Tochter der Hoffnung (German Edition)
Ailish. Dennoch, in den feinen Gesichtszügen und den strahlenden Grünen Augen zeigte sich die Ähnlichkeit der beiden Frauen. Mit vor Aufregung klopfendem Herzen schaute Ailish sich das Bild genauer an. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz. Warum hatte sie das vorher nicht gesehen? War sie so blind gewesen oder hatte sie es einfach nur nicht sehen wollen? Die Frau auf dem Gemälde war die Frau aus ihren Träumen. Die Frau, mit der sie in der Glasbläserei das Pentagramm angefertigt hatte.
Leicht benommen lehnte sie sich an Liamh, der neben sie getreten war und ihr einen Arm um die Taille gelegt hatte.
Sie konnte sich an das Bild erinnern. Ihre Mutter, ihre leibliche Mutter, hatte für dieses Gemälde Stunden lang still sitzen müssen. Sie hatte versucht, sie dazu zu überreden, mit ihr Auszureiten. Doch die Königin hatte sie nur liebevoll angelächelt und gemeint, sie tue einer Freundin einen Gefallen und würde später mit ihr spielen. Beleidigt war sie damals nach draußen gegangen und hatte sich mit Liamh gestritten, der mit einigen Jungen fangen gespielt hatte. Seamus gab ihr beide Anhänger wieder zurück und schaute sie prüfend an.
„Ich erinnere mich an dieses Bild. Ich war beleidigt, dass meine Mutter keine Zeit mit mir verbringen wollte und da bin ich hinaus zu Liamh gegangen, um ihn zu ärgern und mir so meine Zeit zu vertreiben. Ich wollte ausreiten und durfte das nur mit einem Erwachsenen zusammen. Ich war, glaube ich, vier Jahre alt.“ Bei Ailish`s trauriger Stimme zog sich Liamh`s Magen zusammen. Das, was Ailish nun verletzte, konnte er nicht mit seinem Schwert bekämpfen. Als Ailish eine Träne die Wange hinunter lief und auf die Schmuckstücke in ihrer Hand fiel, erfüllte ein warmes Leuchten den Raum. Verwundert starrten alle auf Ailish`s Hand, in der das Glas-Pentagramm mit dem Amulett verschmolz und so zu dem Anhänger wurde, den die Königin auf dem Bild trug.
Nachdem das Leuchten abgeklungen war, schaute Seamus sie wieder mit diesem durchdringenden Blick an.
„Nun, diese Frage dürfte geklärt sein. Eine Frage habe ich jedoch noch, Prinzessin. Seid ihr bereit, für euer Volk euer Leben zu geben? Seid ihr bereit, alles zu tun, um uns aus der Knechtschaft von Alasdair zu befreien?“
Ailish schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und straffte ihre Schultern.
„Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, ob ich euch wirklich eine Hilfe bin. Ich kann mich an kaum etwas erinnern. Doch ich verspreche, dass ich mein Bestes und noch mehr geben werde, um euch zu helfen.“
Seamus kniete sich nach diesen Worten vor ihr nieder. Caitlyn folgte dem Beispiel ihres Vaters. „Prinzessin, das ist alles, was ich hören wollte. Ich gelobe euch also die Treue, so wie ich vor etlichen Jahren euren Eltern die Treue geschworen habe.“
Eine Frau stürmte mit einem Mal in den Raum.
„Nun, mein Gatte, dann kannst du jetzt deine Treue beweisen. Mehrere Männer in schwarzen Umhängen haben das Haus umstellt. Die Angestellten habe ich fortgeschickt. Die Hunde wurden betäubt. Doch die feindlichen Schwingungen konnten sie nicht verbergen.“
„Wie viele sind es?“ Fragte Liamh.
„Etwa 20 bin 25 Mann, wenn ich mich nicht irre.“ Die Anspannung zeigte sich bei der kleinen, zierlichen Frau nur in den verspannten Schultern. Ihr Blick jedoch war ruhig und beherrscht. Ailish bewunderte sie dafür, denn ihr zog sich mal wieder der Magen vor Angst zusammen. Na toll, sie war wirklich ein bewundernswerte Prinzessin, dachte Ailish sarkastisch.
„Gibt es eine Fluchtmöglichkeit?“ Diesmal richtete Duncan die Frage an Seamus. Dieser schüttelte jedoch nur grimmig den Kopf. „Nicht, wenn wir von allen Seiten umstellt sind. Ich fürchte, wir kommen zu dritt nicht gegen so viele Gegner an.“ Liamh, der immer noch den Arm um Ailish`s Taille gelegt hatte, merkte kaum, dass er diesen anspannte. Erst als er Ailish`s schmerzerfüllten Laut hörte, ließ er sie los und tigerte in dem Raum auf und ab.
Ailish bewunderte gerade seine geschmeidigen Bewegungen, die durchaus tödlich sein konnten, als ihr eine Idee kam.
Als sie damals raus gegangen war, um Liamh zu ärgern, hatte sie sich unsichtbar gemacht. Das heißt, sie hatte einen Zauber gesprochen, der allen Anderen suggerierte, sie nicht zu sehen. Oh man, das war verrückt, aber einen Versuch war es wert.
Um sich zu beruhigen, hängte sie sich das Amulett wieder um den Hals, hielt es mit der rechten Hand fest umklammert und schloss ihre Augen.
„ Die
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