!« sagte Timár nachdrücklich. »Gier und Geiz sind demnach abhängig vom unterschiedlichen Besitz. Sehen Sie, Kollege Stafford, Sie halten die niedrigen Instinkte – wie Sie es nennen – für unabänderlich, weil Sie unterschiedlichen Besitz, also unterschiedliche Klassen für unabänderlich halten.«
»Aber das sind doch Utopien, Kollegen, haltlose, wenn auch verlockende Utopien! Ich gebe gern zu, daß diese Utopien als Propaganda oder sagen wir als Erziehungsmittel vor allem bei der Jugend gewisse Erfolge erzielen können, daß Sie durch dieses unerreichbare Ideal einen Menschentyp entwickeln, der dem gegenwärtigen überlegen ist. Aber einen Menschen ohne Furcht und Tadel…«
»Der neue Typ ist bereits da«, sagte Inoti. »Schon seit Jahrzehnten! Wir erziehen ihn nicht durch propagandistische Tricks, sondern wir schaffen die Voraussetzungen, daß der arbeitende Mensch menschenwürdig leben und alle Fähigkeiten entfalten kann, und wir vermitteln ihm Einblick in die Zusammenhänge der gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklung. Dieser Typ ist nicht ohne Furcht und Tadel, aber er weiß, daß das Wohlergehen des einzelnen abhängig ist vom Wohlergehen der Gesellschaft.« Und Timár fügte hinzu: »Der größte Teil der Kriminalität ist doch auf unterschiedlichen Besitz, auf unterschiedliches Lebensrecht zurückzuführen. Für viele Menschen gab es früher keine Möglichkeit, sich auf legale Weise ein menschenwürdiges Leben zu schaffen, weil die Früchte ihrer Arbeit andern zugute kamen. Verbrechen aus Not – das ist oft die Ursache gewesen! Da wir für alle ein würdiges Dasein geschaffen haben, geht unsere Kriminalität von Stufe zu Stufe zurück. Eines Tages wird es kein Geld mehr geben, wird es auf der Erde sein wie auf der Kosmos: Was man braucht, das holt man sich – weil alles in genügender Menge vorhanden ist.«
»Und was gibt den Menschen den Ansporn, wenn er nicht mehr um das tägliche Brot kämpfen muß, wenn nicht mehr das Streben nach Besitz die Triebkraft ist?« fragte Stafford und lächelte nachsichtig. »Woher wollen Sie den Nachwuchs nehmen, wenn keiner mehr studieren will, weil er doch auch ohne Studium einen hohen Lebensstandard haben kann!«
»Hunger ist keine menschenwürdige Triebkraft. Wir werden die unschöpferische Arbeit den Automaten übertragen und dem Menschen Zeit verschaffen, daß er seine Anlagen entfalten und pflegen kann. Er wird ungemein vielseitig werden, Kunst und Kultur werden eine Blüte erreichen wie nie zuvor. Die Leistungen werden

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