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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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einfach, sich von der Vergangenheit zu lösen. Ob wohl Nachkommen von ihm zuweilen zum Sternbild der Hyaden sahen und daran dachten, daß sich ihr Vorfahre noch immer auf dem Wege zu dieser Sternengruppe befand? Ob überhaupt noch ein Mensch daran glaubte, daß sie lebten? Hatte man sie vergessen? Gab es vielleicht wichtigere Dinge?
    Er sprang auf, daß der Sessel über die Diele rutschte, und trat hinaus auf die Terrasse vor seinem Häuschen.
    Mit welchen Gedanken belastete er sich!
    Jetzt würde sich entscheiden, ob sich ihre Vermutung bestätigte, ob sie einen Planeten fanden, der sich als Objekt ihrer Forschung eignete. Gewiß, das Sonnensystem war von außen fotografiert und vermessen; gewaltig war der Umfang der Erkenntnisse über andere Sternsysteme, die man während des Fluges von einer neuen Perspektive aus sah; außerdem hatten sie weitere Spiralnebel entdeckt. Aber die Krönung ihrer Arbeit war doch die Erforschung der Hyaden, das Verdrängen eines Planeten dieses Sternsystems aus seiner Bahn, um die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Schwerkraft zu erforschen. Das war ein Auftrag, wie ihn noch nie Menschen erhalten hatten, ein menschlicher Eingriff in das kosmische Gleichgewicht.
    Seit Tagen beobachteten die Astronomen die drei nächsten Fixsterne des Regengestirns, wie die Hyaden im Sternbild des Stiers auch genannt wurden. Weit waren die Sonnen auseinandergezogen, sie gaben den Blick frei auf andere Systeme. Doch so wichtige Erkenntnisse man über ihren Charakter gewonnen hatte, noch konnte man keinen Trabanten entdecken.
    Nasarow kehrte ins Zimmer zurück und ließ sich auf die Couch fallen. Er hatte mehrere Tage im Observatorium verbracht und sich keinen Schlaf gegönnt. Wenn er bei den kommenden Entscheidungen nicht versagen wollte, mußte er sich etwas Ruhe gönnen.
    Er schlief sofort ein.
    Das dunkle Summen des Bildfernsprechers vermochte nicht, in die Tiefe seines Schlafes einzudringen. Selbst als das Summen in schrille Klingelstöße überging, erwachte er nicht. Erst als sich die Stöße zu ununterbrochenem Gellen vereinten, richtete er sich taumelnd auf.
    Er erkannte kaum Guptajees scharfgezeichnetes Gesicht auf dem Bildschirm, das verständnisvolle Lächeln nahm er überhaupt nicht wahr.
    »Genosse Nasarow! Wir bitten Sie ins Observatorium!«
    Guptajee hängte auf.
    Zwei Worte hafteten in Nasarows Bewußtsein.
    Ins Observatorium!
    In zwanzig Sekunden war er am Fahrstuhl.
     
    »Haben Sie ihn endlich?« rief er schon in der Tür.
    »Wen?« fragte Guptajee ruhig und erhob sich.
    »Den Planeten, wen sonst?«
    »Ja und nein!«
    Guptajees Ruhe brachte Nasarow aus der Fassung. »Machen Sie keine Scherze mit mir, Guptajee! Ja oder nein! Der Planet entscheidet mehr als nur das baldige Ende des Fluges, schließlich können wir nicht unbeschränkt durch den Raum fliegen, ewig reicht der Treibstoff nicht. Und auch die Triebwerke halten nicht ewig, das hat mir Jansen erst kürzlich eindringlich dargelegt. Also gehen wir zu den Teleskopen, zeigen Sie mir Ihren Planeten!«
    »Bedaure, Genosse Nasarow, das kann ich nicht! Wir wären froh, wenn wir endlich einen entdeckt hätten.« Der Inder sagte es lächelnd, als gäbe er eine erfreuliche Auskunft.
    Nasarow rang nach Luft. »Weshalb haben Sie mich dann geweckt, kaum, daß ich eingeschlafen bin?«
    »Sie schliefen immerhin zweiundzwanzig Stunden ununterbrochen, Genosse Nasarow«, erwiderte der Inder sanft.
    Ungläubig sah Nasarow auf die Uhr. »Und weshalb haben Sie mich nun geweckt?«
    »Sie sollten dabeisein, wenn wir den Planeten entdecken!«
    Nasarow stutzte. »Ich bin nicht zu Späßen aufgelegt!«
    »Ich auch nicht. Kommen Sie!« sagte Guptajee und umfaßte Nasarows Schulter.
    Im Saal des Observatoriums war Guptajees Gruppe vollzählig versammelt. Die Mienen waren voller Erwartung.
    Der diensthabende Astronom meldete: »Im Spiegelteleskop ist nichts zu sehen. Wir steuern noch immer nach dem Radioteleskop.«
    »Suchen Sie einen Richtpunkt, falls die Signale verstummen und noch kein Objekt zu erkennen ist«, erwiderte Guptajee und bat Nasarow an das Steuergerät des Radioteleskops.
    An der Seite standen zwei fahrbare Tischpulte. Nasarow erkannte ein automatisches Schreib- und ein doppeltes Tonbandgerät. Während aus dem Schreibgerät ein schmales Papierband lief, auf dessen lichtempfindliche Schicht ein nadelspitzer Lichtstrahl bizarre Zickzacklinien warf, drehten sich die Spulen des Tonbandgerätes, und ihr zuckendes magisches Auge verriet, daß sie etwas

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