Tochter der Hoffnung (German Edition)
Augen, das ihr so nah war, dass sie nur ihre Hand hätte ausstrecken müssen. Die Augen waren fast schwarz, mit kleinen blauen Punkten um die Iris herum. Ein länglicher rundlicher Kopf endete in einem langen Hals, der beinahe dreifach so breit war wie Danil. Den Rest des Körpers konnte sie unter Wasser nicht erkennen. Die Stimme des Tieres, die sie nur in ihrem Kopf zu hören schien, riss sie aus ihrer Betrachtung.
Du bist endlich zu mir gekommen. Die Stimme war definitiv weiblich und hatte einen wunderschönen Klang. Ohne weiter darüber nachzudenken, hob Danil nun wirklich ihre Hand und berührte das Wesen am Kopf. Sie fühlte Wärme und eine feste aber nicht glitschige Haut. Dort, wo ihre Hand das Tier berührt hatte, schien ein leichter blauer Schimmer aufzutreten.
„Wer oder was bist du?“ Auch wenn Danil keine Gefahr wahrnahm, so war sie sich doch im Klaren darüber, dass sie hier und jetzt sterben konnte. Wenn das Wesen sich entschied, sich eine Zwischenmahlzeit zu gönnen, dann hatte sie nicht den geringsten Hauch einer Überlebenschance. Unwillkürlich richtete sie ihren Blick auf das Maul des Tieres. Sie würde vielleicht nicht mit einem Mal in das Maul passen. Wieder sah das Tier sie völlig ruhig mit diesen warmen Augen an und sie hörte nur in ihrem Kopf diese Stimme.
Ich bin die Letzte meiner Art. Meine Vorfahren und ich waren die Wächter des Elements Wasser. Mein Name ist Ashaya. Ich habe lange nach dir gesucht, Danil.
Erstaunt schob sie sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht, die ihr immer wieder ins Gesicht fiel.
„Woher kennst du meinen Namen?“ Der Kopf Ashaya`s bewegte sich leicht hin und her und versetzte damit das Wasser mehr und mehr in Bewegung.
Ich werde dir all deine Fragen beantworten, doch zuerst einmal sollten wir deinem Freund helfen. Ich fürchte, ich habe ihn zu spät gefunden. Da dein Geruch an ihm haftete, habe ich ihn an einen sicheren Ort gebracht.
Ashaya verschwieg der Menschenfrau vorerst den Drang, den sie verspürt hatte, um zu ihr zu gelangen. Beinahe hätte sie den Menschen seinem Schicksal überlassen. Doch letztendlich hatte ihr Herz über ihren Wunsch, zu Danil zu gelangen, gesiegt.
„Meinst du etwa Cuinn? Wo ist er? Was ist geschehen?“ Danil`s Gedanken rasten. War der Wirt ihr etwas ins Wasser hinterher gesprungen oder war er unbeabsichtigt in das tödliche Meer gestürzt?
Ich werde dich zu ihm bringen. Halte dich an mir fest. Doch du musst mir vertrauen, junge Heilerin. Schaue tief in dein Innerstes hinein. Ich werde dir nichts tun.
Danil, der durchaus bewusst war, dass sie momentan keine andere Wahl hatte, nickte zur Bestätigung. Vorsichtig schwamm sie etwas an die Wächterin heran und schlang ihre Arme um den Hals. Wie von selbst befand sie sich nun auf dem Rücken Ashaya`s. Es war erstaunlich einfach, sich trotz des Tempos festzuhalten und zugleich das unglaubliche Blau des Meeres zu bewundern. Hier und da gab es einige hellere und dunklere Stellen. Am Himmel waren vereinzelte Wolken vom Sturm übriggeblieben, doch die Sonne sandte unentwegt ihre wärmenden Strahlen auf die Erde. Es dauerte bei dem schnellen Tempo, dass Ashaya ohne Probleme zu gelingen schien gar nicht lange, da tauchte in Danil`s Blickfeld auch schon eine gewaltige Klippenwand auf. Das Meer hatte im Laufe der Zeit seine Spuren hinterlassen und den harten Felsen mit seinen stetigen Bewegungen ausgehöhlt. Ashaya hielt direkt auf eine Höhle zu, die kaum mit dem bloßen Auge zu erkennen war. Danil musste sich ganz nah an die Wächterin pressen, ansonsten wäre sie wohl mit dem Kopf an das Gestein über ihr gestoßen. Als sie die beengende Höhle verließen, musste Danil zunächst einmal ihre Augen vor dem hellen Sonnenlicht verdecken. Als sie die Hand wegnahm, stieß sie einen erstaunten Laut aus. Vor ihr erstreckte sich eine azurblaue glitzernde Wasserlandschaft, die in einiger Entfernung durch das Festland begrenzt wurde. Direkt vor ihnen erkannte Danil eine Festung mit hohen Türmen, die sich aus den blauen Tiefen des Wassers heraus ragte. Hinter der Festung ergoss sich ein Wasserfall in die Tiefe. Es sah beinahe so aus, als ob die Welt hinter der Festung endete.
Wir sind da. Trotz der enormen Lautstärke, die durch den Wasserfall verursacht wurde, verstand Danil Ashaya ohne Probleme. Für sie war diese Art der Verständigung noch immer sehr fremd und ungewöhnlich. In einem kleinen Hafen vor der Festung befanden sich mehrere Segelboote, die sich sanft im Rhythmus des
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