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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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bekannter Sonnen, von der jeder Kubikzentimeter wiederum Trillionen Atome enthielt, auf den Raum und nahm man noch die Materie hinzu, die sich zwischen den Sternen befindet – es ist etwa ebensoviel wie die Materie aller Sterne zusammen –, so blieben für jeden Kubikzentimeter Raum doch nur zwei Atome.
    So unendlich war der Raum, so umfassend das Nichts; durch das die Kosmos stürmte. Ein Stäubchen in der Unendlichkeit.
    Und doch barg dieses Stäubchen irdisches Leben, irdisches Schicksal, barg es Wünsche und Hoffnungen, barg es menschlichen Willen und menschliche Kraft.
    Seitdem die Kosmos das Sonnensystem verlassen hatte, arbeitete die Astronomengruppe unter Guptajee angestrengt, um die Fülle der neu entdeckten Sterne und Sternnebel zu bewältigen. Ihre Tätigkeit strahlte aus auf Geologen, Biologen, Chemiker und Physiker.
    Doch die Entdeckungen brachten nichts Umwälzendes, man entdeckte zwar Sterne mit dichterem Gefüge der Materie – bei manchen mochte ein Fingerhut voll Materie unter irdischen Verhältnissen Tonnen wiegen –, aber man fand, wie zu erwarten, keine neuen Elemente.
Eines Tages erklang Nasarows Stimme im Lautsprecher.
    »Genossen! Es ist soweit – wir wenden! Ich bitte, sofort die Arbeit zu unterbrechen und sich wie im Alarmfall zu verhalten!«
    Seit Tagen war das Wendemanöver vorbereitet worden. Die Hälfte des Weges lag hinter ihnen, nun sollte das Schiff gewendet und der Flug gebremst werden.
Inoti fuhr aus dem Schlaf.
    Er sah sich verständnislos um, murmelte vor sich hin und ließ sich wieder auf die Polster der Couch fallen.
Inoti wirkte schon im Liegen hünenhaft. Wenn er aber stand, dann schien selbst Jansen schmächtig gegen ihn. Aber er war nicht plump. Die ungewöhnliche Körpergröße, weitausladende Schultern, ein breiter Nacken, muskulöse Arme – das alles war harmonisch aufeinander abgestimmt und paßte auch zu dem imponierenden Kopf mit der hohen Stirn. Er war erstaunlich beweglich. Lazzarri zählte ihn zu seinen besten Sportlern.
Inoti wurde von allen geschätzt. Er war gutmütig und hilfsbereit und verstand es meisterhaft, erregte Debatten in ruhige Bahnen zu lenken. Unsachliche Auseinandersetzungen vertrug er allerdings nicht, auf sie reagierte er sehr scharf.
    Inoti stammte aus Banana, der Stadt an der Mündung des Kongo. Er hatte im Studentenaustausch in Berlin studiert und unterhielt sich gern mit Jansen, um seine Sprachkenntnisse aufzufrischen.
    Wieder ertönte der Lautsprecher. »Wir bitten sämtliche Besatzungsmitglieder, den ordnungsgemäßen Abschluß der Vorbereitungen über die Alarmanlage zu melden.«
    Inoti erwachte und sann den Worten nach, die in seinen Halbschlaf gedrungen waren. Langsam begriff er ihren Sinn. Dann sprang er mit einem Satz auf. Daß er das verschlafen konnte!
    Er drückte auf den Alarmknopf, mit dem man die Rauchwarnanlage betätigen konnte. In der Zentrale leuchteten dann die betreffenden Wohnräume rot auf. Nach der Kontrolle konnte der Diensthabende die Meldungen löschen.
    Während Inoti den Tisch und die Sessel in die Bodenrasten drückte, erinnerte er sich, daß es Romains Stimme gewesen war. Er klappte den Deckel des Bild-Ton-Bandgerätes zu, schloß die Schreibutensilien in den Schreibtisch, schob einige Bücher in die Halter und drückte die Tür des Bücherschranks ins Schloß.
    Er atmete auf. Das hatte er noch geschafft! Nun mußte er sich nur noch auf der Couch anschnallen.
Als er sich umwandte, strauchelte er. Hinter ihm lehnte seine Aktentasche am Sessel. Er hatte sie beim Aufräume übersehen. Er versuchte sich abzufangen, glitt dabei aus und fiel so unglücklich mit dem Kopf gegen die Tischkante, daß er benommen am Boden liegenblieb.
Er hörte im Bordfunk die letzte Warnung und richtete sich mühsam auf. Da ließ die Beschleunigung nach, Inoti verlor sein Gewicht und schwebte zur Decke. Zwar vermochte er trotz seiner Benommenheit noch den Aufprall abzufangen, aber es gelang ihm nicht, einen Halt zu finden. Er trieb zurück ins Zimmer.
    Jetzt setzten die Seitendüsen ein und drehten das Schiff. Die Wand kam ihm entgegen. Mit dem Rücken voran schlug er auf und verlor das Bewußtsein. Als die Düsen den Schwung abbremsten, flog er durch den Raum an die gegenüberliegende Wand. Dort befand er sich, bis das große Triebwerk wieder zu arbeiten begann. Wie ein reifer Apfel fiel er herab und blieb auf dem Bücherschrank liegen.
    Ungehört verklang der Ruf des Lautsprechers: »Wir bitten, den ordnungsgemäßen Vollzug des

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