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Tochter des Glücks - Roman

Tochter des Glücks - Roman

Titel: Tochter des Glücks - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Sache.
    »Wir behandeln diesen Antrag auf Reisegenehmigung seit mehreren Monaten. Wir haben nur noch ein paar Fragen, die du sicherlich beantworten kannst.« Er nickt Koch zu, der seinerseits mit einem Nicken antwortet, denn er versteht den Ernst der Lage. »Würdest du sagen, Genossin Pearl hat sich in die Reihen der Arbeiter, Soldaten und Bauern eingegliedert, um eine bessere Gesellschaft aufzubauen?«
    »Sie hat ihren Abortkübel selbst gesäubert und ihre Wäsche selbst gemacht«, antwortet Koch mit altersschwacher, zittriger Stimme.
    Es war ein Wagnis, Koch herzubringen. Niemand wusste genau, was er sagen würde, aber es läuft perfekt. Ich könnte den alten Mann küssen, doch das wäre unschicklich.
    Inspektor Wu wendet sich an meine Mutter. »Ich war dir gegenüber lange misstrauisch. Du hast bei allen Treffen dieselben Antworten auf meine Fragen gegeben. Wie kann das sein?, habe ich mich gefragt. Du bist dem Aufruf gefolgt, ins Vaterland zurückzukehren, aber du hattest nichts zu bieten, denn du warst keine Wissenschaftlerin oder Ingenieurin. Ich habe den Vorgesetzten gesagt, wir sollten keine amerikanischen Imperialisten wie dich durchfüttern, unterbringen oder hier dulden, aber du hast mich Lügen gestraft. Nun fragen mich meine Oberen, ob du diese Gelegenheit nutzen wirst, um nach Amerika zurückzukehren.«
    »Ich würde niemals dorthin zurückgehen«, sagt meine Mutter.
    »Genau das habe ich meinen Vorgesetzten auch gesagt.« Inspektor Wu strahlt. »Ich habe ihnen gesagt, du bist zu schlau dafür. Die Amerikaner würden dich niemals einreisen lassen. Sie würden dich aussondern und erschießen.«
    Derartiges haben wir in den vergangenen Monaten zur Genüge gehört. Das ist genau die gleiche Propaganda, die man meiner Mutter und mir erzählt hat, bevor wir nach China kamen.
    »Eine Tagesreise nach Hongkong?« Der Polizist grinst spöttisch und fügt streng hinzu: »In ein paar Jahren wird Hongkong wieder an China zurückfallen. Wir müssen nur wissen, dass ihr dort willkommen seid. Wir möchten unserem kleinen Cousin keine Last aufbürden.«
    Wie bereits seit sechs Monaten reicht ihm meine Mutter noch einmal Tante Mays Einladungsschreiben. Dann zeigt sie ihm ihre neue Heiratsurkunde und die Pässe.
    »Was ist das mit der Heirat?«, fragt Inspektor Wu, obwohl er schon eine Weile wusste, dass das ansteht.
    »Damit war zu rechnen«, meldet sich Koch zu Wort. »Die beiden sind im gleichen Alter, sie leben unter einem Dach. Sie kennen sich seit mehr als zwanzig Jahren. Die Mutter des Mädchens mochte den Professor recht gerne. Ich würde sagen, es war an der Zeit.«
    Inspektor Wu betrachtet die Heiratsurkunde amüsiert. »Ein Junggeselle, der eine Witwe heiratet.« Er kichert, bevor er sich an Koch wendet. »Die Witwe wird ihm schon zeigen, was Sache ist.«
    Koch nimmt eine drohende Haltung ein. Ich befürchte, dass er nun vielleicht den Ruf des kleinen Fräuleins mit irgendwelchen Bemerkungen schützen will, und setze ihm schnell Samantha auf den Schoß, um ihn abzulenken.
    Als niemand in das traditionelle Hochzeitsgeplänkel einfällt, schüttelt Inspektor Wu enttäuscht den Kopf. »Es ist alles in Ordnung«, sagt er. Er schiebt fünf Ausreisegenehmigungen über den Schreibtisch, fährt Ta-ming durch die Haare und reißt spontan ein paar Zoten über das Hochzeitspaar und darüber, was Dun heute Nacht womöglich erwartet. Als wir sein Büro verlassen, ruft er meiner Mutter nach: »Wir sehen uns nächsten Monat um die übliche Zeit!«
    Der schwierigste und gefährlichste Teil unserer Reise liegt nun hinter uns. Als wir auf den Eingangsstufen stehen, sind wir außer uns vor Begeisterung, aber wir zeigen das tunlichst nicht. Trotzdem betrachten uns die Leute, die in der Schlange warten, voller Neid. Wir haben es zumindest durch die Tür geschafft.
    Als wir zu Hause sind, bleibt meine Mutter wie immer im Garten stehen. Wenn alles gut geht, ist es nun das letzte Mal, dass sie im Garten ihrer Familie welke Blüten abzupft, wilde Triebe abschneidet oder die Blumentöpfe zurechtrückt.
    Der Schuster kommt durch das Tor. »Pflückst du die Blumen für uns zum Essen oder für eine deiner Vasen?«, fragt er.
    »Ich möchte die letzten Blumen vor dem ersten Frost hereinholen«, antwortet Mom unbekümmert. »Die hier würden im Salon doch hübsch aussehen, meinst du nicht?«
    Der Schuster antwortet nicht, aber ich weiß, was meiner Mutter dabei durch den Kopf geht. Sie hat erzählt, wie sie ihre Freundin zu Hause besuchen

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