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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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gleich nach dem Aufwachen mit ihm darüber sprechen. Ich hatte ein ungutes Gefühl dabei, ihn heute Abend allein zu lassen bei allem, was ich wusste.
    Er nickte. »Gut. Die Verabredung steht.«
    Eine Verabredung – die er glatt verschlafen würde. Was hatte ich doch für ein Pech!
     
    »Bekommen Sie deswegen Schwierigkeiten?«
    Ich schüttelte den Kopf, während ich Noah in das grüne Schlaflabor führte. Es war kurz nach Mitternacht, und außer einem weiteren Patienten, der in einem Raum am anderen Ende des Korridors schlief, waren nur Noah, ich und ein kleines Team von der Nachtschicht anwesend. Das Klinikgebäude bot Sicherheit, und Joe, der Nachtwächter, würde später garantiert mit Kaffee und Donuts vorbeischauen.
    Donuts, die ich heute
nicht
essen würde – lautete mein guter Vorsatz.
    »Nein, keine Sorge, ich lasse Ihretwegen nichts zu kurz kommen. Und falls irgendwer fragt, sage ich, dass Sie mir bei einem Experiment helfen.«
    »Ein Experiment?« Neugierig zog er eine Braue hoch, während er seine Jacke über den klapprigen Holzstuhl in der Ecke warf. »Klingt unanständig.«
    Ich lächelte und begann mit den Vorbereitungen, während wir scherzten. »Jetzt kennen Sie meine dunkle Seite. Ich lasse mir schon etwas einfallen, ich will schließlich nicht, dass Sie für etwas bezahlen müssen, das ich Ihnen eingebrockt habe.«
    Er erstarrte – wie im Film, wenn sich jemand auf den Schlips getreten fühlte. »Ihren Stundensatz kann ich mir leisten, Doc.« Seine Stimme klang kühl.
    »Ich habe nie das Gegenteil behauptet.« Insgeheim hatte ich es aber gedacht, und nun war sein empfindliches männliches Ego angeknackst. »Sie möchten also, dass ich Ihnen diese Sitzung in Rechnung stelle?«
    Er nickte – eine knappe, entschiedene Kopfbewegung. »Ja.«
    Da sich unser Treffen in einem professionellen Rahmen abspielte, war es nicht angebracht, die Augen zu verdrehen, so gern ich es auch getan hätte.
    »Schön. Dann werde ich Bonnie morgen bitten, den Papierkram zu erledigen. Können wir anfangen?«
    »Doc.« Er zog die Brauen auf eine Art zusammen, die spöttisch und liebenswert zugleich war. »Gehen Sie mit allen Ihren Dates so um?«
    »Dass ich sie in Rechnung stelle? Nein. Abgesehen davon habe ich keine Dates.« Warum konnte ich nie die Klappe halten?
    Jeder andere hätte in diesem Moment ein betretenes Gesicht gemacht oder sich entschuldigt – nicht Noah. Er blickte neugierig – interessiert. Ich spürte ein Kribbeln im Kreuz.
    »Warum nicht?«, fragte er und zog den Reißverschluss seiner Tasche auf.
    Ich könnte ihm einfach eine ehrliche Antwort geben, auch wenn es weh tat. Es war ja nicht so, als ob ich von seinem Gesichtsausdruck ablesen konnte, ob er mich bemitleidete oder nicht. »Die Männer, mit denen ich ausgehe, scheinen mich nicht attraktiv zu finden.«
    »Hm.« Er warf sich eine Spiderman-Pyjamahose über die Schulter, legte den Kopf schief und sah mich aus diesen unergründlichen Augen an. »Seltsam.«
    Ich zog eine Braue hoch. »Was ist daran seltsam?«
    »Dass Sie das ernsthaft glauben.«
    Ich öffnete den Mund im gleichen Augenblick, als er die Tür zum angrenzenden Bad aufzog und dann hinter sich schloss. Da stand ich nun verwirrt und kam mir dämlich vor.
    Wenige Minuten später kam er nur mit seiner Pyjamahose bekleidet wieder heraus, und ich versuchte krampfhaft, nicht daran zu denken, dass ich mit einem der erotischsten Männer, die ich kannte, allein in einem Raum war, der im Grunde genommen ein Schlafzimmer war, und dass besagter Mann halbnackt war. Auch die Gefahr, Traummördern zu begegnen, konnte diese Erkenntnis nicht trüben. Dabei war alles wie immer, wenn Noah in der Klinik übernachtete, aber wir hatten gemeinsam zu Abend gegessen und miteinander geflirtet, wodurch die Stimmung anders und angespannt war.
    Als er unter der Decke lag, konzentrierte ich mich auf meine Arbeit, was mir nicht sonderlich schwerfiel – schließlich machte ich es nicht zum ersten Mal. Ich schloss die Geräte an und befestigte die Elektroden an Noahs Kopf und an seiner Brust.
    »Das Metall könnte kalt sein, tut mir leid.« Das sagte ich jedes Mal, wenn ich die Elektroden an seinem Körper befestigte.
    Als er nichts sagte, sah ich ihn an und bemerkte, dass er mich fixierte. »Noah?«
    »Ich habe mir gerade Farben überlegt«, antwortete er und musterte mich versonnen. »Für Ihre Haare.«
    Ob er wohl den ganzen Abend darüber nachgedacht hatte? Ich wusste nicht recht, wie ich das auffassen

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