Tochter Der Traumdiebe
wirbelndem, hellgrünem Wasser, nie ganz still, immer in Bewegung, mit hellblauen Augen, die die Stadt absuchten und mich schließlich fanden.
Gaynors Gefolge wich zurück und schrie nach neuen Befehlen. Gaynor wusste, dass er unmöglich gegen König Straasha kämpfen konnte. Eine schwere, feuchte Bewegung, und das Wasser spülte um unsere Füße. König Straasha kam ans Ufer. Mit seinem riesigen Körper lief er oder floss er die große Straße zu uns herauf. Wenn diese Wassermassen ihre Gestalt verloren, dann würden wir alle ertrinken.
Als Gaynor nach dem besten Fluchtweg zu suchen begann, tauchte eine weitere menschliche Gestalt auf der anderen Seite des Platzes auf und kam in meine Richtung gerannt.
Oona, die Tochter der Traumdiebin.
»Warne die Off-Moo«, sagte ich. »Sie sind in Gefahr.«
»Sie wissen um die Gefahr«, erwiderte sie.
»Dann rette dich selbst.«
»Ich bin hier in Sicherheit, Lord Elric.« Sie sprach meinen Namen aus, als hätte sie mich niemals anders genannt. »Aber du musst jetzt gehen. Du hast hier erreicht, was du erreichen wolltest. Den Rest der Arbeit kannst du mir und den anderen überlassen. Wenigstens für den Augenblick.«
Ich wollte ihr vorschlagen, dass sie um ihrer Sicherheit willen am besten bei mir bleiben sollte, doch Klosterheim warf einen Dolch nach mir. Ich wurde abgelenkt, als er ein paar Meter vor mir auf den Boden fiel. Als ich wieder aufschaute, war Oona verschwunden.
König Straasha watete weiter in meine Richtung. Ich konnte sehen, dass die Bewegung über Land schmerzhaft für ihn war, doch er gab sich ausgesprochen liebenswürdig. »Tja, mein kleiner Sterblicher, nun bin ich da, weil ich noch nie einen Vertrag gebrochen und weil ich eine gewisse Schwäche für diejenigen von deiner Art habe. Was soll ich für dich tun? Soll diese Stadt hier zerstört werden?«
»Ich brauche deine Hilfe. Ich muss mich durch das Reich des Wassers bewegen. Ich muss das Reich wiederfinden, das ich verließ - das Reich, in dem meine sterbliche Hülle existieren kann.«
Er verstand.
»Wasser zu Wasser«, sagte er, »und Feuer zu Feuer. Da deine Ahnen meinem Volk Respekt erwiesen haben, werde ich deinen Wunsch erfüllen, Prinz Elric.«
Eine riesige Hand aus Wasser wurde in meine Richtung ausgestreckt. Ich keuchte und hatte das Gefühl zu ertrinken, während ich mich in König Straashas Griff wand. Ich fürchtete, er könnte mich aus Versehen töten.
Dann wurde ich von einer Luftblase umschlossen und von einer riesigen Hand gehalten. Auf einmal empfand ich ein Gefühl von tiefem Frieden und vollkommener Sicherheit. Ich befand mich in der Obhut des Königs der Wasserwesen. Wir flogen über die Klippen und Türme von Mu Ooria, bis ich nur noch den glühenden See sehen konnte, der von einer tiefen Dunkelheit umgeben war. Der Teil in mir, der dem Grafen von Bek entsprach, hätte seinen Sinnen nicht getraut, wäre nicht jenem Teil in mir, der Elric hieß, der Umgang mit dem Übernatürlichen so geläufig gewesen. Als ich das Unmögliche erlebte, konnte ich spüren, dass von Bek an eine Welt glaubte, in der, abgesehen von gelegentlichen Ausbrüchen des Chaos, alles der Ordnung unterworfen war, während ich ein Multiversum kannte, das die Verkörperung des Chaos darstellte und in dem die Ordnung etwas war, das aus diesem Grundstoff herausgeschnitzt und vom Willen der Sterblichen und nach den Plänen der Herren der Höheren Welten erhalten wurde. Das Chaos war offenbar die dominante Kraft in allen Reichen, in den natürlichen wie den übernatürlichen. Zwei fundamental gegenläufige Sichtweisen der Existenz, die dennoch im Körper und im Bewusstsein im Gleichgewicht blieben. In der Tat, dies war die Harmonie der Gegensätze.
Von Bek zögerte nicht und stellte nicht infrage, was ich als Elric beschloss. Denn dies war eine Welt, die ich verstand und die für ihn ganz und gar rätselhaft blieb. Natürlich hatte er alle meine Erinnerungen, wie ich seine hatte. Das dominierende Ich war im Augenblick der König und Magier, der ein gewaltiges Elementarwesen heraufbeschworen hatte, das weder der Ordnung noch dem Chaos noch irgendeinem anderen Prinzip diente, sondern das einfach nur ewig und für sich existierte.
Ich verlor die Stadt aus den Augen. König Straasha zögerte und überlegte, was er als Nächstes tun musste. Er und ich hatten bereits einen Austausch vorgenommen, der mit gesprochener Sprache nicht nachzuvollziehen war.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Zauberern hatten die
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