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Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten

Titel: Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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gehe bestimmt nicht da durch. Und schon gar nicht, wenn Malina es für mich öffnet. Wer weiß, wo sie mich hinschickt!«
    Darran nahm Gabriella trotz ihres Protests auf die Arme. »Hier kannst du auf gar keinen Fall bleiben. Und jetzt höre endlich auf, zu zetern und ständig zu widersprechen.« Trotz seiner harschen Worte hielt er sie, als trüge er eine Palette mit rohen Eiern.
    »Du kannst wirklich nicht bleiben«, sagte Levana, die sich ihnen anschloss.
    »Weshalb nicht?«
    »Deshalb nicht«, sagte Levana leise. Ihre Stimme klang so bedrückt, dass Gabriella sie beunruhigt ansah. Darrans Schwester nahm eine Strähne von Gabriellas Haar und hielt sie ihr vor die Augen. Gabriella blickte darauf, ohne zu begreifen. Dann nahm sie die Strähne in die Hand und schielte sie an.
    »Dein Haar wird weiß, Gabriella.«
    Gabriella sah zu Darran, der sie mit zusammengepressten Lippen trug, den Blick starr geradeaus gerichtet. »Was hat das zu bedeuten?«
    »Es bedeutet, dass du alterst«, erwiderte er harsch. »Du hast vielleicht nicht einmal mehr Wochen, bis du stirbst, bis diese Welt dich tötet. Ich hatte es dir gesagt, aber du hast ja nicht einmal zugehört«, fuhr er sie in bitterbösem Ton an, als wäre alles ihre Schuld.
    Gabriella holte tief Luft und ließ sie langsam durch die gespitzten Lippen entweichen. Das war absurd. Und ziemlich beängstigend.
    »Darran hat recht.« Levana klang traurig. »Dieses Land hat alles Leben außer uns zerstört. Und es zerstört weiter.«
    Dann hat Malina also recht, dachte Gabriella. Mein Blut ist zu dünn. Sie hätte weinen mögen.
    ***
    Markus fand den Herrn von Amisaya nur wenige Schritte vom Ahnentempel seiner Familie entfernt auf dem Boden liegend. Er sank neben ihm auf die Knie und drehte ihn sanft herum. Strabo war noch nicht tot, aber das Leben entwich unaufhaltsam aus seinem Körper. Ein Zucken ging durch seinen Leib, und er versuchte, die Augen zu öffnen.
    »Ich bin es«, sagte Markus ruhig.
    Als Strabo seine Stimme erkannte, glitt ein Lächeln über sein Gesicht. »Das ist gut. Du musst sie aufhalten. Sie scharen Männer um sich. Haben Jäger geweckt, die sich ihnen angeschlossen haben, aus Rache.« Er riss die Augen auf und packte Markus mit erstaunlicher Kraft an der Jacke. »Sie wollen die Höhlen öffnen.«
    Markus fühlte eine Gänsehaut über seinen Körper kriechen.
    »Ich habe es gesehen«, sagte Strabo eindringlich. Seine Stimme klang heiser. »Ich habe alles gesehen, als Malina …« Er verstummte und legte die Hand auf die Wunde. »Gabriella …«, seine Stimme war kaum verständlich, »sie muss leben.«
    »Wir werden sie beschützen.« Markus fasste Strabo unter den Schultern und den Knien und hob ihn hoch. Strabo war ein schwerer, kräftiger Mann, und Markus taumelte, als er auf den Ahnenplatz von Strabos Familie zuging. Er stieg schwerfällig die Stufen empor. In der Mitte, dort, wo die Magie der Alten sich früher gesammelt hatte, legte er Strabo vorsichtig zu Boden und blieb neben ihm knien.
    Strabo starrte Markus an, als wolle er ihn hypnotisieren. »Nein, du verstehst nicht. Sie darf nicht … sterben … Darran muss für sie sorgen.«
    Markus ergriff die blutige Hand. »Das wird er. Er liebt sie. Wir bringen sie nach Hause.«
    Strabo packte mit unvermuteter Stärke sein Gewand. »Nein! Sie muss hierbleiben! Die Alten haben es mir vorhin gezeigt … Sie ist wichtig für dieses … verfluchte Land. Beschütze sie.«
    Markus nickte. »Das tue ich. Mit meinem Leben. Ich schwöre es.«
    Ein Zucken wie ein Lächeln glitt über Strabos Gesicht. Er schloss die Augen. Markus senkte den Kopf und begann zu sprechen. Es war eine Art Sprechgesang, die rituellen Worte, mit denen früher die Nebel gerufen wurden, um die Sterbenden zu sich zu nehmen. Markus wusste, dass es sinnlos war, aber er war es Strabo schuldig und hätte gewollt, dass es auch für ihn gemacht wurde.
    »Lange hat das niemand mehr gemacht«, flüsterte Strabo. »Nicht, seit die Alten sich von uns zurückzogen und nur kamen, um zu richten. Es ist gut, in den alten Traditionen zu sterben, ehe man in die Vergessenheit eingeht.« Er drehte mühsam den Kopf und blickte Markus an. »Hab Dank.« Markus fasste seine blutige Hand und drückte sie sanft. Er blieb neben ihm knien, bis sein Atem erlosch und sein Körper sich entspannte.
    Strabo, der Herr von Amisaya, war tot.
    Markus erhob sich mit bleiernem Körper und sah auf den ehemaligen Herrscher hinab. »Es tut mir leid«, sagte er leise. »Das wollte

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