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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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ich mir von heute auf morgen einen neuen Job suchen. Lieber heute als morgen.
    Doch zuvor gab es noch einiges zu erledigen. Ich musste diesen Traumdämon ausschalten und Noah irgendwie vor ihm bewahren, auch wenn ich so gut wie sicher war, dass Noah sich derzeit wohl lieber in Karatos’ Gesellschaft begeben würde als in meine.
     
    »Ich bin so dämlich.« Bonnie nippte an ihrem Cocktail. »So eine dämliche Schwätzerin.«
    »Ach was«, sagte ich und pflückte die Kirsche aus meinem Tom Collins. Bonnie hatte zur gleichen Zeit Feierabend gehabt wie ich, und so hatte ich sie noch auf einen Drink eingeladen – eigentlich eher, um mich ein wenig abzureagieren, nicht um sie zu schelten, das tat sie nämlich schon selbst zur Genüge. »Nein, du bist keine dämliche Schwätzerin. Und ich will mich auch gar nicht weiter mit dir darüber streiten.«
    Froh und erleichtert erwiderte sie mein Lächeln. »Es tut mir wirklich sehr leid, Süße. Wenn ich geahnt hätte, dass Nadine es gleich Canning petzt, hätte ich ihr nie etwas erzählt. Aber ich habe mich einfach so für dich gefreut.«
    Nadine war eine Assistenzärztin bei uns, die mich ziemlich sicher als eine Art Konkurrentin sah. Vielleicht stand sie ja auf Canning oder war scharf auf meinen Job. Egal.
    Ich nahm einen kräftigen Schluck, und der süßsaure Mix aus Gin, Limette und Zucker verteilte sich in meinem Mund. »Hör auf, dich zu entschuldigen. Ich habe dir schon vor einer Stunde verziehen.«
    »Ich kann es einfach nicht glauben, dass dieser Scheißkerl dich abserviert hat.« Sie leerte ihr Glas. »Er sah so was von zum Anbeißen aus.«
    »Ist nicht seine Schuld. Nicht ganz zumindest.« Nach zwei Drinks wagte ich, das zuzugeben. »Ich habe den Mund aufgemacht, und was herauskam, war nur Müll.«
    Mit einem kleinen Wink in Richtung Bedienung bestellte Bonnie uns noch eine Runde Cocktails. »Er hätte die Gelegenheit, dich kriegen zu können, beim Schopf packen sollen.«
    »Ja. Hat er aber nicht.« Und daran hatte ich ganz schön zu knabbern. Aber Noah und ich hatten schließlich keine Beziehung. So weit waren wir nie gekommen. Trotzdem – mein Herz fühlte sich an, als sei es in tausend Stücke gebrochen.
    Unter einer Schicht champagnerfarbenem Lidschatten sahen mich Bonnies blaue Augen mitleidig an. »Du magst ihn, nicht wahr?«
    Es war wieder wie damals in der Highschool, wenn einen Freundinnen fragten, ob man einen Jungen »mochte«. »Ja«, gestand ich ihr, weil ich wusste, dass sie es dieses Mal für sich behalten würde. »Sehr sogar.«
    Ich mochte Noah wirklich – auch wenn er mir gegenüber nicht viel von sich oder seinem Leben preisgegeben hatte. Auch, wenn er nur aus der Studie ausgestiegen war, um mich nicht mehr sehen zu müssen. Mich, die Versagerin.
    Bonnie tätschelte mir die Hand. »Das geht vorbei, das tut es immer.«
    Ein praktischer Ratschlag, ohne Gefühl oder Romantik. Ich hätte ihn auch gern geglaubt, wenn mir nicht meine rührselige Seite zugeflüstert hätte, dass das unmöglich so sein konnte.
    Wir blieben noch bis elf in der Bar. Der kleine Schwips, den ich mir angetrunken hatte, verflüchtigte sich langsam, und ich wollte nur noch nach Hause ins Bett. Während ich in meinem umnebelten Zustand Noah die letzten Stunden vergessen konnte, begann ich auf dem Heimweg wieder an ihn zu denken. Dazu hatte ich aber überhaupt keine Lust.
    Dann stand ich vor meiner Wohnung, sperrte auf und war noch nicht einmal durch die Tür gegangen, als ich Lola wie am Spieß schreien hörte.
    Vor Schreck schlagartig nüchtern, schlich ich hinein und hätte fast vergessen, die Tür hinter mir zu schließen. Instinktiv griff ich nach dem Marae-Dolch in meiner Manteltasche. Wenn jemand es wagen sollte, meine Mitbewohnerin anzugreifen, würde derjenige gleich sein blaues Wunder erleben.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals, während ich über den Flur zu Lolas Tür schlich, die einen Spalt offen stand. Ich spähte zunächst um die Ecke, dann huschte ich ins Zimmer hinein.
    Lola lag auf dem Bett und schlug wild um sich. Sie war allein. Sie schrie vor Angst im Schlaf und wand sich im Kampf gegen einen unsichtbaren Feind, gefangen in einem schrecklichen Alptraum.
    Wenn ich ein Traumwesen mit ausgebildeten Kräften gewesen wäre, hätte ich mich jetzt ohne weiteres in die Traumwelt begeben und den Dämon von dort aus bezwingen können. Aber als blutige Anfängerin, die ich nun einmal war, tat ich mich sehr viel leichter, sie hierher in die Welt zurückzuholen.
    Ich

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