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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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meinerseits an. Die Klinge war lebendig, sie besaß eine eigene Intelligenz. Sie hieb klaffende rote Spalten in die Luft, glitt durch Fleisch und Knochen und Sehnen, hackte auf diese ungehobelten Geschöpfe ein und trank die Seelen der Erschlagenen. Jede Seele stärkte meine schwindenden Kräfte. Ich fand Geschmack an diesem Werk, hackte mir den Weg zu Gaynor und Klosterheim frei, die am Rand des Platzes standen und die Troogs und die Wilden gegen mich trieben, um mich zu töten. Ich räumte einen Weg zu den beiden Anführern frei, wie man sich einen Weg durch hohes Gras bahnt. Sie begannen sich vor mir zu fürchten.
    Ich war an diese Furcht gewöhnt, ich erwartete kaum etwas anderes. Alle Menschen kannten diese Angst. Ich selbst verachtete sie. Eine solche Schwäche durfte das Blut eines von Melnibone« nicht verseuchen. Mein Geschlecht hatte über Zehntausende von Jahren die Welt beherrscht. Meine Vorfahren hatten die Geschichte der Jungen Königreiche geschmiedet, das Geschick der Nationen der Menschen. Mein Geschlecht war älter, weiser und unendlich grausamer als das der Menschen. Wir hielten nichts von den weichlichen Geschöpfen und dem ungeschliffenen Leben der Wesen, die für uns kaum mehr als intelligente Affen waren. Tief in meinem Innern empfand ich nichts als Verachtung für sie.
    Ich war ein Aristokrat von Melnibone\ Während der Ausbildung meiner Zauberkräfte hatte ich mehr Schrecken gesehen als diese Geschöpfe überhaupt mit ihren Sinnen erfassen konnten. Ich hatte Bündnisse mit den Elementarwesen und den niederen Herren des Chaos geschmiedet. Ich konnte Tote zum Leben erwecken. Ich konnte jedem natürlichen Lebewesen meinen Willen aufzwingen und einen Feind mit nichts als meiner schwarzen Runenklinge vernichten.
    Ich war Elric von Melnibone\ der Letzte der Zauberer-Kaiser, Prinz der Ruinen, Herr der Verlorenen. Verräter und Frauenmörder genannt. Wo ich erschien, wurde ich gefürchtet und umworben, sogar von jenen, die mich hassten, denn ich besaß eine Macht, die kein Mensch beherrschen konnte.
    Selbst unter meinen eigenen Leuten hatte ich nur ein einziges Mal einen Rivalen gehabt. Meine Familie hatte über die Jahrtausende ihre Macht bewahrt, indem sie die überlieferten Lehren pflegte und die Bündnisse mit dem Chaos immer wieder erneuerte. Unsere Hausgötter waren Fürsten der Hölle. Unser Schutzpatron war der Chaos-Fürst Arioch, dessen Lehen eine Million übernatürlicher Reiche umfasste. Seine Macht war groß genug, um sie alle zu zerstören. Die von meinem Blut konnten ohne weiteres solche Kräfte zu Hilfe rufen. Nur eine Handvoll von uns hatte zehntausend Jahre lang die Welt beherrscht. Wir hätten sogar noch länger geherrscht, wenn ich nicht dieses Blut verraten und mich überall zum Gesetzlosen gemacht hätte.
    »Arioch!« Wieder kam mir der Name über die Lippen. Arioch war mein Schutzpatron, ein Fürst des Chaos, der seine Kraft mit dem Schwarzen Schwert teilte. Er nährte sich von denselben Seelen, die auch mich und das Schwert speisten. Waren wir ein einziges Wesen - Schwert, Gott und Sterblicher - und nur dann im Vollbesitz unserer Macht, wenn alle drei Teile zusammenfanden? Für einen von Melnibone« waren dies einfache, ganz alltägliche Gedanken. Weniger vertraut waren die Vorstellungen von Moral, von Richtig und Falsch, die jetzt mein Gehirn verseuchten, wie sie es allem Anschein nach schon von Kindheit an verseucht hatten. Eine Bürde, die ich bisher noch nicht hatte abstreifen können. Mein Vater hatte mich deshalb verachtet, meine übrigen Verwandten waren peinlich berührt. Viele unterstützten meinen Vetter Yyrkoon, der meinen Platz einnehmen wollte. »Arioch!«
    Er konnte oder wollte sich hier nicht manifestieren.
    Im Hinterkopf hörte ich ein Murmeln, als wollte der große Fürst der Hölle zu mir sprechen, doch es war schwach und nicht zu verstehen.
    Gaynor dagegen wurde wieder zuversichtlicher.
    Ohne Rücksicht auf Verluste rief er seine verbliebenen Streitkräfte, sie sollten mich angreifen.
    Es war gut möglich, dass ich im Ansturm der schieren Übermacht einfach untergehen würde. Selbst das Schwert, das ein Eigenleben zu haben schien, konnte sie nicht alle töten. Mit verzweifelter Klarheit schickte mein Bewusstsein eine andere Art von Gedanken, schnell wachsenden Ranken gleich, in die umgebenden übernatürlichen Reiche, in die unendlichen Welten, die von den Off-Moo als das Multiversum bezeichnet wurden.
    Ich war nicht sicher, ob ich eine Antwort bekäme. Ich

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