Tochter der Schatten - Vara, M: Tochter der Schatten
darüber gesprochen, wie du überhaupt hierhergekommen bist, Gabriella. Wie war das doch gleich mit dem Jäger, den du angeblich erpresst hast?«
Gabriella fühlte Hitze in ihre Wangen steigen. Allerdings nicht, weil alle Blicke auf sie gerichtet waren, sondern weil sie diesem Julian tatsächlich in die Falle gegangen war.
»Nun?«, meinte Darran abwartend, als sie nicht antwortete. Er stellte seinen Fuß neben Gabriella auf die Bank und stützte sich mit dem Ellbogen auf sein angewinkeltes Knie. Es war eine machohafte Geste, die Gabriella ärgerte.
»Es war dieser Blonde«, sagte sie widerwillig. »Der dich seinen Freund genannt hat.«
»Julian?« Darran sah überrascht aus, aber dann zogen sich seine Augenbrauen zusammen.
»Malinas Geliebter«, sagte Markus. »Sie muss ihn erweckt haben. Und es würde mich nicht wundern, wenn er nicht sogar von drüben noch alle Fäden in den Händen gehalten hätte.« Er brummte verärgert. »Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte er bei den Nebeln landen müssen, aber Strabo hatte Hemmungen, Malinas Liebsten zu eliminieren.«
Darrans Miene verdüsterte sich, und Gabriella griff nach seiner Hand.
»Es tut mir so leid. Du magst ihn, nicht wahr?«
Er atmete durch, dann nickte er langsam. »Er hat sich mir gegenüber nie anders als freundschaftlich verhalten. Allerdings fürchte ich, dass so manche Dinge mit einem Mal anders sind, als sie lange Zeit den Anschein hatten.« Er hob die Schultern. »Er war nie wie die anderen. Allerdings konnte ich das erst dann erkennen, als ich mich selbst veränderte.« Sein Blick huschte zärtlich über Gabriellas Gesicht. »Aber wie auch immer, alles, was mir wichtig ist, sitzt jetzt hier vor mir.« Er drückte liebevoll ihre Hand und zog sie dann mit einem innigen Blick an seine Lippen.
Markus erhob sich. »Aber das war noch die gute Nachricht.« Alle Blicke wandten sich ihm zu, und er nickte mit finsterer Miene. »Die schlechte ist, dass sie offenbar planen, die Höhlen zu öffnen. Ich habe einen Mann geschickt, der unsere Krieger holen und mit ihnen zu den Höhlen reiten soll, um das Schlimmste zu verhindern. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.«
Gabriella spürte das Entsetzen, das ihre Freunde bei diesen Worten erfasste, körperlich. »Was sind die Höhlen?«
»Ein dunkler Ort, in dem der Aussatz von Amisaya haust«, antwortete Levana mit gepresster Stimme. »Seit undenklichen Zeiten werden dort jene festgehalten, die die schlimmsten Verbrechen begangen haben.«
»Wenn sie vorher nicht schon von Sinnen waren, werden sie spätestens dann verrückt«, fügte Darran hinzu. »Wenn diese Leute befreit werden, herrscht hier der Wahnsinn.«
»Sind es viele?«
Darran zuckte mit den Schultern. »Es können einige Hundert sein. Niemand weiß das mehr so genau.«
»Das«, stieß Gabriella entsetzt hervor, »ist verantwortungslos!«
»Ich glaube nicht, dass Malina oder Julian so viel nachdenken«, fing Darran an.
»Ich rede nicht von ihnen!«, unterbrach ihn Gabriella. »Ich rede von denen, die diese Leute eingesperrt haben!«
Verständnislose Gesichter wandten sich ihr zu. »Wer immer nach meinem Vater hier an die Macht kommt, sollte, verdammt noch mal, daran was ändern. Und an so manchen anderen Dingen ebenfalls!«, setzte sie empört nach.
Die anderen sahen sie mit ausdruckslosen Mienen an. Nur um Markus’ Lippen spielte ein kleines Lächeln.
»Vielleicht sollten wir uns vorerst dringenderen Problemen zuwenden«, sagte Darran, der keine Absicht hatte, mit seiner Liebsten deshalb einen Streit zu beginnen. »So, wie es aussieht, ist Gabriella im Palast nicht sicher, und wer weiß, wie lange wir brauchen, um einen Weg zu finden, das Tor für sie zu öffnen. Sicher zu öffnen«, betonte er.
Er wollte weitersprechen, wurde jedoch durch die erregten Stimmen seiner Männer unterbrochen, die mit den Waffen in der Hand in den Hintergrund der Halle zeigten.
Die Schritte von mehreren Männern klangen zu ihnen herüber, ehe sie die Ankömmlinge noch sehen konnten. Und dann stieß Markus einen leisen Fluch aus, als er den Mann erkannte, der selbstbewusst eine Gruppe Bewaffneter anführte, als wäre er hier bereits der Herrscher. »Julian. Und seine Geliebte ist auch nicht weit.«
Julian blieb, seine Männer hinter sich, in der Mitte der Halle stehen. Als er Gabriella entdeckte, grinste er. »Sieh an, da haben wir sie ja.« Er drehte sich nach Malina um, die dicht hinter ihm folgte. »Habe ich dir nicht gesagt, dass sie bestimmt nicht
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