Tochter der Hoffnung (German Edition)
schossen, abgeblockt oder der Wind ließ sie wie Spielzeugfiguren durch die Luft fliegen.
Der Himmel öffnete seine Schleusen und der Regen löschte binnen ein paar Minuten die alles verschlingenden Flammen. Vom Mut der jungen Frau angestachelt, hoben einige junge und ältere Männer die fallengelassenen Schwerter auf und trugen somit zum Sieg über die Schergen Alasdair`s bei. Ailish jedoch erlebte alles in Zeitlupe. Die Kette um ihren Hals hatte angefangen zu glühen und verströmte eine angenehme tröstliche Wärme. Sie wich Angreifern aus und hoffte inständig, dass sie keinen der Männer tötete, die durch die Kraft des Windes, den sie mit einer Handbewegung in eine bestimmte Richtung schicken konnte, in alle Himmelsrichtungen hinfort geschleudert wurden. Auch wenn die Präzision am Anfang noch zu wünschen übrig ließ, nach kurzer Zeit schon fühlte sie sich selbstbewusster. Sie fühlte sich so leicht wie eine Feder und bewegte sich schon fast wie in einer Art Tanz zwischen den Schergen hindurch. Erst als Jubelrufe um Ailish herum ertönten, nahm sie wahr, dass der Kampf vorbei war. Sie merkte, wie ihr eigenes Blut ihren Arm hinunter lief, doch sie wusste, dass es nur eine kleine Schnittwunde war. Plötzlich tauchte neben ihr das kleine Mädchen auf und zog schüchtern an ihrem unverletzten rechten Arm.
„Bist du unsere Prinzessin?“ Die klare Stimme des Mädchens hatte nun einen bewundernden Klang angenommen. Alle Angst und Verzweiflung war aus ihrem Gesicht verschwunden. Unfähig, zu sprechen, nickte Ailish nur und legte dem Kind dann lächelnd eine Hand auf den Kopf. Gerade, als sie sich nach den Eltern des Kindes umsehen wollte, wurde alles Schwarz um sie herum. Ailish hatte das Gefühl, in einen Sog hineingezogen worden zu sein. Jemand schrie. Oder vielleicht war toben das bessere Wort. War das Liamh?
Ihr Körper fühlte sich wie erschlagen an und das hämmern in ihrem Kopf ließ Ailish die Augen schmerzhaft zusammen drücken. Duncan, der sich neben ihrem Bett auf einen Stuhl niedergelassen hatte, winkte Liamh zu sich heran, der sich gerade mit der Alten stritt. Für alle Fälle hatte er sich aus der Schusslinie gebracht, denn Liamh kochte nur so vor Wut. Als Liamh sich immer noch mit wutverzehrtem Gesicht dem Bett näherte, machte Duncan seinem Freund Platz und stellte sich schützend zwischen ihn und der Alten, die ganz plötzlich neben ihm aufgetaucht war. Er konnte nicht genau sagen, woran es lag, doch ihre Nähe bereitete ihm Unbehagen und auch Liamh schien dies zu spüren. Dieser hatte bereits Duncans Platz eingenommen und strich Ailish mit einer Sanftheit eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dass sie sofort die aufsteigenden Tränen zurück halten musste. Nachdem Liamh herausgefunden hatte, dass die Alte eine Prüfung mit Ailish durchführte, war er ihr nachgeeilt und hatte sie im Gang reglos auf dem Boden liegend wiedergefunden. Sein Herzschlag hatte sich noch immer nicht beruhigt, nachdem es bei diesem Anblick einige Sekunden lang stehen geblieben war, nur um dann in einer fast schon tödlichen Geschwindigkeit weiter zu schlagen.
„Öffne die Augen Ailish, du bist nun in Sicherheit.“ Die sanfte Stimme beruhigte sie ein wenig und vermittelte ihr das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Und mit einem Mal kehrten ihre Erinnerungen zurück. Erst die Wüste und dann das brennende Dorf. Der Schnitt an ihrem Arm brannte wie Feuer und als sie danach tastete, bemerkte sie etwas Schmieriges, das man wohl auf die Wunde getan hatte. Versuchsweise öffnete sie erst das eine, dann das andere Auge und freute sich, dass ihr Kopf nicht in tausend Stücke zersprang. Sie war nie wehleidig gewesen, doch Kopfschmerzen waren wirklich das Schlimmste, was es an Krankheiten gab. Ailish`s Blick fiel zuerst auf Liamh, der besorgt über ihr aufragte und ihr mit der Hand beruhigend übers Haar strich. Neben ihm stand Duncan, der eine neben ihm stehende Frau misstrauisch beäugte. Als Ailish ihre Aufmerksamkeit auf die Fremde lenkte, zuckte sie unwillkürlich vor der blauen Aura zusammen, die die Frau zu umgeben schien. War das die sagenumwobene Alte?
„Darf ich mich vorstellen Prinzessin? Ich bin die älteste und weiseste Frau aus dem Volk des Wassers. Man nennt mich die Alte. Ihr habt sicherlich einige Fragen, da ihr jedoch eure Kräfte noch schonen solltet, werde ich euch einfach erzählen, was passiert ist.“ Die Stimme der Alten klang kratzig und dunkel, dennoch konnte Ailish sich die Frau gut an einem
Weitere Kostenlose Bücher