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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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dass wir ihn schlagen können.«
    »Das kommt ganz darauf an«, sagte Lord Renyard. Er entschuldigte sich für die Unterbrechung. »Worauf kommt es an?«
    »Auf die Qualität der Hilfe, die uns zuteil wird. Ich möchte Sie erinnern, mein lieber Graf von Bek, dass in unserer Welt nur Tanelorn selbst noch nicht von ihm erobert worden ist. Gaynor hat mächtige Verbündete. Mindestens eine Göttin unterstützt ihn.«
    »Wie hat Tanelorn dann bisher Widerstand leisten können?«, fragte ich.
    »Es ist Tanelorn, die ewige Stadt der Zuflucht. Gewöhnlich wagen weder Chaos noch Ordnung dort einen Angriff. Tanelorn ist die Verkörperung des Nebelgrundes.«
    Oona kam mir zu Hilfe. »Der Nebelgrund ist das Lebenselixier des Multiversums. Man könnte ihn als die Sehnen, Muskeln, Knochen oder den Lebenssaft des Multiversums bezeichnen. Er ist der ursprüngliche Stoff, aus dem alles andere entstanden ist. Das alte Heim des Heiligen Grals. Im Nebelgrund können sich Wesen begegnen, sie können dort sogar leben, wenn sie wollen, aber jeder Angriff auf sie und jeder Kampf im Gebiet des Nebelgrundes ist ein Angriff auf die Grundlagen der gesamten Existenz. Man könnte es wie eine Beleidigung Gottes betrachten. Manche glauben, der Nebelgrund sei die Gottheit, falls nicht das Multiversum selbst der Gott ist, doch ich neige zu einer nüchterneren Betrachtungsweise. Wenn das Multiversum ein riesiger Baum ist, der ewig wächst und Äste abwirft, neue Wurzeln und neue Zweige in alle Richtungen ausstreckt und immer neue Geschichten zu erzählen weiß, dann ist der Nebelgrund so etwas wie die Seele des Ganzen. Wie wichtig ein Kampf auch sein mag, den Nebelgrund greifen wir niemals gezielt an.«
    »Ist dann ein Angriff auf Tanelorn gleichbedeutend mit einem Angriff auf den Nebelgrund?«, fragte ich.
    »Nennen Sie es einfach einen beispiellosen Vorgang«, sagte Lord Lamento und bewies damit mehr Sinn für Ironie, als ich ihm bislang zugetraut hätte.
    »Dann bedroht Gaynor also die Grundfesten der Existenz. Was ist, wenn er Erfolg hat?«
    »Vergessenheit. Das Ende des bewussten Lebens.«
    »Wie könnte er Erfolg haben?« Meine lange Ausbildung trug Früchte, denn ich konzentrierte mich auf Logik und Strategie. Der alte von Asch hatte mich gelehrt, wie man solche Überlegungen anstellt.
    »Indem er einen mächtigen Fürsten des Chaos oder der Ordnung auf seine Seite zieht. In jedem Lager gibt es Elemente, die glauben, das Multiversum werde besser mit ihren eigenen Visionen und Neigungen übereinstimmen, wenn es ihnen gelänge, alles unter ihre Kontrolle zu bringen. Sogar das Leben der Götter hat Phasen, in denen Senilität und Heuchelei Vernunft und Verantwortungsbewusstsein verdrängen. Dies gilt auch für Gaynors Verbündete in unserem Reich.«
    »Ein Gott, sagten Sie?«
    »Eine Göttin ist es.« Lord Bloek lachte bitter. »Die berühmte Herzogin Miggea von Dolwic. Eine der ältesten Aristokratinnen auf Seiten der Ordnung.«
    »Der Ordnung? Die Ordnung sollte etwas so Falsches doch verbieten.«
    »Aggression und Senilität sind nicht nur für den Niedergang des Chaos charakteristisch. Beide Kräfte gehorchen den Gesetzen des Multiversums. Sie wachsen und werden stark und kraftvoll, sie verfallen und sterben. Frühere Bündnistreue und anfängliche Verständigung geraten in Vergessenheit, ungezügelte Gier gewinnt die Oberhand und das Lebendige wird zur bloßen Beute, damit die eigene verirrte Seele Nahrung findet. Sogar die edelsten Herren und Herrinnen der Ordnung können einen solchen Niedergang erleiden und häufig tritt er ein, wenn das Chaos besonders lebhaft und energisch kämpft.«
    »Begehen Sie nur nicht den gleichen Fehler wie ich«, murmelte Fromental an mich gewandt, »Ordnung und Chaos mit Gut und Böse zu verwechseln. Beide haben ihre Tugenden und Übel, ihre Helden und Schurken. Sie repräsentieren den Kampfgeist der Menschen ebenso wie unsere besten Seiten, wenn die Tugenden beider Lager in einem einzigen Geschöpf vereint werden.«
    »Gibt es solche Geschöpfe?«
    »Einige wenige«, erklärte Lord Lamento. »Sie tauchen immer dann auf, wenn es die Umstände gebieten.«
    »Gaynor ist aber keiner von ihnen?«
    »Er ist das Gegenteil!«, bellte Lord Renyard aufgebracht. »Er vereint die Übel beider Seiten in sich. Er verdammt sich selbst zu ewiger Verzweiflung und unauslöschlichem Hass. Doch es liegt in seiner Natur zu glauben, er würde aus einer rein praktischen Notwendigkeit heraus handeln.«
    »Und er hat übernatürliche

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