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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Von dort rief ich nach Karatos und forderte ihn auf, sich zu zeigen.
    Und dann wartete ich ab.

[home]
    Kapitel 14
    D u hast gerufen, kleines Morgenlicht?« Karatos tauchte aus den Tiefen des Nebels auf, und es schien, als schoben sich die dünnen Nebelranken zusammen, um dem Dämon Gestalt zu verleihen. Es war kein Trick. Alles in der Welt der Träume bildete sich aus den ihr ureigenen Stoffen, den Formen, die mein Vater gestaltet hatte.
    Aber Karatos »fühlte« sich nicht wie etwas an, das dieser Welt entstammte. Es war seltsam, aber in der Welt der Traumwesen war alles mit einem Geruch verknüpft … nein, eher einem Gefühl der
Wahrnehmung
. Und für mein Gefühl wirkte Karatos mehr wie Lola als wie er selbst. So sehr, dass ich fast Mühe hatte, an meinem Hass gegen ihn festzuhalten. Fast. Doch ich wusste, dass sich die grässliche Kreatur hinter der seelischen Essenz verbarg, die er meiner Freundin gestohlen hatte, und das reichte aus, um meinen Zorn am Lodern zu halten.
    »Ich bin überrascht, dass du gekommen bist«, antwortete ich, während sich Zorn und Angst in meinem Bauch zu einem Brodeln vermischten.
    Ein hämisches Lächeln glitt über seine Lippen. Karatos war wirklich wunderschön anzusehen, dabei war er so widerwärtig. »Du weißt doch – ich komme schon beim bloßen Gedanken an dich, aber diese Lola … mmh.« Er schmatzte genüsslich. »Von ihr musste ich unbedingt auch ein Stück haben.«
    In meinem Bauch rumorte es, ein flaues Gefühl wogte nach oben, bis ich das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen. Doch ich riss mich zusammen und verbarg meine Reaktion vor ihm, die ihm womöglich noch einen Orgasmus bescherte, wenn er erfuhr, was er in mir hervorrufen konnte.
    »Reizend«, erwiderte ich so spitz wie möglich. »Du hast den Charme und die Klasse eines besoffenen Collegestudenten.«
    Er legte sich eine Hand auf die Brust. »Du kränkst mich.« Das war zwar höhnisch gemeint, doch es schwang ein Funken Ehrlichkeit in seinen Worten mit. Der Dämon betrachtete den kargen Felsvorsprung, auf dem ich saß. »Du hättest mir wenigstens einen Sitzplatz herbeizaubern können.«
    »Du wirst nicht lange bleiben.«
    Er tat, als schauderte er vor Angst. »Hast du etwa vor, deinen Daddy zu rufen?«
    Im Nachhinein wünschte ich mir, Morpheus just in dem Augenblick gerufen zu haben, als Karatos erschienen war, aber das ließ sich ja jetzt nachholen.
    Doch Karatos erkannte meine Absicht, und ehe ich den Namen meines Vaters überhaupt denken konnte, hatte er mir einen Schlag versetzt, der mich in hohem Bogen durch die Luft katapultierte, bevor ich hart auf dem Boden landete. Schmerz zuckte durch meinen Kopf, als es mir gelang, mich aufzusetzen, während das Adrenalin meine Arme zum Zittern brachte. Karatos pirschte sich wie ein Wolf an mich heran.
    »Wie erbärmlich«, höhnte er. »Du weißt ja nicht einmal, wie du deine Angst abschütteln musst. Eigentlich solltest du eine weit größere Herausforderung sein.«
    Da hatte er recht. Das sollte ich in der Tat, und das bisschen Training reichte wohl kaum aus, um Karatos im Kampf auf Augenhöhe zu begegnen. Dazu bedurfte es einer gehörigen Portion Selbstvertrauen und Erfahrung, und von beidem hatte ich entschieden zu wenig. Die lange Zeit in der »realen« Welt hatte mich abgestumpft, so dass ich mein Potenzial in dieser Welt nicht mehr erkannte. Was, zum Teufel, hatte ich mir bloß dabei gedacht, das Ding herbeizurufen?
    Als Karatos mich an den Haaren packte und mich auf die Füße zog, schrie ich auf und griff nach seinen Fingern, anstatt ihm in die Eier zu treten, wie er es verdient hätte. Oder ihn in Stücke zu reißen, wenn ich mir mehr zugetraut hätte.
    »So viel Macht …«, höhnte er. Ich stolperte, zusammengekrümmt und schluchzend. »Du kannst durch beide Welten gehen und bist in beiden zu nichts zu gebrauchen. Für uns bist du keine Bedrohung.« Er gab mir einen Schubs, und ich strauchelte nach hinten, als sich sein Griff in meinen Haaren lockerte.
    Ich riss mich zusammen, wischte die Tränen ab und wirbelte gerade rechtzeitig herum, um einen weiteren Hieb abzuwehren. Ein höllischer Schmerz jagte durch meinen Arm, mit dem ich seinen abgefangen hatte, aber das war allemal besser, als mir die Zähne ausschlagen zu lassen. Überrascht zauderte Karatos kurz, und ich nutzte die Chance, um ihm mit aller Kraft mein Knie in die Eier zu rammen, was ich noch nie bei einem Mann getan hatte. Der Dämon krümmte sich, wie ich gehofft hatte, und ich

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