Titanus
lief ein Morsestreifen aus dem Schreiber.
»… achtung… geben landehinweis stop links der flugbahn eures aufklärers grosse Stadt stop beachtet grüne rauchwolken stop zwischen ihnen landeplatz stop…«
»Grüner Rauch?« brummte Sundberg.
»Andre Länder, andre Sitten«, sagte Inoti. »Das stellte Wang Yun-chieh auf Titanus eins fest. Andere Planeten, andres Chlorophyll, sage ich. Grün kommt hier in der Natur selten vor, deshalb ist es am auffälligsten.«
»Aber hier ist wenigstens das Wasser blau«, sagte Timár.
»Keine roten Farbstoffe und unbedeckter Himmel«, erwiderte Inoti kurz.
»Der Landeplatz!« rief der Diensthabende und wies auf den Bildschirm.
»Lassen Sie die Maschine um den Platz kreisen, landen und den Funkleitstrahl zur Landung des Transportgeschwaders geben!« ordnete Nasarow an und nickte den Männern zu. »Nun laßt das Rätselraten oder setzt wenigstens anständige Preise aus – in Kürze wißt ihr’s ganz genau. – Canterville, bitte Landealarm!«
»Männer der Erde!«
Kraftvoll hallte ein Lautsprecher über den Landeplatz.
»Wir grüßen euch herzlich auf dem Planeten, den ihr Titanus zwei nennt. Wir hoffen, daß dieser Besuch ein freundschaftliches Band zwischen den Menschen und den Titanen schlingt.«
Der Landeplatz war gesäumt von einer lebenden Mauer. Winkende Titanen – Tausende!
Die Männer, die gerade die Maschinen verlassen hatten, sahen sich fassungslos an. Canterville, sprachlos, suchte nach dem Lautsprecher. Die Stimme kam vom Rande des Landeplatzes, wo niedrige Gebäude standen; geschwungene Dächer auf zwei geschwungenen Säulen, von Glaswänden umgeben.
Dr. Sandrino entdeckte ein Fahrzeug, das in schneller Fahrt herankam. »Dort kommt eine Delegation!«
Der Wagen stoppte. Es war ein langgezogener Stromlinienkörper auf zwei Rädern. Eine Tür rollte auf. Heraus sprangen vier Titanen in farbenfrohen, knielangen Kitteln, die durch geflochtene Gürtel zusammengehalten wurden. Ihre Beine steckten in breiten Stiefeln mit kunstvoll durchbrochenen Schäften, die bis unter die Kittel reichten. Die klauenartigen Hände schoben sich aus dreistufigen Puffärmeln hervor. Ihr Haar war wie eine Krone aufgesteckt und wurde in der Mitte des Kopfes von einer breiten Klemme zusammengehalten, auf der vorn ein blitzendes Rhomboid aufrecht stand. Auf ihm waren fremdartige Zeichen eingraviert. Hinter dem Rhomboid entfaltete sich ein duftiger Schleier, der den Hinterkopf bis zum Nacken verhüllte.
Ihre Körpergröße und die Eiform des Kopfes entsprachen dem, was die Menschen auf Titanus eins kennengelernt hatten. Doch der Gesichtsausdruck war anders: freimütig und unbekümmert.
Die Titanen kamen den Menschen entgegen. Einer von ihnen ging einige Schritte voraus. Diesen Abstand wahrten sie auch, als sie auf halbem Wege verweilten und auf die Menschen warteten.
Romain schob Nasarow vor. Sofort schritt der einzelne Titan auf Nasarow zu.
»Auch eine Methode, ohne zu fragen den Leiter herauszubekommen«, sagte Canterville. Ihm machte die Sache Spaß. Die Titanen waren ja unwahrscheinlich intelligent! Kannten das Morsealphabet, kannten Esperanto, wußten sogar, daß sie von den Menschen Titanen getauft worden waren… Was wollte denn der Titan mit dem Kästchen in seiner Hand? Achteckig war es und so schmal, daß es bequem in die Klauenhand paßte. Der Titan streckte Nasarow seine freie Hand entgegen, erfaßte dessen Hand und führte sie an die Stirn, an die Brust und an den Mund. Geistesgegenwärtig vollführte Nasarow die gleichen Bewegungen.
Der Titan erhob das Kästchen und bewegte seine Lippen. Wieder dröhnte eine Stimme über den Platz; diesmal kam sie vom Fahrzeug.
»Lassen Sie mich mit Worten bekräftigen, was wir soeben durch unsere Gesten ausdrückten: Was wir denken und empfinden, das sage unser Mund! Möge eine echte Freundschaft zwischen Menschen und Titanen« – er lächelte – »aus Ihrem Besuch erwachsen, eine Freundschaft, die Sie und uns gewinnen läßt.«
»Sie sehen uns überrascht von der Herzlichkeit der uns entgegengebrachten Gefühle, und wir versichern Ihnen, daß eine echte Freundschaft auch unserem aufrichtigen Wunsch entspricht«, erwiderte Nasarow bewegt.
Auch seine Stimme erklang aus dem Lautsprecher des Wagens. Sie wurde offenbar auch von den Titanen verstanden, denn stürmischer Beifall erscholl vom Rande des Platzes herüber.
Das brachte Canterville auf die Lösung. Das Kästchen mußte ein Mikrofon mit Sender sein. Drahtlos wurden
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