Tochter der Hoffnung (German Edition)
Die Häuser erinnerten Ailish sehr an die Bauart in Italien mit ihren kleinen verwinkelten Straßen und den Terrakotta farbenden Häusern. Nachdem Duncan und Liamh alle Sachen von Bord geholt hatten, kam ein älterer Mann auf sie zu. Sein hageres Gesicht zeigte eine Untergebenheit, die Ailish irgendwie unheimlich war.
„Willkommen in Uisce Cathair. Mir wurde die Aufgabe zuteil, euch abzuholen und in eure Unterkünfte zu begleiten. Am Abend wünscht die Alte ein Gespräch mit der jungen Dame. Kommt, kommt. Wir haben nicht mehr viel Zeit und ihr möchtet euch sicherlich etwas frisch machen,“ mit diesen Worten nahm der Mann Ailish ihre kleine Tasche ab und ging in Richtung einer Kutsche, die ein Stück entfernt wartete. Liamh schaute zuerst Ailish an und ging erst hinter dem Fremden her, nachdem Ailish leicht genickt hatte. Seit sie Danil bei Alaina zurückgelassen hatten, musste Ailish die Aufgabe übernehmen, zu beurteilen, ob die Menschen eine dunkle und somit gefährliche Aura besaßen. Die Alte musste wohl die Frau sein, die Alaina erwähnt hatte. Nachdem sie mit der Kutsche die Stadt verlassen hatten, kamen sie an einer Reihe von bewirtschafteten Feldern vorbei. Die Leute, an denen sie vorbei fuhren, winkten ihnen freundlich zu und gingen dann wieder ihrer Arbeit nach. Als ein kurzer Regenschauer aufkam, war Ailish über das Verdeck der Kutsche, welches sie vor der Nässe schützen, zutiefst dankbar. Dabei fielen ihr jedoch wieder Ailaina`s Worte ein. Sie hatte sie gewarnt, dass sie auf dem Weg zur Alten eine Wüste durchqueren mussten. Doch sie konnte weit und breit nur Felder und Wälder erkennen. Doch noch bevor sie dem hageren Mann, der sich mittlerweile mit dem Namen Cònn vorgestellt hatte, ihre Frage stellen konnte, hielt die Kutsche schon vor einem riesigen Gebäude an, welches sie mit seinen vielen Türmen und der riesigen Eingangstür an ein königliches Schloss erinnerte. Duncan und Liamh bekamen jeweils ein Zimmer direkt gegenüber von ihrem eigenen zugeteilt. Liamh, dem es nicht behagte, Ailish allein zu lassen, und nicht nur der Gefahr wegen, schaute Ailish mit einem unwilligen Stirnrunzeln hinterher, als sie die Tür ihres Zimmers hinter sich zuzog. Duncan, der Liamh`s Blick mitbekommen hatte, schlug ihm lachend auf den Rücken und meinte: „Mensch, du bist ja hin und weg. Wenn Caitlyn unsere junge Prinzessin nicht verschreckt hat, wird es dein Blick bestimmt.“ Mit einem fragenden Blick schaute Liamh seinen Freund an.
„Wie meinst du das? Was hat Caitlyn denn getan?“ Das ungute Gefühl in Liamh`s Magengegend verstärkte sich bei Duncans vergnügtem Lachen noch.
„Was genau sie zu Ailish gesagt hat, hab ich nicht verstanden. Doch ich kann es mir denken, ich habe Ailish`s Blick gesehen.“ Mit diesen Worten verzog sich Duncan in sein eigenes Zimmer, um sich sein lang ersehntes Bad zu gönnen. Liamh, der wusste, dass Duncans Worte ihn nicht mehr in Frieden lassen würden, ging kurz entschlossen an Ailish`s Tür und öffnete diese, nachdem sie auf sein Klopfen nicht reagiert hatte.
Mit einem Blick hatte Liamh bereits den Raum erfasst und wusste, dass Ailish sich im angrenzenden Ankleidezimmer befinden musste. Die Geräusche von raschelndem Stoff waren unverkennbar. Kurz darauf erschien sie auch schon in ein türkises Seidenkleid gehüllt in der Tür.
„Ist etwas geschehen?“ Liamh konnte jedoch auf ihre nervöse Frage gar nicht reagieren. Es schien, als hätte sein Gehirn seine Arbeit eingestellt. Bewundernd ließ er seinen Blick über Ailish`s Erscheinung schweifen. Über die zarten Rundungen ihrer Schultern, über ihr Dekoltee, ihren schlanken Bauch bis hinunter zu ihren nackten Füßen, die unter dem Kleid hervorblitzen. Wortlos ging er auf eine Kommode am Ende des Raumes zu, auf der eine silberne Kette mit einem Smaragd-Anhänger in Form einer Träne kunstvoll drapiert lag und ging dann mit blitzenden Augen auf Ailish zu.
„Du siehst wunderschön aus“, mit diesen Worten legte er Ailish die Kette um den Hals und senkte dabei seinen Kopf, um ihren Duft tief einzuatmen. Ailish hatte sich zwar etwas Parfum an den Hals gesprüht, doch mit dieser Wirkung hatte sie wahrhaftig nicht gerechnet. Was machte man in solch einer Situation? Sich für das Kompliment bedanken? Irgendwie erschien es Ailish schon lächerlich, nur darüber nachzudenken, wie andere Frauen jetzt wohl reagieren würden. Nachdem sie ihm nicht antwortete, fuhr er in einem wie er hoffte unbeschwertem Tonfall
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