Tochter Der Traumdiebe
Hilfe dabei?«
»In unserer Welt, gewiss.« Lord Protz’ langes Gesicht regte sich kurz. »An seiner Seite kämpft Herzogin Miggea. Die Herzogin der Ordnung gebietet über alle Kräfte, die ihr großes Reich ihr schenkt. Sie könnte ganze Planeten zerstören, wenn sie es wollte. Die Hand der Ordnung ist tödlich, wenn sie gedankenlos zerstört, statt Gerechtigkeit und Schöpferkraft zu bringen. Wir hatten gehofft, Lord Elric …«
Lord Bloek lief erregt im Raum hin und her. Die blauen Augen blitzten aufgebracht, Sporne klickten und Abzeichen klimperten. »So sehr ich auch unsere Plaudereien zu schätzen weiß, meine Herren, ich muss doch daran erinnern, dass wir in großer Gefahr schweben und dass unsere Reise hierher vor allem dem Zweck diente, die Grauen Lords um Hilfe zu bitten, also die Off-Moo, die hier leben.«
»Sie können allerdings kaum praktische Hilfe leisten, würde ich vermuten. Gaynor bedroht auch ihre Welt.« Lord Protz spielte mit seinen Kinnlappen. »Also müssen wir uns anderswo um Rettung bemühen.«
»Wohin soll man sich wenden?«, fragte Fromental.
»Wohin auch immer die Mondstrahlwege uns führen. Das ist die einzige uns bekannte Möglichkeit, zwischen den Reichen zu reisen.« Lord Protz schien beinahe verlegen. »Nachdem Elric hereingelegt und verzaubert wurde …«
»Könnten Sie mich lehren, auf diesen Wegen zu gehen, wenn ich Sie begleite?«, fragte Fromental leise.
»Aber natürlich, mein Freund«, erwiderte Lord Renyard mit sanftem Bellen. Er tätschelte Fromentals mächtigen Arm mit einer Pfote. »Ich beispielsweise wäre froh, in Gesellschaft eines Mitbürgers aus Frankreich zu reisen.«
»Dann bin ich Ihr Mann, Monsieur.« Der Fremdenlegionär rückte seine Mütze zurecht und salutierte. Dann wandte er sich an mich. »Ich hoffe, mein Freund, Sie bekommen nicht den Eindruck, ich würde Sie verlassen, aber im Grunde wollte ich schon immer nach Tanelorn. Vielleicht erfahre ich dort auch etwas, das uns allen hilft, Gaynor zu bekämpfen. Seien Sie gewiss, mein Freund, dass ich Ihnen nach Kräften helfen werde, wann immer Sie in Gefahr geraten sollten.«
Ich versprach ihm mehr oder weniger das Gleiche. Wir schüttelten uns die Hände. »Ich würde Sie begleiten«, sagte ich noch, »aber ich habe geschworen, so bald wie möglich nach Hause zurückzukehren. In diesem Augenblick steht viel auf dem Spiel.«
»Jeder muss seinem eigenen Schicksal folgen«, sagte Lord Renyard, als wolle er uns trösten. »Aber alle sind nur Fäden in ein und demselben Gewebe. Ich vermute, dass wir uns alle wiedersehen werden. Vielleicht sogar unter glücklicheren Umständen.«
»Die Off-Moo sind zahlreich und entschlossen, selbst wenn übernatürliche Kräfte gegen sie aufgeboten werden.« Oona trat zwischen die riesigen, tierähnlichen Militärgecken, um sich ebenfalls zu verabschieden. »Jeder dient dem Gleichgewicht am besten in seinem eigenen Reich.« Auch sie gab Fromental die Hand.
»Glauben Sie, Gaynor wird die Stadt angreifen?«, fragte der große Legionär.
»Dies ist seine Geschichte«, erwiderte sie etwas geheimnisvoll, »sein Traum. Es würde mich nicht wundern, wenn sein großer Feldzug schon begonnen hätte. Dies ist das Abenteuer, mit dem er sich seinen bekanntesten Beinamen verdienen wird.«
»Und wie lautet dieser Beiname?«, fragte Fromental. Er wollte lächeln, aber es gelang ihm nicht.
»Der Verdammte«, erwiderte sie.
Als wir uns von den Tanelornern verabschiedet hatten, ich konnte es mir nicht verkneifen, sie für mich als ›die drei Husaren‹ zu bezeichnen, fragte ich Oona, woher sie so viel wusste.
Sie lächelte und schmiegte den kleinen Körper abermals vertraulich an mich, als wir durch die im Zwielicht liegenden Schluchten liefen, in denen so viel städtische Geschäftigkeit herrschte.
»Ich bin die Tochter einer Traumdiebin«, sagte sie. »Meine Mutter war berühmt, sie hat einige mächtige Träume gestohlen.«
»Und wie stiehlt man einen Traum?«
»Das weiß nur ein Traumdieb. Nur ein Traumdieb kann einen Traum wohlbehalten in einem anderen fortbringen und den einen Traum gegen einen anderen einsetzen. Aber damit hat sie ein Vermögen verdient.«
»Sie könnte also einen Traum stehlen, in dem ich ein Kaiser bin, und mich in einen versetzen, in dem ich arm bin?«
»Soweit ich weiß, ist es etwas komplizierter. Aber ich habe nicht die gleiche Ausbildung wie meine Mutter genossen. Die große Schule in Kairo wurde geschlossen, als ich in der Stadt war. Außerdem
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