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denselben Tag ward beschlossen, daß Nelson wieder in See stechen und eine Expedition gegen Neapel versuchen sollte. Der Kronprinz, welcher sich schämte, noch nichts zur Wiedereroberung seines Erbteils getan zu haben, entschloß sich endlich mit Nelson zu gehen, welcher erklärte, daß er, wenn der König ihm Instruktionen geben wollte, mit dem ersten günstigen Wind auslaufen würde.
Der König, die Königin und Sir William brachten die Nacht damit zu, daß sie diese Instruktionen aufsetzten. Dieselben gaben Nelson unbeschränkte Vollmacht. Dabei aber empfahl ihm Karolinemündlich, mit den Rebellen nicht zu unterhandeln, und beauftragte mich, ihm eine Stelle aus einem Briefe zu übersetzen, den sie in bezug auf diesen Punkt an den Kardinal Ruffo schrieb, und worin es hieß:
»Ich wünsche sehnlich, zu erfahren, daß Sie Neapel genommen haben und daß Unterhandlungen mit dem Kastell San-Elmo und seinem französischen Kommandanten angeknüpft worden sind. Dabei aber bitte ich Sie dringend: keine Unterhandlungen mit strafbaren Vasallen, welchen der König in seiner Milde verzeihen oder ihre Strafe wenigstens mindern wird! Niemals und unter keinem Vorwand darf mit rebellischen Untertanen kapituliert oder unterhandelt werden, welche in die Enge getrieben sind, und die, wenn sie auch das Böse tun wollten, es doch nicht mehr könnten, weil sie jetzt in der Falle sitzen wie gefangene Ratten. Wenn es für das Wohl des Staates notwendig ist, so bin ich einverstanden, daß man ihnen verzeihe, mit solchen Elenden aber unterhandeln, das darf niemals geschehen!
»Ganz besonders gibt es unter ihnen einen, den wir um keinen Preis nach Frankreich entschlüpfen lassen dürfen. Es ist dies der unwürdige Caracciolo, dieser dreifache Undankbare, welcher alle Winkel der Küsten von Neapel und Sizilien kennt, und der, wenn er unserer Gerechtigkeit entränne, uns allen große Unannehmlichkeiten bereiten und die persönliche Sicherheit des Königs gefährden könnte.«
Solche Instruktionen ließen für Nelson nur eine Alternative übrig. Entweder mußte er dieselben pünktlich ausführen, oder sich gar nicht damit befassen, denn sie hatten nicht bloß den Zweck, Neapel wieder zu erobern, sondern auch den, das Königtum zu rächen. Nelson zögerte, wie ich hier nicht verschweigen darf, und Donnerstag, am 12. Juni, war er noch unentschieden.
Karoline griff wieder zu dem gewöhnlichen Mittel, wodurch sie auf ihn einzuwirken verstand, und diktierte mir folgenden Brief an ihn: »Ich habe soeben den Abend bei der Königin verbracht. Sie ist in förmlicher Verzweiflung und sagt, daß, obschon das Volk von Neapel der Mehrzahl nach für seinen rechtmäßigen Herrscher sei, die Dinge doch nicht wieder in den Zustand der Ruhe und Botmäßigkeit zurückgeführt werden können, wenn er nicht mit seiner Flotte vor Neapel erschiene. Deshalb werden Sie, mein lieber Lord, von ihr flehentlich und inständig gebeten, ja beschworen, sich ohne Zeitverlust nach Neapel zu begeben. Umdes Himmels willen erwägen Sie, bedenken Sie, handeln Sie! Wir werden Sie begleiten, wenn Sie es wünschen. Sir William ist krank, ich bin krank. Dies wird uns wieder gesund machen.
Stets und immerdar aufrichtig die Ihrige
Emma Hamilton.«
Nelson konnte mir nie etwas abschlagen. Mein Brief bestimmte ihn und in der Nacht ließ er mir antworten, daß den nächstfolgenden Tag der Kronprinz zu ihm an Bord kommen könne. In der Tat begab dieser sich auch am 13. an Bord des »Donnerers«. Wir begleiteten ihn alle, der König, die Königin, mehrere Personen von der königlichen Familie, Sir William Hamilton und ich. Sofort ward die königliche Flagge aufgehißt und in demselben Augenblicke eine Salve von einundzwanzig Kanonenschüssen gegeben. Mittags verließen wir den »Donnerer«, indem wir den Prinzen und sein Gefolge an Bord zurückließen. Sofort, nachdem wir uns entfernt, ging Nelson unter Segel. Am nächstfolgenden Tage, Freitags vier Uhr morgens, stießen die Schiffe »Powerful« und »Bellerophon« zu ihm.
Dieselben meldeten ihm im Auftrage des Lord Keith, daß die zweiundzwanzig Segel starke französische Flotte an der Küste von Italien signalisiert worden sei. Nelson, der nur sechzehn Schiffe zweiten Ranges und sehr wenig Mannschaften hatte, hielt es nicht für rätlich, den Kronprinzen den Gefahren eines Kampfes auszusetzen, welcher seine Verantwortlichkeit verdoppelte. Er schlug daher sofort wieder den Rückweg nach Palermo ein und landete an demselben Tage acht
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