Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
sie mir, »wenn wir Erfolg haben, dann werden Sie noch genug Gelegenheit bekommen, gegen die Nazis zu kämpfen. Aber es gibt so viel zu tun. Die gleichen Schlachten finden auf mindestens drei verschiedenen Ebenen statt und im Augenblick sieht es aus, als wären die Feinde uns überlegen.«
    »Wollen Sie mir damit sagen, dass ich für meine Sache auch kämpfen kann, indem ich mich an Ihrem Kampf beteilige?«
    »Ich sage, dass es im Grunde um ein und dieselbe Sache geht. Wie Sie ihr dienen, ist letztlich Ihre eigene Entscheidung. Aber sie wird in Übereinstimmung mit anderen Entscheidungen fallen.« Sie lächelte mich an und schob ihre zierliche Hand in die meine, um mich zu einem großen - natürlichen - Steinkreis zu führen, der eine Senke umschloss. Wir befanden uns in der Nähe des Stadtzentrums. Hier gab es keine Stalagmiten und die Stalaktiten unter dem Höhlendach waren in den tiefen Schatten verborgen, die der strahlende See warf.
    Zuerst dachte ich, es sei ein Amphitheater, doch nirgends war Publikum zu sehen. Aus dem Kreis führte eine breite Durchgangsstraße heraus, die direkt zum See zu laufen schien. Wären die Off-Moo nicht die gewesen, die sie waren, dann hätte ich dies für eine Stätte gehalten, die einen militärischen Sieg feiern sollte - die heimkehrende Marine konnte beispielsweise die Hauptstraße heraufkommen und in der weiten, flachen Senke dem Volk die siegreichen Truppen präsentieren.
    Oona amüsierte sich über meine Versuche, den Zweck dieser Stätte zu erraten. Ich bemerkte, dass der Boden von Tausenden Füßen abgeschliffen war und dass es hier einen leichten, vertrauten Geruch gab.
    »Die einzige Gelegenheit, diesen Ort zu besuchen«, sagte sie, »ist die Zeit, bevor der Bewohner zurückkommt.«
    »Der Bewohner?«
    »Ja. Er lebt bei den Off-Moo, solange ihre Überlieferungen zurückreichen. Manche glauben gar, sie seien zusammen auf diese Welt gekommen. Es gibt auch einige Hinweise, dass die Stadt um ihn herum gebaut wurde. Er ist sehr alt und schläft viel. Hin und wieder, wenn er hungrig ist, verlässt er diesen Ort«, sie deutete die breite Straße hinunter, »und geht zum See. Er bleibt unterschiedlich lange fort, bisher aber ist er immer zurückgekehrt.«
    Ich sah mich um, konnte jedoch nirgends ein Gebäude entdecken. »Er lebt hier ganz ohne Möbel und ein Dach über dem Kopf?«
    Sie amüsierte sich über meine Verwirrung.
    »Es ist eine riesige Schlange«, sagte sie. »Dem Äußeren nach einem Voluk nicht unähnlich, aber viel größer. Er schläft hier und tut den Off-Moo kein Leid an. Früher hat er sie beschützt. Sie glauben, er gehe zum See, um zu jagen. Ein seltsames Wesen mit langen Flossen an den Seiten, einem Rochen ähnlich, aber genau genommen eine Art Reptil. Manche glauben, dass er verkümmerte Gliedmaßen besäße, die am Körper verborgen werden und dass er eher eine Eidechse als eine Schlange sei. Er ist den Schalen, die sie hier bergen und in Flöße verwandeln, nicht unähnlich, aber natürlich viel größer.«
    »Die Weltenschlange.« Halb amüsiert und halb ehrfürchtig erinnerte ich mich an den Weltenwurm Uroboros, der nach Ansicht unserer Väter die Wurzeln der Welteiche bewachte.
    Die zurückhaltende Antwort überraschte mich ein wenig. »Möglich«, sagte sie nur. Dann wurde sie wieder fröhlicher und nahm noch einmal meine Hand.
    Mir wurde bewusst: Ich hatte eine Grenze überschritten. Ich war froh, dass sie wieder lachte und mich durch gewundene kleine Gassen führte, um mir die pastellfarbene Pracht der Wassergärten zu zeigen, die, aus natürlichem Stein gehauen, dem Anbau von Pilzen dienten. Funkelnde Lichtpunkte von dunstigen, winzigen Wasserfällen reflektierten die zarten Farbtöne der bizarren unterirdischen Pflanzen. Meine Führerin freute sich sichtlich über meine Verzauberung und zeigte mir mit besitzergreifendem Stolz die Wunder Mu Oorias.
    »Könnten Sie diesen Ort nicht lieben lernen?«, fragte sie mich, indem sie sich bei mir unterhakte. Mit ihr erlebte ich eine Freundlichkeit und eine behagliche Nähe, wie ich sie noch nie mit einer Frau erlebt hatte. Ich entspannte mich mehr und mehr.
    »Ich liebe das Land schon jetzt«, antwortete ich ihr, »und ich halte die Off-Moo für ein zivilisiertes und kultiviertes Volk. Ein beispielhaftes Volk. Ich könnte hier ein Jahr lang bleiben und doch nicht alles erfassen, was die Stadt zu bieten hat. Aber es entspricht nicht meinem Wesen, Fräulein Oona, an exotischen Orten Ferien zu machen, während

Weitere Kostenlose Bücher