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Giuseppe und einmal den des Fürsten von Caramanico, jedoch mit unzusammenhängenden Worten, die mich hoffen ließen, daß sie nur im Traum die Erinnerung an das, was vorgefallen war, wiederfinden würde.
Ich klingelte den Kammerfrauen; zwei derselben kamen. Ich rief mir die Vorschriften des Doktors ins Gedächtnis zurück. Zuerst begannen wir damit, daß wir die Königin ein Fußbad von Senf nehmen ließen, dann umlegten wir, als die Röte im Gesicht, das Fieber und das Delirium nicht aufhörten, die unteren Teile der Füße mit Senfpflastern. Dies ward uns um so leichter, als Karoline mich trotz des Deliriums kannte, sehr sanft gegen mich war und alles mit sich machen ließ, was ich anordnete.
Gegen ein Uhr verfiel sie in einen Zustand von Erstarrung, der seltsam gegen die Aufregung abstach, in der sie sich soeben noch befunden. Punkt zwei Uhr hörte ich das Rollen eines Wagens. Cottugno hielt Wort. Ich ließ die Königin unter der Obhut zweier Kammerfrauen und eilte dem Doktor entgegen. Ich kam gerade noch zeitig genug, ihn oben an der Treppe zu begrüßen. Mit zwei Worten erzählte ich ihm, nicht das, was heute morgen vorgefallen war – denn ich besaß kein Recht über das Geheimnis der Königin – sondern, daß seine Kranke, nachdem sie wieder zum Bewußtsein gekommen sei, eine große Aufregung gehabt habe, wodurch die verbundene Ader wieder aufgesprungen sei, was eine Ohnmacht herbeigeführt habe. Ich fügte hinzu, daß wir seine Vorschrift Punkt für Punkt befolgt hätten und schilderte ihm den jetzigen Zustand der Königin. Cottugno untersuchte das Blut, erkannte darin die Anzeichen einer heftigen Entzündung und begab sich dann zur Königin. Karoline lag unbeweglich mit geschlossenen Augen da. Der Doktor fühlte ihren Puls, lauschte ihren Atemzügen und fragte sie nach ihrem Befinden; die Königin öffnete die Augen nicht und schwieg.
»Rücken Sie das Becken her,« sagte der Doktor zu einem der Kammermädchen, »die Königin hat noch nicht genug Blut verloren und ich muß ihr daher noch eine bis zwei Unzen entziehen.«
Die Königin zog ihren Arm zurück – ein Beweis, daß sie gehört hatte was Cottugno soeben gesagt hatte. Dieser schien jedoch die Bewegung nicht zu bemerken, sondern faßte den Arm der Königin.
»O,« sagte die Kranke, »ich bin schon schwach genug, machenSie mich nicht noch schwächer. – Ich könnte dann nicht einmal mehr zwei Ideen miteinander verbinden.«
»Gut!« sagte Cottugno, »Eure Majestät müssen in dem Zustand, in welchem Sie sich befinden, nicht nur zwei Ideen nicht miteinander verbinden, sondern überhaupt gar keine haben.« Karoline seufzte; sie besaß nicht die Kraft zu widerstehen. Der Doktor öffnete die Ader und die Königin verlor wieder zwei Becken voll Blut: Das war mehr, als sie ertragen konnte; sie wurde ohnmächtig. Sogleich unterband Cottugno die Ader.
»So!« sagte er. »Diese Damen werden zum Apotheker gehen, oder hinschicken und den Arzneitrank bereiten lassen, den ich verschreiben werde. Unterdessen wollen wir plaudern.« Er schrieb das Rezept, übergab es den beiden Kammerfrauen und schob sie sozusagen zum Zimmer hinaus. Dann ging er zu der Königin hin, die noch immer bewußtlos war, und faßte ihre Hand.
»Sehen Sie,« sagte er zu mir, »mit den Ärzten muß man offen reden, denn sonst läuft man Gefahr, daß sie sich täuschen und dadurch den Kranken töten.«
»Mein Gott!« rief ich aus, »ist denn Lebensgefahr vorhanden?«
»Die ist stets vorhanden, wenn an der einen Seite eines Lagers die Krankheit und auf der anderen der Arzt steht. Ich denke mir aber, daß hier der Geist kränker ist, als der Körper.«
»Das glaube ich ebenfalls, Doktor, und bewundere Ihren Scharfblick.«
Cottugno zuckte die Achseln. »Da ist nun weiter kein Scharfblick dabei,« sagte er, »und die ganze Sache liegt klar wie der Tag vor mir. Ich will Ihnen erzählen, was vorgefallen ist. Wenn ich mich irre, so werden Sie mir ins Wort fallen; wenn ich aber den Hergang der Sache errate, so werden Sie mich fortfahren lassen.« – »Wenn die Königin Sie nun aber hört?« – »Das ist nicht zu befürchten. Ich habe meine Hand auf ihrem Puls, wenn sie wieder zu sich kommen will, so werde ich es eine Minute voraus wissen. ... Nicht wahr, die gestrige Hinrichtung hat die Königin so in Aufregung gebracht?« – »Wie können Sie denn das erraten?« – »O, wie naiv! Erstens hat die Hinrichtung viele andere in Aufregung gebracht, wievielmehr nicht sie, welche diese
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