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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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legte den Dolch auf den Nachttisch und kroch neben sie auf das Bett. Mein durch den Alkoholgenuss angeschlagener Gleichgewichtssinn wurde durch Lolas kitschige lila Satinbettwäsche ganz schön auf die Probe gestellt.
    »Lola!« Ich versuchte, sie an den Schultern zu packen, doch ich rutschte mit den Knien ständig auf der glatten Bettwäsche ab, und Lola vollführte weiterhin unkontrollierte, zuckende Bewegungen. Es war fast unmöglich, sie zu fassen zu bekommen. Ich schüttelte sie, so gut ich konnte. »Lola!«
    Ihre Lider begannen zu flattern, gingen schließlich auf, und ich blickte in ihre schreckensstarren Augen. Sie brauchte eine Sekunde, um mich zu erkennen.
    »Dawn?«
    Ich lächelte. »He, ich bin es.«
    Mit einem dankbaren Aufschrei warf sie sich in meine Arme und presste mich an ihren üppigen Busen. »Oh, Gott sei Dank! Das war der schlimmste Alptraum meines Lebens!«
    Ich konnte es ihr nachfühlen. Ich löste mich aus ihren Armen, lehnte mich zurück und umfasste ihre Hände, damit sie sich weiterhin festgehalten fühlte. »Möchtest du darüber sprechen?«
    Die Worte sprudelten nur so aus ihrem Mund. »Wir waren in der Stadt, in einem Club, du und ich. Und da war dieser umwerfende Mann, der mit uns tanzen wollte.«
    Wenn sie meine Patientin gewesen wäre, hätte ich ihr sofort alle möglichen Fragen gestellt, um die Bedeutung des Traums zu ergründen. Doch für Lola war es im Moment wichtiger, sich den Schrecken von der Seele zu reden.
    »Und weiter?«
    Sie zog ihre Hände aus meinem Griff, angelte sich ein Kissen und drückte es fest an sich. »Wir tanzten zu Leo Sayer, ›You Make Me Feel Like Dancing‹ – alles war super. Plötzlich hat er dich gepackt.« Ihre Stirn furchte sich, als sie die Bilder noch einmal vor sich sah. »Er ging dir an die Gurgel, würgte dich. Du hast dich gewehrt, aber es war zwecklos. Er ließ dich einfach nicht los.«
    Das war gruselig. »Weiter.«
    Wir sahen einander an. Sie hatte Tränen in den Augen. »Er hat dich getötet. Er hat dich getötet, und ich habe nur tatenlos zusehen können.«
    Ich drückte sie wieder an mich, aber die Umarmung war etwas unbeholfen, da sie das Kissen noch immer fest umklammert hielt. »Alles ist gut, Lo. Es war nur ein Traum.« Welch eine Ironie.
    »Als Nächstes hatte er es auf mich abgesehen und wollte mich ebenfalls töten. Er sagte, du wärst nicht in der Lage, mich zu retten, sagte, er würde kommen, und du könntest nichts tun, um ihn aufzuhalten.«
    Ich erstarrte. Das klang mir alles ein wenig zu vertraut. Mit trockenem Mund wich ich zurück, blickte ihr fest in die Augen. »Wie sah er aus?«
    »Wunderschön. Bis auf diese unheimlichen Augen – glasklare, blaue Augen, schwarz umrandet.«
    Karatos. Ich wandte meinen Blick ab, damit sie die Angst in meinen Augen nicht sah.
    »Es war alles so real.« Ihre Stimme klang leise.
    Darauf ging ich jede Wette ein, aber das konnte ich ihr nicht offenbaren. »Willst du bei mir im Bett schlafen?« Ich konnte mir beim besten Willen nichts anderes vorstellen, wenn ich sie beschützen wollte. Falls es dieser verdammte Hurensohn wagen sollte, meiner Freundin auch nur ein Haar zu krümmen, würde ich ihn zu Brei schlagen.
    Sie nickte – wie ein kleines Mädchen. »Ja.« Dann lachte sie. »Ich muss dir wie ein Weichei vorkommen.«
    Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Du bist meine Mitbewohnerin, und du bist prima. Ich putze mir nur noch schnell die Zähne. Geh schon mal in mein Zimmer. Bis gleich.«
    Lola sprang aus dem Bett. Und ich ging ins Badezimmer, putzte mir die Zähne und wusch mir das Gesicht. Dann vergewisserte ich mich, dass alle Schlösser an unserer Wohnungstür abgesperrt waren, und tapste in mein Zimmer. Lola lag bereits unter der Decke und schlief tief und fest.
    Und sie schlief auf meiner Seite des Betts, worüber ich eigentlich geschmunzelt hätte, wenn ich nicht so zornig und ängstlich gewesen wäre.
    Nachdem ich in meine Boxershorts und ein Tanktop geschlüpft war, kroch ich ins Bett und knipste die Lampe aus. Ich lag in der Dunkelheit und konzentrierte mich aufs Einschlafen. Auf diese Weise in die Traumwelt zu wandern, war mir lieber, als sie körperlich durch ein Portal zu betreten. Ich konnte nicht riskieren, dass Lola aufwachte und mir dabei zusah. Oder mir womöglich durch das Portal folgte, zumal ich wusste, was mich auf der anderen Seite erwartete.
    Ich setzte mich an den Strand, auf einen Felsvorsprung hoch über dem wabernden Nebel, der meinen Namen wisperte.

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