Tochter Der Traumdiebe
bereit sind, sich ihnen zu stellen. Einen Mann wie Gaynor werden sie nicht unterschätzen. Was da draußen in den Ländern jenseits des Lichts lebt, scheint nach allem, was ich gehört habe, gefährlich zu sein. Die Off-Moo aber wissen, dass hin und wieder eines der Wesen die anderen zu einem Waffenstillstand bewegt, der lange genug hält, um Mu Ooria anzugreifen. Sie können sehen, dass Gaynor und Klosterheim intelligent und motiviert genug sind, um unter den Stämmen im Dunkel eine Art von Allianz zu schmieden. Alle hassen Mu Ooria, weil Mu Ooria sie zu einer gewissen Zeit willkommen geheißen und dann in die Dunkelheit dort draußen verbannt hat.«
»Werden wir früher oder später alle dorthin verbannt?«
»Keinesfalls. Warten Sie nur, bis Sie in Mu Ooria sind.« Fromental klopfte mir auf den Rücken und freute sich offenbar schon auf die Wunder, die er mir bald zeigen konnte.
Der Gelehrte Fi kam zu uns, als wir uns auf den flachen Sitzen in der Mitte des Floßes niederließen. Freundlich redete er mit uns und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, wir würden bald zurückkehren und alle wissen lassen, wie es uns ergangen sei. Er verließ das Schiff, die Gangway wurde gehoben und die Off-Moo mit den nickenden kegelförmigen Kapuzen und den fließenden hellen Gewändern legten ihre ganze Kraft und Erfahrung in die Ruder und brachten uns aus dem ruhigen Wasser in den schwarzen, mit funkelnden Sternen überzogenen Fluss hinaus.
Sofort erfasste uns die Strömung. Die Mannschaft hatte nicht viel zu tun - außer das Schiff auf Kurs zu halten. Wir bewegten uns mit beängstigender Geschwindigkeit, manchmal spritzte Gischt hoch, wenn der Fluss zwischen hohen Ufern eingesperrt wurde, während er immer tiefer in den Kern des Planeten hineinführte.
Aber natürlich befanden wir uns längst nicht mehr auf dem Planeten, den wir kannten. Wir waren in Mittelmark, wo die Gesetze des Elfenlandes galten.
Das dunkle Wasser schien überraschend klar und oft konnte man den Grund sehen, wo der Fels unnatürlich glatt geschliffen war. Es hätte mich nicht einmal mehr gewundert, wenn ich erfahren hätte, dass wir durch einen von Menschen gebauten Kanal fuhren. Das Licht wurde immer heller, als wir uns dem See näherten, und die Luft wurde wärmer. Ich nahm an, dass dieses Binnenmeer der Ort war, an dem die Zivilisation der Off-Moo entstanden war. Es war für sie das, was Sonne und Nil für Ägypten bedeuteten.
Die meiste Zeit blieben beide Ufer sichtbar, doch die Schatten, dazu die seltsam geformten Felsen und die Art und Weise, wie das vom Wasser ausgehende Licht sich ständig veränderte, erweckten den Eindruck, der Fluss sei von allen möglichen Ungeheuern bewohnt. Nach einiger Zeit gewöhnte ich mich an die phantastischen Gestalten der rasch vorbeiziehenden Landschaft. Aber schließlich, als ich gerade einen Wald schlanker Stalagmiten bewunderte, die gleich am Wasser wuchsen wie das Schilf auf der Erde, war ich ganz sicher, ein Tier gesehen zu haben.
Es war kein kleines Tier. Das Licht hatte seine Augen erfasst, die mich smaragdgrün aus der Dunkelheit anstarrten. Ich wandte mich an Fromental und fragte ihn, was für ein Wesen es sein könnte. Er war überrascht. Normalerweise gab es hier keine Tiere, die größer waren als die Off-Moo selbst. Dann, an einem Uferstück, wo das Licht stark flackerte, sah ich es wieder.
Ich hatte es schon einmal gesehen. In meinen Träumen. Eine riesige Katze, viel größer als der größte Tiger, pechschwarz und mit roter Zunge, die aus einem Maul voll von scharfen, weißen Zähnen hing, zwei riesige gekrümmte Reißzähne. Ein Säbelzahnpanther, dessen langer Schwanz hin und her zuckte, wenn er lief, hielt mit uns Schritt. Ein Wesen aus meinen Träumen. Es rannte neben dem Floß, als uns die Strömung zur Hauptstadt der Off-Moo beförderte.
Jetzt konnte auch Fromental das Tier sehen. Er wusste, was es war. »Diese Katzen kommen gewöhnlich nicht so nahe an den Fluss heran, denn sie hassen und fürchten ihn. Sie jagen in den Ländern jenseits des Lichts. Die Kannibalen sind ihre natürliche Beute. Man fürchtet sie sehr, weil sie im Dunklen sehen können, wenngleich nicht im gewöhnlichen Sinne. Die Tiere sind ganz und gar blind, wenn es auch so scheint, als würden sie einen mit diesen Augen direkt anstarren.«
»Wie können sie dann jagen? Wie ist es dem Tier möglich, uns zu folgen?«
»Die Off-Moo erklärten mir, dass es mit der Wärme zusammenhängt. Irgendwie erspüren die Augen eher
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