Tochter der Träume / Roman
als sei ich bis über beide Ohren verliebt.
Wärme umfing uns, als wir das Pub betraten, und der Geruch nach Fett, Pommes und allerlei anderen leckeren Sachen. Es wurde Rockmusik gespielt, und an den Wänden hingen Erinnerungsstücke des Rock ›n’ Roll. In einer Ecke stand eine alte Jukebox, und ich hätte schwören können, dass der Boden ein wenig schief war. Alles in allem ein perfektes Ambiente.
Das dachte ich, bis ich sah, wer an dem abgewetzten Holztisch bei Warren und Noahs Freunden saß.
Als sie uns kommen sah, warf Mia uns ein gezwungen heiteres Lächeln zu. »Da seid ihr ja endlich!«, zwitscherte sie, und es schien sie nicht zu kümmern, dass sich Amanda neben ihr vor Verlegenheit wand. »Warum habt ihr so lange gebraucht?«
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Kapitel 8
I ch hätte mir einfach die Gabel ins Auge stechen sollen und damit eine Ausrede gehabt, nach Hause zu gehen. Das wäre leichter auszuhalten gewesen, als mich mit Noahs Ex-Frau an einem Tisch durch den Abend zu quälen. Sie bestellte sich einen Salat und ein Coors Light.
Einen Salat.
Ich dagegen bestellte Nachos und ein mexikanisches Corona mit Limette. Noah wählte einen Burger, Pommes und ebenfalls ein Corona. Auch seine Freunde, Matt und Ellie, entschieden sich für richtiges Essen. Warren war der Einzige, der nichts zu essen bestellte, da er angeblich schon gegessen hatte. Er begnügte sich mit einem doppelten Scotch.
Ich hätte gern behauptet, dass Mia nicht dem typischen Klischee eines streitlustigen Teenagers entsprach, doch genau das tat sie. Sie saß mir gegenüber und verfolgte jeden Bissen, den ich aß. Ihr gefiel nicht, was ich bestellt hatte, und schon gar nicht, dass Noah neben mir und nicht neben Amanda saß. Doch ich hatte kein Mitleid für die beiden, zumal sich ja herausgestellt hatte, dass Amanda der Scheidungsgrund gewesen war.
Welche Frau mit Verstand käme auf die Idee, Noah zu betrügen? Gut, er mochte ein wenig konservativ und eigen sein, aber er war klug und offenherzig, was ich sehr an ihm mochte. Mein Instinkt sagte mir, dass er ein guter Mann war. »Traust du dich, die zu essen?«, fragte er und zeigte auf eine Jalapeño auf meinem Teller.
Also bitte. Ich nahm die Schote vom Teller und steckte sie mir in den Mund. Kaute. Schluckte. Tadaa.
»Das war doch keine Herausforderung«, bemerkte Mia. »Sieht sie nicht aus, als würde sie einfach alles essen, Noah?«
Ich lächelte, doch es war mehr das Grinsen eines Haifischs beim Anblick der Beute im Taucherkäfig. Wenn man doch nur durch die Gitterstäbe käme … Alle anderen am Tisch schauten betreten drein oder wirkten peinlich berührt. Ich beobachtete, wie Amanda missbilligend den Kopf schüttelte, als sie Mia ansah.
Noah wirkte wütend, was mich ein wenig aufmunterte. »Ich muss in der Tat viel essen, um diese Figur zu halten«, gab ich zurück und erntete ein paar Lacher. Einen Witz auf eigene Kosten zu machen, kam immer gut an. So lachten die anderen wenigstens mit einem und nicht über einen.
Wenigstens hatte ich gehofft, dass es so kommen würde.
»Dann greif zu«, sagte Noah und schob mir seinen Teller mit den restlichen Pommes hin.
Alle lachten, außer Mia. Und ich brachte nur ein verlegenes Lachen hervor, während ich puterrot anlief. Ich hoffte, dass Noah die Dankbarkeit in meinem Blick erkannte, als sich unsere Blicke trafen. Jedenfalls sah er mich an, als fände er mich zum Anbeißen.
Während des Essens hatte ein Typ neben uns eine Karaokeanlage aufgebaut, die Matt und Ellie sogleich ausprobieren wollten. Sie baten Amanda, mitzumachen, und auch Mia erhob sich schmollend vom Tisch und folgte ihnen. Ich glaube, das machte sie nur deshalb, weil Noah zur Toilette gegangen war und sie darauf spekulierte, ihn auf dem Rückweg abzupassen. Mich baten sie ebenfalls, beim Karaoke mitzumachen, aber lieber schlitzte ich mir die Kehle auf, als freiwillig in der Nähe des kleinen Biests zu sein. Ich lehnte also dankend ab und bestellte mein drittes Bier.
Warren und ich saßen nun allein am Tisch. Warren, der nach ein paar Doppelten ein wenig betrunken war, musterte mich mit amüsiertem Interesse.
»Ich fühle mich genötigt, mich für Mia zu entschuldigen.«
Ich zuckte die Achseln, wusste sein Feingefühl aber sehr zu schätzen. »Nun, ihr Verhalten ist verständlich.«
»Die Scheidung hat sie sehr mitgenommen.«
Ich nahm an, dass er noch immer von seiner Schwester sprach. »Das ist meistens bei Kindern so.«
»Ich habe ihn schon lange nicht mehr so viel lächeln
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