Tochter Der Traumdiebe
beiden.
Elric versuchte gar nicht erst, heimlich vorzugehen, sondern marschierte geradewegs in die Stadt, der Uferlinie folgend. Wir konnten nur hinterdrein laufen.
Bald war alles im gespenstisch flackernden Halbdunkel zu sehen, was Gaynor angerichtet hatte. Mehr als einmal stolperten wir über den hingestreckten Leichnam einer großen schwarzen Katze, die vorher in diesem Gebiet gejagt hatte. Zweimal fanden wir die sterblichen Überreste von Off-Moo. Zerfetzte Leichen, zerhackte Knorpel, aber keine Knochen. Besaßen die Off-Moo keine Knochen im üblichen Sinne? Wir fanden eine der langen, kegelförmigen Kopfbedeckungen und konnten immer noch nicht erkennen, ob sie sich der Kopfform anpassten oder eine Form vortäuschten, die der Kopf nicht besaß. Wir fanden Spuren von Feuern, die mit Utensilien der Off-Moo gespeist worden waren. Überall lagen die Leichen von Troogs und Wilden herum. Offenbar hatten sie sogar untereinander um die Beute gekämpft, die sie in Mu Ooria gemacht hatten. Ich nahm an, dass es für sie hier nur wenig Wertvolles zu holen gab, was ihre Zerstörungswut sogar noch weiter angefacht haben dürfte.
Wie hatten sie die Off-Moo besiegt, die so gut und klug geschützt schienen? Die schlafenden Off-Moo, die Statuen ähnelten und die Grenzen bewachten, mussten überrumpelt worden sein. Sie hatten keine Gelegenheit gehabt zu erwachen. Die Fähigkeit der Off-Moo, tödliche Stalaktiten gegen ihre Feinde zu schleudern, war offenbar irgendwie gestört worden. Obwohl er anfangs überhaupt nichts über die Off-Moo gewusst hatte, musste Gaynor seit meinem letzten Aufenthalt in der Stadt eine Menge gelernt haben.
Überall gab es die Spuren wilder, besinnungsloser und grausamer Zerstörungswut.
Was war mit den Off-Moo geschehen? Waren sie geflohen? Hielten sie sich in der Stadt verborgen? Waren sie alle getötet worden? Oder gefangen? Ich durfte nicht vergessen, dass Gaynor seit meinem letzten Besuch in diesem Reich übernatürliche Verbündete gewonnen hatte.
Wir sahen, wie sich in den Ruinen einige Gestalten bewegten. Sie hatten den watschelnden Gang von Troogs oder das halb blinde Torkeln der Wilden, die zusammen mit ihnen kämpften.
Als wir uns den Gestalten näherten, hielt Elric sich in den Schatten, um zu beobachten, worauf sie aus waren. Es wurde jedoch rasch klar, dass sie kaum etwas taten außer in den Ruinen herumzuwühlen, weil sie auf Beute hofften. Ich konnte mir nicht vorstellen, welche Gegenstände der Off-Moo für diese Wilden von Wert sein mochten. Aber wo war eigentlich Gaynors Hauptstreitmacht?
Wir näherten uns dem größten Platz der Stadt. Überall brannten die geheimnisvollen Türme der Off-Moo mit diesen seltsam flackernden weißen Flammen. Was ich für Schreie gehalten hatte, waren die Geräusche, die die brennenden Türme von sich gaben. Es waren Töne wie von einem Sterblichen.
Wo die Türme brannten, waren weder Eroberer noch Eroberte zu sehen.
Wir einigten uns, dass wir einen der Wilden fangen und befragen müssten. Oona legte den Kopf schief und lauschte, dann ging sie rasch zu einem brennenden Turm und lugte hinein.
Ein paar Sekunden später tauchte eine dunkle Gestalt in der Tür auf. Die Gewänder spiegelten das flackernde Feuer, die Augen funkelten. Ich fand keine Freundlichkeit darin.
Oona wechselte einige Worte mit dem Wesen. Vorsichtig kam es aus dem Turm und näherte sich uns. Dem langen, versteinerten Gesicht war nicht anzumerken, ob er uns erkannt hatte. Der Off-Moo sprach langsam und in griechischer Sprache mit uns.
»Gaynor hat uns dies angetan. Er fürchtete, wir würden ihn aufhalten und seine ehrgeizigen Pläne durchkreuzen. Er hatte Recht damit. Aber er hat ein außerordentliches Bündnis mit gewissen Lords der Höheren Welten geschlossen und dadurch das Wissen erlangt, wie und mit welchen Mitteln er uns besiegen kann.«
»Wie viele von euch hat er getötet?« Elric sprach mit der brutalen Offenheit eines Kriegers.
»Das ist noch nicht geklärt, Sir. Ich bin der Gelehrte Crina. Ich war nicht hier, als Gaynor angriff. Als ich zurückkehrte, fand ich unsere Stadt so vor, wie Sie sie jetzt sehen. Meine fliehenden Kollegen konnten mich noch davon unterrichten, dass die Übermacht der Barbaren sie überwältigte. Doch davor ist noch etwas anderes geschehen.«
»Wo sind die Barbaren jetzt?«, fragte ich. Ich schauderte, denn ich war immer noch durchnässt. »Wissen Sie das?«
»Sie sind abmarschiert.« Mehr konnte er nicht sagen.
»Wo ist dieser
Weitere Kostenlose Bücher