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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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wusste, dass Fürst Arioch mir hier nicht helfen konnte. Aber ich hatte mir alle Gefahren, die mir möglicherweise drohten, vor Augen geführt, als ich die Hilfe der Traumdiebin in Anspruch nahm. Dieses menschliche Gehirn war keineswegs so gut ausgebildet wie meines, doch es war ein durchaus brauchbares. Die Aussichten, dass ich Erfolg haben würde, standen gar nicht schlecht.
    Ich begann das täuschend einfache Mantra zu murmeln, das meinem Bewusstsein half, bestimmten Wegen zu folgen und in Berührung mit dem Stoff zu kommen, aus dem das Übernatürliche bestand. Ich sprach eine Sprache, die kein lebendes Wesen auf Erden verstehen konnte. Die Verse waren recht einfach. Sie verbanden mich mit den komplizierten Sphären der Elementarwesen, wo ich mit etwas Glück die Mittel und Wege finden würde, um einem Schicksal zu entkommen, das sich immer deutlicher abzuzeichnen schien.
    Ich kämpfte weiter, drängte die erste Welle der Angreifer und dann noch eine weitere zurück. Aber ich konnte keinen Boden gewinnen, sondern schwebte immer in der Gefahr, die letzten paar Meter zu verlieren, die ich mir freigekämpft hatte. Die Leichen türmten sich allerdings zu einer Barriere auf, die ich zu meinem Vorteil nutzen konnte. Keinen Augenblick verlor ich jene besondere Konzentration, die es mir ermöglichte, meine Gedanken wie Tentakel durch alle Ebenen des Multiversums zu schicken, bis ich eine Sekunde lang einen fremden Geist zu spüren glaubte. Einen Geist, der auch mich erkannte.
    Ich wusste, wen ich gefunden hatte.
    Ich spürte eine Welt des Wassers. Eine unendliche Zahl von Universen im Wasser. Belebtes Wasser. Wasser, das von einer Ebene der Existenz in eine andere geströmt war. Altes Wasser. Neugeborenes Wasser. Sprudelnd und ruhig, wild und still. Wasser schlug mir ins Gesicht, als ein weiteres Dutzend Ungeheuer meinem hungrigen Schwert zum Opfer fiel.
    Ich begann zu singen …
     
    König aller Wasser dieser Welt, König aller Meere,
    Herr der Perlen, König der ertrunknen Heere,
    König bleicher Knochen, König tiefster Dunkelheit
    König der versunknen Seelen, nun erneure unsren Eid
    Erneure unsren Bund in dieser schweren Zeit
    Vergiss nicht unser Bündnis, unsren Eid.
     
    Opfergaben haben wir für dich gebracht
    Auf dass du unser Bündnis ehrst
    Auf dass du hilfst mit deiner Macht.
    Auf dass du deinen Schutz gewährst.
     
    Zwei Königreiche und zwei Kämpfer nur
    Ein Sieg für beide, kühn errungen
    Erinnre dich an unseren Treueschwur
    Jetzt mache wahr, was wir uns ausbedungen.
     
    Plötzlich wirbelte eine Strömung um mich herum, zog vorbei und war verschwunden. Ich sah mich nach dem Wasser um, konnte aber nur weit entfernt den See funkeln sehen und die lange Straße überblicken, die sich vom See aus bis zu dem Ort erstreckte, den Oona als Lager des großen Weltenwurms bezeichnet hatte.
    Ich nahm das alles ganz selbstverständlich hin, denn ich hatte mehr Ungeheuer und Wunder gesehen als die meisten Sterblichen. Doch als die Kannibalen mich umzingelten und wieder angriffen, wusste ich, dass ich verloren war, wenn König Straasha, mein alter Verbündeter und der Urvater aller Götter in allen Ozeanen des Multiversums, mich nicht hörte oder mich nicht hören wollte.
    Gaynor sah es als Erster. Mein Vetter fuhr herum und deutete darauf und gab gleichzeitig Klosterheim zu verstehen, dass sie fliehen müssten. Gaynor unterschätzte meine magischen Fähigkeiten keineswegs, er hatte jedoch darauf gebaut, dass ich sie hier nicht zur Geltung bringen konnte.
    Jenseits der Kaianlagen und der angedockten Boote erhob sich das Wasser aus dem Meer. Es bildete eine turmhohe Wand, die sich jedoch nicht wie eine Flutwelle bewegte, sondern bebend an Ort und Stelle verharrte. Noch höher wurde die Mauer und drohte, wenn sie stürzte, die ganze Stadt unter sich zu begraben.
    Sollten etwa die Helfer, die ich gerade gerufen hatte, meine Freunde ebenso töten wie meine Feinde? Einen Augenblick lang empfand ich eine bittere Belustigung über mich selbst. Dies schien mein ewiges Schicksal zu sein.
    Doch ich war sicher, dass die Off-Moo nicht so verletzlich waren, wie sie schienen. Sie mussten inzwischen bemerkt haben, dass ich auf dem Platz gegen Gaynor und sein Gefolge kämpfte. Waren sie geflohen? Oder bereiteten sie ihre Verteidigung vor?
    Die Wand aus Wasser begann sich zu bewegen. Sie sammelte sich und formte sich zu einer Gestalt. Nicht lange, und ich konnte den mächtigen Körper eines Riesen erkennen. Er bestand aus wogendem,

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