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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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fuhr mir mit dem Handrücken über den Mund und leckte mir ein paar Papierfitzel von den Lippen. »Was sollte das?« Ich funkelte ihn an.
    »Ich hasse den Geschmack von dem Zeug«, meinte er nur, und plötzlich war es mir egal, dass er das Lipgloss abgewischt hatte. Und es war mir auch egal, dass er eben noch wütend gewesen war. Es zählte nur noch, dass Noah mich küsste. Und noch einmal küsste.
    Er hielt mich gegen das Bücherregal gedrückt. Alles, was ich riechen konnte, war feuchtes Leder und der würzig-männliche Duft seiner Haut. O ja.
    Viel zu schnell hob Noah wieder den Kopf. Ich glaube, ich hätte ewig so stehen bleiben können. Er betrachtete mich aus diesen unglaublichen Augen, aus denen die Wut verraucht war. Nun blickten sie feurig und ein wenig erstaunt.
    »Du bist zu gut für mich«, flüsterte er.
    Ich schwöre, dass die Stimme dieses Mannes selbst Eis zum Schmelzen bringen konnte. Mein linkes Knie knickte fast ein bei ihrem Klang.
    »Wirklich?«
    Noah zog sich etwas zurück, lächelte aber. »Wie kann ich dir helfen, das Ding aufzuhalten?«
    Gute Frage. Zum Glück musste ich nicht lange über eine Antwort nachdenken. Ich riss mich zusammen und straffte die Schultern. »Du kannst in der Traumwelt helfen. Wenn wir uns zusammentun, können wir es vielleicht finden.«
    Er zog eine Braue hoch. »Oder es kriegt uns.«
    »So oder so«, meinte ich mit einem Schulterzucken, »werde ich Karatos an meinen Vater ausliefern.«
    Die Idee schien ihm zu gefallen. »Gut. Versuchen können wir es ja. Heute Nacht?«
    »Lass mich zuerst mit Morpheus sprechen. Dann sehen wir weiter.« Es tat mir leid, dass er eine weitere Nacht schutzlos war, aber ich musste mich davon überzeugen, dass mein Vater auch wirklich zur Stelle war, wenn ich ihn rief. Und ich musste sichergehen, dass ich nach ihm rufen konnte.
    Noah nickte. »Dann sprechen wir uns später.« Er küsste mich erneut, kurz und fest, und prompt fing mein Herz wieder an zu rasen. Herrgott, wenn Dr.Canning uns erwischte, saß ich ganz schön in der Klemme.
    Ich begleitete Noah zum Empfang, wo wir uns noch einmal glühende Blicke zuwarfen, dann war er weg, und der Alltag hatte mich wieder.
    »Vielleicht solltest du dir vor deinem ersten Termin noch schnell das Kinn pudern«, meinte Bonnie hinter ihrem Schreibtisch, ohne aufzusehen. »Bartstoppelspuren.«
    Ihre amüsierte Stimme trieb mir die Röte in die Wangen. Mist. Ich fuhr herum und wollte zurück in mein Büro gehen, als ich Dr.Canning in die Arme lief, der mich mit kritischem Blick maß.
    »Ich warte noch immer auf die Rechercheergebnisse, Dawn«, sagte er kühl. »Wenn Sie mit Ihren
Privat
besuchen fertig sind, bringen Sie sie mir – so schnell wie möglich.«
    Natürlich. Es schien trotz Noahs heißem Kuss kein guter Tag zu werden. Wenigstens hatte Dr.Canning nicht mitbekommen, wen ich geküsst hatte. Wenn er wüsste, dass es ein Patient gewesen war – nicht auszudenken. »Gewiss, Dr.Canning. Wird sofort erledigt.«
    Und so verbrachte ich den ganzen Morgen damit, die Fleißarbeit für Dr.Canning zu leisten, damit er seine Schriften veröffentlichen, in den Zeitschriften zitiert werden und sich im Fernsehen als Experte darstellen konnte. Dazwischen kümmerte ich mich um meine eigenen Patienten oder erledigte andere Arbeiten, die der Klinikalltag mit sich brachte. Die SUNDS -Fälle verunsicherten viele Menschen und schürten die Angst, dass sie durch eine Art von ansteckendem Virus ausgelöst wurden. Von offizieller Seite tat man offenbar alles, um eine Panik zu vermeiden, weshalb Dr.Canning für Interviews in Lokalzeitungen und Talkshows überaus gefragt war. Doch eigentlich musste er nicht viel mehr tun, als ein charmantes Lächeln aufzusetzen und in aller Ruhe zu erklären, dass SUNDS in keiner Weise ansteckend war und er alles in seiner Macht Stehende tat, um der Ursache dieser unglückseligen Todesfälle auf den Grund zu kommen.
    Die Mittagspause verbrachte ich am Schreibtisch und aß rasch ein Thunfischsandwich und eine Gemüsesuppe. Ich hatte gerade aufgegessen und war dabei, eine frische Schicht Lipgloss aufzutragen, als Bonnie durchrief.
    »Ist Ms. Leiberman da?«, fragte ich.
    »Dr.Riley« – bei dieser förmlichen Anrede war mir sofort klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Bonnie sprach mich nie mit Nachnamen an – »hier sind zwei Polizeibeamte, die Sie gern sprechen würden.«
    Ich kannte niemanden, dem bei diesen Worten nicht das Blut in den Adern gefrieren würde. Und sofort begann es

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