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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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können. Doch ich bin froh, dass ich das nicht getan habe. Ich brauche ihn noch.«
    Mein Herz raste, doch ich versuchte, meine aufsteigende Panik zu ignorieren. Noah würde sich wieder erholen. Alles andere war nicht wichtig.
    Das Traumetwas sprach weiter: »Dein Name bedeutet Erwachen. Wusstest du das? Du wurdest nach deiner Tante Eos benannt, nehme ich an.«
    Ich furchte die Stirn. Seine Stimme ließ mich schaudern. »Wer bist …«
    Plötzlich stand er unmittelbar vor mir. Er grinste. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich komme. Oder dachtest du, ich meinte das nur sexuell?«
    »Du kennst ihn?«, fragte Noah, während er sich den verletzten Brustkorb hielt. »Was, verdammt noch mal, geht hier vor?«
    Ich musste verschwinden. Fliehen. Irgendetwas tun. Musste …
    »Wenn du aufwachst, dann lässt du den armen, kleinen Noah allein mit mir zurück«, sagte das Etwas und las in meinem Gesicht. »Du willst ihn gar nicht allein lassen, nicht wahr? Nicht mit mir. Wenn er jetzt noch nicht erledigt ist, dann warte, bis ich mit ihm fertig bin.«
    Allein seine Stimme verursachte mir eine Gänsehaut, zog mich aber auch in ihren Bann. Wie konnte es sein, dass ich mich davon abgestoßen und zugleich angezogen fühlte? Ein kalter, trockener Finger berührte meine Wange, glitt weiter bis zu meinem Mund und bohrte sich zwischen meine Lippen. Ich biss fest zu, doch es geschah nichts, außer dass meine Zähne aufeinanderkrachten.
    Der Mann lachte. Er sah immer noch wie ein Romanheld aus, wenngleich etwas verzerrter als in meinem ersten Traum.
    Noah schob sich schützend vor mich, hielt sich wankend, aber ohne meine Hilfe auf den Beinen, während er dem Wesen entgegentrat. »Lass sie in Ruhe.«
    Das Etwas lachte. »Kleiner Mann, du solltest dich besser hinter ihr verstecken.«
    Noah sah mich nicht an, dennoch konnte ich den Ausdruck in seinem Gesicht erkennen, der weniger empört als zornig war. »Scher dich zum Teufel.«
    Sein Lachen hörte nicht auf. »Wie süß.«
    Der Traum hatte gesagt, ich würde Noah allein zurücklassen, sobald ich aufwachte. Doch wie war das möglich, wenn es mein Traum war?
    Weil es nicht mein Traum war. Und diese Erkenntnis erwischte mich eiskalt. Ich befand mich in Noahs Traum, und in seinem Traum hatte ich keinerlei Macht. Oder doch?
    Wie war das möglich? Und wie hatte es dieses Wesen geschafft, sich in meine Träume einzuschleichen? Ich hatte meine eigene Traumwelt. Niemand konnte die Mauern überwinden, die ich errichtet hatte. Oder hatten sie inzwischen zu bröckeln angefangen – was alle Mauern früher oder später taten?
    »Du weißt nicht, wie du diesen Ort beherrschen kannst.« Das Grinsen der schaurigen Gestalt war kalt wie gefrorener Teer und hielt mich in ihrem Bann gefangen. »Du trägst so viel Macht in dir und weißt sie nicht zu nutzen.«
    »Was meinst du damit?« So verängstigt ich auch war, ich wollte, dass er, vielmehr dass es, weiter sprach, denn solange das Ding redete, konnte ich mir eine Lösung für Noah und mich überlegen.
    »Das hätte dir eigentlich deine Mutter sagen müssen.«
    »Meine Mutter?« Was, zum Teufel, hatte meine Mutter mit dieser Geschichte zu tun?
    Langfingrige Hände falteten sich vor dem schaurig schönen Gesicht des Etwas zusammen. »Ich wette, du warst ihr Liebling, nicht wahr? Ja, ich denke, das warst du, wo du doch
seine
Tochter bist.«
    Er wusste, wer ich war. Er wusste,
was
ich war.
    Er lachte. »Du trägst so viel von ihm in dir, und doch weißt du nichts.«
    Ich hielt meine Hände ruhig, obwohl ich das Wesen gern von mir gestoßen hätte. »Ich bin nicht so wie er.«
    »Das macht dir Angst, nicht wahr?« Er schob sich näher heran, dicht an Noah vorbei, der das Geschehen stumm und angespannt beobachtete, drauf und dran, über ihn herzufallen. »Wie du überlebt hast, weiß ich nicht. Du musst stärker sein, als du scheinst, obwohl ich das kaum glauben mag.«
    Mein Herz hämmerte wild. Ja, ich hatte Angst. Angst vor diesem Traum, Angst, dass das, was dieses Es sagte, wahr sein könnte.
    Da berührte er – es – mein Gesicht, und seine Finger fühlten sich glühend heiß an – wie in meinem Traum vergangene Nacht. Mein Körper prickelte von dieser einen Berührung – und in meinem Bauch rumorte es.
    »Du gehörst hierher, kleines Morgenlicht.« Das Prickeln wurde stärker. Ich spürte es tief in mir, und es machte mich scharf. »Warum bleibst du nicht?«
    Es war verlockend. Ich wollte bei ihm bleiben.
    Nur für einen kleinen Augenblick.
    Doch

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