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Tochter der Nacht

Tochter der Nacht

Titel: Tochter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Prinz verliebte sich in Euch, sobald er hineinsah.«
    »Wie reizend.« Pamina lachte, doch insgeheim freute sie sich. Ein schöner, junger Prinz, der in sie verliebt war… und das mit Zustimmung ihrer Mutter… sie war sehr neugierig auf ihn.
    »Wie heißt er? Wie sieht er aus? Ist er liebenswürdig und höflich? Du sagst, er hat mein Bild gesehen… fand er mich hübsch?« Pamina konnte den Strom ihrer Fragen nur mit Mü-
    he unterbrechen. Papageno sah sie tief traurig an.
    »Was hast du, Papageno?«
    Der Vogel-Mann seufzte. »Für die Prinzessin gibt es einen Prinzen, so wie es für jeden König eine Königin gibt. Aber für Papageno gibt es keine Papagena. Ich habe einmal von einem Mädchen gehört, das so hieß, und mich gefragt, ob sie so aussieht wie ich. Aber niemand hat mir etwas von ihr er-zählt.«
    »Armer Papageno, bist du einsam?« Zuerst fand Pamina seine Worte schon fast komisch und hatte ihre Frage nicht ganz ernst gemeint. Aber als sie Papagenos traurigen Blick erkannte, schämte sie sich.
    »Sehr einsam«, erwiderte er leise, »es gibt niemanden, der so ist wie ich. Wie es scheint, bin ich dazu verurteilt, immer allein zu bleiben. Ich verbringe meine Tage ganz allein damit, Vögel zu fangen… Vögel mit schönen Federn für die Ge-wänder der Sternenkönigin. Ich habe niemandem etwas zu leid getan, und doch verspotten mich alle und lachen mich aus.«
    Jetzt wußte Pamina, wer er war. Sie hatte gehört, wie ihre Schwestern von ihm sprachen. Aber sie hätten ihm doch von Papagena erzählen können, dachte Pamina und war einen Augenblick lang entsetzt. Weshalb hatte es keine getan? Es wäre eine Leichtigkeit gewesen und hätte Papageno so glücklich gemacht.
    Pamina war plötzlich sehr verwirrt. Ihr ganzes Wissen sagte ihr, daß dieser Mann nur ein Halbling war – nicht mehr als ein Tier. Man konnte ihn nach Belieben benutzen, ohne sich über seine Gefühle Gedanken zu machen. Natürlich würde es Disa, Zeshi oder Kamala nie in den Sinn kommen, ihm von Papagena zu erzählen. Weshalb sollten sie auch? Sie waren die Töchter der Sternenkönigin. Warum sollte ihnen das Glück eines kleinen Halblings am Herzen liegen? Wie sie bei der Vorstellung, daß sich ein Halbling nach Liebe verzehrte, lachen würden – sie selbst war nahe daran gewesen zu lachen. Wie lächerlich und vermessen! Genau das würde man hier im Reich des Sarastro erwarten… aber Papageno kam als Bote ihrer Mutter. Pamina war völlig verwirrt. Ihre Schwestern kamen nicht, um sie zu retten… doch dieser Halbling, der keinen Grund hatte, sich dankbar zu erweisen, war hierher gekommen, um es zu versuchen.
    »Schon gut, Papageno«, sagte Pamina sanft und legte ihm die Hand auf die kleinen, warmen, knochigen Finger, »eines Tages werden wir eine Papagena für dich finden, das verspreche ich dir.«
     
    Prinzessin Pamina und der Vogel-Halbling lagen Seite an Seite im Gras und warteten schweigend auf den Sonnenuntergang.
    Tamino hatte Papageno aus den Augen verloren, kurz nachdem die Boten sie durch große Portale geleitet hatten, die den Toren im kaiserlichen Palast in nichts nachstanden. Inzwischen wanderte er in tiefschwarzer Dunkelheit umher und konnte die Hand nicht vor den Augen sehen. Einmal rief Tamino laut nach Papageno, doch seine Stimme rief ein Echo hervor, als sei er in einem Gewölbe. Und der Klang seiner eigenen Stimme erschreckte ihn.
    Schweigend tastete sich Tamino durch das Dunkel. Wohin war Papageno gegangen, und wie hatten sie sich verloren?
    Einen Augenblick lang dachte er daran, die Zauberflöte wieder herauszunehmen, um die Boten zu rufen, erkannte jedoch, daß sie ihm die angemessene Hilfe gegeben hatten.
    Sicher wußten die Boten, daß er sich verirrt und seinen Reise-gefährten verloren hatte. Ihm kam wieder in den Sinn, daß es sich um eine der geheimnisvollen Prüfungen handeln konnte, von denen man ihm so wenig gesagt hatte. Wenn es so war, mußte er sie irgendwie bestehen. Als ihm von dem Drachen echte Gefahr drohte, hatte man ihm geholfen. Er mußte einfach darauf vertrauen, daß jemand oder etwas über ihn wachte.
    Allmählich begann sich das Dunkel zu lichten. Als seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, erkannte Tamino, daß er sich in einem riesigen Gewölbe – in einem Stol-lengang? – befand. In der Ferne zeichneten sich undeutlich dunkle, mächtige Konturen ab. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, und es klang, als gehe er über Stein oder sogar Metall.
    Langsam näherte sich

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