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Tochter der Träume / Roman

Tochter der Träume / Roman

Titel: Tochter der Träume / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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gut, warum deine Anwesenheit hier für ein wenig … Aufruhr sorgen dürfte.«
    Ich nickte. Der Grund war klar: Ich war die Einzige meiner Art. »Ich dürfte gar nicht existieren.«
    »Aber das tust du.«
    Und genau das war das Problem.
    »Warum, glaubst du, ist Morpheus so zögerlich, dich bei Hof vorzustellen?«
    Ich wusste nicht einmal, dass es einen Hofstaat gab. Als Kind war mir diese Tatsache jedenfalls nicht bewusst gewesen. Und bis ich alt genug war, sie mitzubekommen, hatte ich mich bereits abgekapselt.
    »Weil er will, dass du dich in deiner Rolle als seine Tochter wohl fühlst, bevor er dich einführt.«
    »Und dir fällt die Aufgabe zu, sicherzustellen, dass ich ihn oder die Garde nicht in Verlegenheit bringe, stimmt’s?«
    Er starrte mich aus seinen gefährlich wirkenden Augen an. »Meine Aufgabe ist es zu ermitteln, ob du eine Gefahr für die Traumwelt bist oder nicht.«
    »Und wenn ich eine wäre?« Hatte ich nicht gerade beschlossen, keine Fragen zu stellen, die ich nicht beantwortet haben wollte?
    Er lächelte oder zog wieder eine Grimasse, und ich wusste die Antwort, ohne dass er sie aussprach.
    Verdammt.
    »Seine Feinde werden dich gegen ihn benutzen«, klärte Verek mich auf. »Das kann ich nicht zulassen.«
    Feinde? Könnte irgendwer Morpheus stürzen? Immerhin war es sein Königreich. War es immer schon gewesen. Aber wenn es Unruhe unter den Traumwesen gab, dann verhieß das nichts Gutes. Der Gedanke, dass ich durch meine bloße Existenz mit schuld daran war, gefiel mir ganz und gar nicht. Ebenso wenig gefiel es mir, darüber nachzudenken, was das für mich bedeuten könnte.
    »Was kann ich tun?« Das trotzige Kind in mir weigerte sich zwar, irgendetwas zu unternehmen, das meinem Vater helfen könnte, aber glücklicherweise siegte die reifere Seite in mir. Und die wollte sich nicht in größere Gefahren begeben, wenn es nicht sein musste.
    »Lerne, ein Traumwesen zu sein«, erwiderte Verek sanft.
    Ich hob eine Braue. »Ach! Da wäre ich nicht von selbst drauf gekommen«, spöttelte ich, woraufhin er lächelte.
    »Meine Haifischzähne gefallen dir nicht, habe ich recht? Dann weg damit!«
    Ich rückte näher an ihn heran und wollte nach dem Kettenverschluss tasten. Doch er wich mir aus. »Nein. Nicht abnehmen. Weg damit!«
    Ah! Jetzt verstand ich. »Wie? Du meinst, durch bloße Gedankenkraft?«
    »In der Traumwelt kannst du alles deinem Willen beugen.«
    »Weil ich ein Traumwesen bin?«
    »Weil du die Tochter von Morpheus bist,
und
weil du ein Traumwesen bist.«
    Offensichtlich hatte ich noch eine Menge zu lernen, weil ich mir nicht sicher war, worin der Unterschied bestand.
    Verdammt, ich hatte es wirklich satt, mich wie eine Idiotin zu fühlen, nur weil ich über derlei Dinge absolut gar nichts wusste. Andererseits konnte ich mich nicht dazu durchringen, alles Neue, auch diese verrückten Dinge, mit offenen Armen zu empfangen.
    Ich wollte kein Freak sein.
    Ich schob den Gedanken beiseite und richtete meine Aufmerksamkeit erneut auf Vereks Kette.
Weg damit
 – hatte er gesagt. Also schön. Ich starrte auf die Haifischzähne und stellte mir vor, wie sein Hals wohl ohne diese Kette aussehen würde, richtete diesen Gedanken langsam nach außen, schob ihn weiter und weiter und befahl der Kette, zu verschwinden.
    Und dann war plötzlich an der Stelle, wo sie eben noch gelegen hatte, nichts als Vereks gebräunter Hals zu sehen.
    Verek grinste. »Ausgezeichnet.« Dann hob er sein Handgelenk, an dem plötzlich etliche Haifischzahn-Armbänder erschienen. »Versuch es gleich noch einmal. Nur werde ich dieses Mal versuchen, mich zu wehren. Geh es langsam an, nimm dir eines nach dem anderen vor.«
    Ich konzentrierte mich auf das erste Armband und versuchte, es fortzuzwingen, wie zuvor die Kette. Als ich den gedanklichen Befehl dazu gab, spürte ich Vereks Widerstand, eine Mauer seiner Willensstärke, die mich zurückdrängte. Doch ich wagte einen erneuten Vorstoß, einen noch stärkeren. Und auch sein Widerstand wuchs.
    Der Schweiß rann mir von der Stirn, während ich die Anspannung spürte, die sich durch alle Muskeln und Sehnen in meinem Nacken und den Schultern zog. Ich spürte den Druck sogar im Kopf. Die einzige Genugtuung war, Vereks angestrengte Züge zu sehen, während er sich mir entgegenstemmte. Offenbar war es gar nicht so einfach für ihn, was meinen Eifer umso mehr anstachelte – auch wenn ich das Gefühl hatte, dass mein Kopf gleich platzen würde.
    Aber mein Wille saß nicht in meinem

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