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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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fort!«
    Stafford richtete sich mühsam auf.
    »Es handelte sich um Helium- und Kobaltbomben. Ihre Größe entsprach denen, die den Titanus zerstört haben. Es bedurfte einiger Zeit, ehe ich das Gefühl der Dankbarkeit abstreifen und diesen Vertragsbruch in seiner ganzen Niedertracht ermessen konnte. Mein Gewissen trieb mich eines Tages zur Direktion. Ich protestierte energisch und wies nachdrücklich auf die ungeheure Gefahr hin, die damit verbunden war. Man beruhigte mich. Es handele sich um eine Versuchsserie, die im Rahmen der Koexistenz gemeinsam auf einem anderen Planeten erprobt werden sollte. Diese Serie sei sowieso abgeschlossen, und das Werk werde aufgelöst. Mir erschien das glaubhaft, zumal da ich wegen der bevorstehenden Werkschließung nicht nach Australien zurückzukehren brauchte. Ich glaubte auch, daß diese Versuchsserie von beiden Seiten geheimgehalten werden solle, um die Menschen nicht unnütz zu beunruhigen. Ich… Ich kannte doch nicht das Wesen Ihres Staates…«
    Er suchte nach Worten.
    »Ich durchschaute dieses Betrugsmanöver erst, als ich Sie kennenlernte und begriff, daß Ihr Staat so sein muß wie Sie, eben weil Sie dieser Staat sind. Wenn man Ihren Abscheu gegenüber Kernwaffen kennt, wenn man spürt, wie Sie dem Leben und dem Fortschritt zugewandt sind, dann glaubt man, nein, dann weiß man, daß ein solcher Geheimvertrag nicht möglich ist. Wie wohl überhaupt kein Geheimvertrag möglich ist dort, wo das Volk regiert…«
    Er schwieg erschöpft. Es dauerte eine Weile, ehe er weitersprach.
    De Varenne war sehr nachdenklich geworden. So sah es ein Außenstehender – jeder einzelne sprach und stand für seinen Staat? War er sich dessen immer bewußt?
    Stafford berichtete nun von seinem wachsenden Schuldgefühl, von den Zweifeln und von dem Bestreben, den Kollegen nicht den Glauben an eine Rückkehr zu nehmen.
    »Als ich erkannte, daß die Titanen denselben Weg gingen, war diese Ähnlichkeit wie eine Mahnung, nun endlich zu handeln. Das Schuldgefühl wurde unerträglich. Ich wollte helfen, warnen, die alte Schuld wenigstens zu einem Teil abtragen. Ich mußte, wenn noch irgend möglich, eine irdische Katastrophe verhindern, die Weltöffentlichkeit alarmieren…
    Die Rakete ist an den Weltgewerkschaftsbund adressiert. Sie enthält mein Tagebuch mit Aufzeichnungen über das unterirdische Werk und Material über die titanischen Forschungen, soweit sie sich mit denen des irdischen Werkes decken.«
    Stafford setzte sich.
    Nach seinen Worten lag es wie Seufzen im Raum. Ein Seufzen der Erleichterung.
    Endlich brach Nasarow das Schweigen.
    »Wer kennt Jansens Rakete so, daß er ihr das adressierte Tonband und das Tagebuch entnehmen kann?«
    »Die Raketenwarte im Arsenal«, sagte Stafford.
    »Ich lasse alles hierher bringen«, erwiderte Nasarow und gab telefonisch die entsprechende Anweisung. »Inzwischen darf ich Genossen Guptajee um den astronomischen Bericht bitten«, sagte er anschließend.
    »Die Strahlenintensität der neuen Sonne«, begann Guptajee, »scheint sich zu stabilisieren. Es ist also kaum zu befürchten, daß Titanus eins sich zur Nova oder gar zur Supernova entwickelt.«
    Sundberg unterbrach ihn. »Bitte, erläutern Sie mir, was das bedeutet. Ich weiß zwar, daß Nova und Supernova explodierende Sterne sind, aber Genaueres…?«
    »Eine Nova vergrößert ihre Helligkeit explosionsartig durch ausgeschleuderte Gasmassen auf das Fünfzigtausendfache und ihren Durchmesser auf das Hundert- bis Vierhundertfache, während eine Supernova ihre Helligkeit ebenso plötzlich auf das Fünfzigmillionenfache vergrößert und dabei an einem Tage etwa soviel Energie ausstrahlt wie unsere Sonne in vierzigtausend Jahren.«
    Inoti schüttelte den Kopf. »Man muß wohl Astronom sein, um das so kaltblütig zu sagen.«
    Guptajee lächelte. »Man muß überzeugt sein, daß eine solche Explosionsgefahr nicht besteht, Genosse Inoti. Und das bin ich.«
    Das Telefon summte. Fanden die Raketenwarte das Tagebuch nicht?
    Nasarow meldete sich und lächelte.
    »Ausgezeichnet! Bitte geben Sie zurück, daß wir die Einladung annehmen. – Die Funker!« sagte er. »Die Raumschiffe melden sich wieder. Wir sind zu einem Besuch eingeladen.«
    Die Tür öffnete sich. Einer der Raketenwarte brachte das Tagebuch, das Tonband und eine Mappe mit Aufzeichnungen.
    De Varenne ließ das Band auf seinem Gerät ablaufen. Es war endlos, lief mit einer Geschwindigkeit von zwei Zentimeter in der Sekunde aus einer Spezialkassette,

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