Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
Ursache hatten und wie viele das Werk eines Dämons wie Karatos waren, als es plötzlich an der Tür klopfte und Dr.Canning erschien, noch bevor ich »Herein« sagen konnte. Ich schätze, als Chef konnte man sich eine solche Unhöflichkeit leisten. Ich hätte genauso gut gerade in einer Therapiestunde mit einem Patienten sein können, mir den verrutschten BH zurechtrücken können oder sonst irgendetwas.
    »Dawn«, sagte er mit seiner leisen, sonoren Stimme. »Haben Sie einen Moment Zeit?«
    Ich schlug die Zeitschrift zu und setzte mich aufrecht hin. »Natürlich, Dr.Canning.«
    Er nahm nicht Platz, sondern blieb stehen. Das tat er bestimmt, um mich einzuschüchtern. Ich kannte ihn.
    »Noah Clarke rief heute Morgen an. Er möchte aus der Studie aussteigen.«
    Ein Stich ging mir durchs Herz. Mist. »Oh?«
    »Ich dachte, Sie wüssten vielleicht etwas über seine Beweggründe.«
    »Woher sollte ich etwas wissen?« Ich spielte die Ahnungslose. Dabei war mir sofort klar, was ihn zum Aussteigen bewogen hatte. Ich. Ich war der Grund. Mir war speiübel.
    »Ich habe munkeln hören, dass Sie beide … einen freundschaftlichen Umgang pflegen.«
    Bonnie. Natürlich stand es nicht in ihrer Absicht, mir Ärger zu bereiten, aber ein falsches Wort zu einer falschen Person, und schon verbreitete sich der Klatsch bis zu Dr.Canning.
    »Das wäre nicht sehr professionell.« Mein Einwand war zwar zwecklos, doch allemal einfacher, als ihm die Wahrheit zu sagen. »Und ganz abgesehen davon könnte es sich negativ auf meine Forschungsarbeiten auswirken.«
    »Aber es könnte seinen Ausstieg erklären.« Dr.Canning sah mich eindringlich an. »Dann hat er sich Ihnen gegenüber also nicht geäußert?«
    Ich lehnte mich zurück, krampfte die Finger in die Armlehnen meines Stuhls. »Ich habe Noah Clarke seit Tagen nicht gesehen.« Das war nicht einmal gelogen. Ich hatte Noah eine ganze Weile nicht gesehen, und ich konnte mir auch nicht vorstellen, ihn überhaupt jemals wiederzusehen – eine schmerzliche Erkenntnis.
    Dr.Canning nickte bedächtig, als hätten meine Worte ihn zu weiteren Überlegungen angestoßen. »Ich mache mir Sorgen um Sie, Dawn.«
    »Wie meinen Sie das, Sir?«
    »Ihre Arbeit hat in den vergangenen zwei Wochen merklich nachgelassen.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Gibt es irgendetwas, das Sie mit mir besprechen wollen?«
    Die Worte kamen zwar aus seinem Mund, doch sein Körper sprach eine andere Sprache. Meine Probleme interessierten ihn nicht. Es kümmerte ihn nicht. Alles, was ihn interessierte, war diese Klinik und sein Image in den Medien. Seit dem Tod von Nancy Leiberman hatte die Polizei ihn mehrfach befragt, an sich keine große Sache, aber ich wette, dass es ihm fürchterlich peinlich war. Natürlich würde die Polizei auch gegen ihn ermitteln. Er stand unter enormem Druck wegen der SUNDS -Fälle und hatte auch so jede Menge Arbeit. Von daher verstand ich sehr gut, dass er seinen Frust bei jemandem abladen wollte. Aber nicht ausgerechnet bei mir.
    »Nein.« Selbst wenn er echtes Interesse an meinem Privatleben gehabt hätte, hätte ich mich ihm nicht mitteilen wollen. »Ich war nur ein wenig von familiären Problemen abgelenkt, die ich künftig außen vor halten werde.«
    »Geht es um Ihre Mutter?« Dr.Canning zog die Stirn in Falten.
    »Ja. Meine Familie hat einen Spezialisten ausfindig gemacht, der glaubt, sie aufwecken zu können.«
    Er ließ ein spöttisches Schnauben vernehmen. »Sie aufwecken? Ja, glaubt er denn, sie schliefe nur?«
    »So in etwa.« Ich war nicht gewillt, mich auf diese Unterhaltung einzulassen. Wenn er glaubte, sich mit mir über meine Familie lustig machen zu können, hatte er sich geschnitten, selbst wenn es nur indirekt geschah.
    »Wie töricht.«
    Ich blieb stumm. Als er merkte, dass ich ihm nicht beipflichtete, blieb sein Blick an mir haften. Doch ich verzog keine Miene.
    Eine leichte Röte stieg ihm in die blassen Wangen, während wir uns beide anschwiegen. Er räusperte sich. »Nun, dann wünsche ich Ihrer Familie alles Gute und hoffe, dass Ihre Arbeit nicht weiter darunter leidet.«
    Ich nickte. »Ich werde mein Bestes geben, Dr.Canning.«
    Doch ich sah ihm an, dass er mir das nicht abnahm. Allmählich hatte ich es richtig satt. Ich steckte wirklich all meine Energie in die Arbeit. Aber nun gut – lange würde ich nicht mehr auf diese Klinik angewiesen sein. Sobald meine Visumsbeschränkungen aufgehoben waren, und das würde in der kommenden Woche der Fall sein, könnte

Weitere Kostenlose Bücher