Tochter der Hoffnung (German Edition)

Lagerfeuer vorstellen, umgeben von Kindern, die ihren Geschichten lauschten. Mit einem Nicken signalisierte sie, dass sie mit dem Vorschlag einverstanden war. Sie brannte wirklich vor Neugier, was geschehen war und außerdem war sie sich nicht sicher, ob sie ihre Stimme schon benutzen konnte. Ihr Hals fühlte sich wund und zerschunden an.
    Mit einem ächzen setzte die Alte sich auf einen zweiten Stuhl, den Duncan ihr gebracht hatte. Seine gute Erziehung schien er in allen Lagen nie zu vergessen.
    „Ich bin eine der Wenigen, die noch nicht ganz ihre Kräfte verloren hat. Ich hatte vor einiger Zeit die Vision, dass unsere Prinzessin mich aufsuchen würde. Doch aus Angst, dass es eine Falle sein könnte, habe ich eine Prüfung vorbereitet. Als ihr bei Alaina eintraft, hat sie kurz Kontakt zu mir aufgenommen. Doch auf meine alten Tage wollte ich von meinem Entschluss nicht weichen. Ich habe in den letzen Jahren viel Grauenhaftes miterlebt. Vielleicht wollte ich uns allen beweisen, dass ihr eine würdige Prinzessin seid, vielleicht musste ich mich nur selbst überzeugen. Und ihr habt es in der Tat bewiesen.“ Als die Alte Ailish`s verwundertem Blick begegnete, schien das erste Mal ein Lächeln ihr Gesicht zu erhellen. Doch ihre Augen blieben weiterhin unberührt. Das hellblau der Augen erschien Ailish hart und unnahbar.
    „Ihr habt bewiesen, dass ihr nach so kurzer Zeit und ohne Anleitung mit einem Bruchteil eurer Kräfte umgehen könnt. Ihr habt bewiesen, dass ihr Mitgefühl besitzt. Ohne Nachzudenken habt ihr das Wasser geteilt. Ich habe euch die ganze Zeit überwacht und als ihr eingeschlafen seid, wurde euer Geist unruhig. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich verlor die Kontrolle und eure Seele verließ euren Körper. Ich bin euch gefolgt und habe euch weiterhin beobachtet, doch ich hätte nicht eingreifen können. Dazu reicht meine Kraft nicht mehr aus.“ Die letzten gesprochenen Worte klangen resigniert und verbittert. „Das was ihr in dem Dorf gesehen habt, war Alasdair`s Werk. Irgendwie habt ihr es gespürt und wurdet aus meiner Illusion an diesen Schauplatz des Schreckens gezogen. Ich denke, eure Seele hat die Hilferufe eures Volkes vernommen. Er sucht das Land nach euch ab. Dabei ist ihm jedes Mittel recht.“
    Ailish bemerkte, dass Liamh sich aufrechter hinsetzte und sich die Muskeln unter seinem Hemd vor Anstrengung bewegten. Ein Blick in seine Augen sagte ihr, dass er zu allem bereit schien, um sie zu beschützen. Begütigend legte sie eine Hand auf seinen Arm und lächelte ihm beruhigend zu. Auch wenn sie innerlich genauso aufgewühlt war wie er, Ailish bemühte sich, dies nicht nach Außen hin zu zeigen. Obwohl sie die Antwort bereits wusste, stellte sie, wenn auch mit leiser Stimme, die Frage: „Wart ihr das Kamel?“ Die Augen des Tieres hatte sie an einen Menschen erinnert. Das Nicken der Alten bestätigte ihre Vermutung.
    „Alaina erwähnte, dass ich erst eine Wüste durchqueren müsse. Das fiel mir auf der Fahrt hierher wieder ein. Wie habt ihr mit Alaina Kontakt aufgenommen und warum?“
    Ächzend wechselte die Alte ihre Position auf dem Stuhl, verzog dabei jedoch keine Miene.
„Wie viele andere junge Frauen waren sowohl Alaina, als auch die Königin vor langer Zeit bei mir, um sich das alte Wissen anzueignen. Die Königin hatte jedoch weniger Zeit zur Verfügung, da sie ihren Verpflichtungen nachkommen musste und außerdem war sie bereits mit euch schwanger. Alaina blieb länger und wir entwickelten eine Möglichkeit, über unseren Geist zu sprechen. Sie war sich sicher, dass ihr meine Prüfung bestehen werdet, dennoch wollte sie euch warnen. Jeder Mensch strahlt Energie ab, mit seinen Gedanken, seinen Empfindungen. Wenn man sich auf diese Energie einstellen kann, vermag man sich auch über längere Distanzen hinweg zu verständigen. Alaina war bis jetzt jedoch die Einzige, die die Kraft besaß, mit mir auf diesem Weg zu kommunizieren. Bis heute. Ihr habt meine Stimme vernommen, ist das richtig?“ Abwartend schaute die Alte Ailish an. Diese kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum, als sie versuchte, sich an das Geschehene zu erinnern.
    „Ja, ich habe eine Stimme gehört, nur sehr leise, doch sie war da. Ich sollte meinen Fähigkeiten vertrauen und die Elemente zur Unterstützung nehmen.“ Erleichtert nickte die Alte. Sie wollte die Prinzessin nicht verängstigen, doch so etwas hatte sie noch niemals zuvor erlebt. Ohne Anleitung und Übung hatte diese junge Frau gelernt, ihre inneren