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Titanus

Titanus

Titel: Titanus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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sich umwandte, strauchelte er. Hinter ihm lehnte seine Aktentasche am Sessel. Er hatte sie beim Aufräume übersehen. Er versuchte sich abzufangen, glitt dabei aus und fiel so unglücklich mit dem Kopf gegen die Tischkante, daß er benommen am Boden liegenblieb.
    Er hörte im Bordfunk die letzte Warnung und richtete sich mühsam auf. Da ließ die Beschleunigung nach, Inoti verlor sein Gewicht und schwebte zur Decke. Zwar vermochte er trotz seiner Benommenheit noch den Aufprall abzufangen, aber es gelang ihm nicht, einen Halt zu finden. Er trieb zurück ins Zimmer.
    Jetzt setzten die Seitendüsen ein und drehten das Schiff. Die Wand kam ihm entgegen. Mit dem Rücken voran schlug er auf und verlor das Bewußtsein. Als die Düsen den Schwung abbremsten, flog er durch den Raum an die gegenüberliegende Wand. Dort befand er sich, bis das große Triebwerk wieder zu arbeiten begann. Wie ein reifer Apfel fiel er herab und blieb auf dem Bücherschrank liegen.
    Ungehört verklang der Ruf des Lautsprechers: »Wir bitten, den ordnungsgemäßen Vollzug des Wendemanövers über die Alarmanlage zu melden!«
     
    In der Zentrale leuchteten auf dem Schnittbild die Wohnungen auf. Der Diensthabende warf einen flüchtigen Blick darauf. Was sollte bei einem derart planmäßigen Manöver auch danebengehen?
    Er griff nach der Löschtaste.
    »Warten Sie!« rief Nasarow. »Wohnung dreiundneunzig leuchtet nicht!«
    Der Diensthabende erschrak und sah in die Wohnraumliste.
    »Lassen Sie! Das ist die Wohnung von Professor Inoti«, sagte Nasarow und griff nach dem Bildfernsprecher. Er bekam keine Verbindung.
    »Nichts zu machen! Er muß aber in der Wohnung sein, er meldete doch seine Bereitschaft.« Nasarow war besorgt. »Jansen wohnt in seiner Nähe. Er könnte einmal nachsehen.«
     
    Doktor Sandrino löste die Riemen und erhob sich aus dem Sessel. Er liebte es, seinen Räumen einen wohnlichen Eindruck zu verleihen, deshalb entnahm er dem Bücherschrank einige Bücher und legte sie auf den Lesetisch. Dann wusch er sich, kämmte das Haar und nahm sein Jackett aus dem Schrank. Ob Canterville schon im Klubhaus war?
    Der Bildfernsprecher klingelte.
    »Doktor! Schnell, kommen Sie! Ich bin bei Inoti. Sehen Sie selbst!«
    Sandrino erschrak. Jansens entsetztes Gesicht schob sich zur Seite. Im Hintergrand des Wohnraumes sah Sandrino den riesigen Neger auf dem Bücherschrank liegen. Ein Arm hing merkwürdig verdreht herab, vom Schrank lief Blut.
    »Nicht anfassen! Ich komme. Rufen Sie den Rettungswagen!«
     
    Nasarow rief kurz nach Inotis Einlieferung in der Klinik an und verlangte Professor Sundberg.
    »Wie ist der Zustand, und wie lange, schätzen Sie, wird es dauern?« fragte er.
    »Keine inneren Verletzungen. Eine Bärennatur! Der ausgekugelte linke Arm ist wieder eingerenkt, der Bruch des rechten geschient. Die Gehirnerschütterung ist nicht besorgniserregend. Ich denke, in vierzehn Tagen voll einsatzfähig, Genosse Nasarow!«
    »Unmöglich!«
    »Wir wenden die Befehlsheilung an«, warf Sundberg ein.
    »Sie glauben wirklich, daß Sie es in vierzehn Tagen schaffen?«
    Sundberg lächelte. »Wir schaffen es eher. In die vierzehn Tage ist die Schonzeit schon eingerechnet.«
    Nasarow jedoch verbarg seine Zweifel nicht. »Daß Sie solches Vertrauen zu einer neuen Methode haben… Ich weiß nicht recht.«
    »So zweifelhaft ist das nicht, Genosse Nasarow. Wir wissen jetzt genau, welche Gehirnsektoren den Abbau kranker und den Aufbau gesunder Zellen steuern und welche Ströme dabei entwickelt werden. Wir regen nun die Tätigkeit dieser Zellen an und versetzen darüber hinaus die übrigen gesunden Organe des Körpers, soweit sie an der Heilung nicht beteiligt sind, in einen Ruhezustand, der gerade noch die Erhaltung des Körpers garantiert. Um es kurz zu sagen, wir konzentrieren die gesamten Körperkräfte auf die Heilung.«
    Nasarow hob skeptisch die Brauen und kniff ein Auge zu. »Und weshalb haben Sie das bei Lazzarri nicht angewandt?«
    »Lazzarri hatte schwere innere Verletzungen. Bei ihm wäre die Befehlsheilung zu kompliziert gewesen, soweit sind wir noch nicht.«
    »Wann kann ich Inoti sprechen?«
    »Augenblicklich ist er noch bewußtlos. Und während der Heilung schalten wir sein Bewußtsein aus, um auch die Kräfte für die geistige Tätigkeit zu sparen – also erst, wenn er gesund ist!«

10. Kapitel
     
    Nasarow schob unwillig Tamaras Bild ins Schubfach zurück. Die Tage verrannen, vereinten sich zu Wochen, Monaten, Jahren. Und doch war es nicht

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