Tochter Des Krieges
sich um und sein Blick fiel auf sie.
»Meine Söhne! «, krähte er. »Kommt, tanzt mit mir!«
Er reckte die Hände in die Luft, warf die Beine hoch und grölte noch einmal:
Trinkt und vergesst all eure Sorgen,
Trinkt, als gäbe es kein Morgen;
Leute, sauft die Bierkrüg’ leer,
Sind wir erst tot, fällt’s Trinken schwer.
Plötzlich hielt er inne, einen überraschten Ausdruck im Gesicht, während alle Farbe aus seinen Wangen wich.
Einen Moment lang schien die Vernunft in seine Augen zurückzukehren, und er blinzelte.
»Eduard?«, fragte er, seine Stimme klang verwundert. »Was tust du denn hier?«
Der schwarze Prinz konnte sein Schwert nicht mehr länger halten. Es fiel ihm aus der Hand, und er schwankte.
»Eduard!«, schrie Raby.
Der schwarze Prinz blinzelte, als würde ihn der Anblick der Dämonen überraschen.
»Vater?«, sagte er.
Dann erzitterte er noch einmal und stürzte zu Boden.
»Eduard!«, schrie der König. »Nein!«
Er sah aus, als wollte er einen Schritt nach vorn machen, doch dann durchlief ihn ein Krampf, und er stürzte mit einem dumpfen Aufprall zu Boden.
Lancaster sank neben seinem Vater auf die Knie, aber es war zu spät. Eduard III. hatte sein irdisches Königreich verlassen.
Der Dämon, der Raby und Tyler am nächsten stand, drehte sich zu ihnen um, sein Gesicht war verzerrt und bösartig.
»Trinkt«, zischte er, »und vergesst all eure Sorgen. Trinkt, denn für euch gibt es kein Morgen.«
Damit verschwanden die Dämonen, und der Sturm ließ nach. Raby und Tyler blieben allein mit den Pferden zurück und starrten auf die Leiche des schwarzen Prinzen hinab, die halb von kaltem Schnee bedeckt war.
»Trinkt«, flüsterten die Mimen, drehten sich um und richteten die Blicke auf Thomas, »und vergesst all eure Sorgen. Trinkt, denn für euch gibt es kein Morgen.«
Der Halbkreis der Sänger und Mimen wich zurück und eine kalte, lastende Stille erfüllte den Saal, als sich alle Blicke auf die Leiche Eduard III. richteten.
Kapitel Acht
Mitternacht am Fest der Geburt
Unseres Herrn Jesus Christus
Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
(Samstag, 25. Dezember 1378)
– WEIHNACHTSFEST –
–III –
Es herrschte eine solch vollkommene Stille, dass sich ein Teil von Thomas’ Verstand, der nicht vor Entsetzen gelähmt war, fragte, wer den Mut besitzen würde, den Bann zu brechen.
Wer sonst, dachte Thomas, wenn nicht Lancaster.
Der Herzog, der neben seinem Vater kniete, blickte auf und bemerkte die Menschen, die erschüttert und sprachlos auf die Leiche hinabblickten.
»Hinaus!«, rief er, das Gesicht so wild verzerrt, dass die Adern an seinem Hals hervortraten. »Hinaus mit euch allen!«
Die Sänger und maskierten Mimen hatten sich als Erste von ihrem Schreck erholt und liefen ziellos auseinander, auf der Suche nach einem Ausgang.
Dann breitete sich ein Flüstern unter den Feiernden aus, wie ein Wind, der durch einen Wald junger Bäume rauscht, und sie verließen verstört die reich beladenen Tische.
Hal Bolingbroke war einer der wenigen, die zurückblieben. Er stand ganz in Thomas’ Nähe, den Blick auf die tragische Szene gerichtet: Die Leiche seines Großvaters, sein Vater, der davor kniete, sein Onkel Gloucester, der neben ihm stand und voller Verzweiflung und Unentschlossenheit die Hände rang.
»Nein«, murmelte Hal.
»Nein! «, schrie er plötzlich, sprang über den Tisch, stürzte sich auf die letzten der hinauseilenden Mimen und Sänger und versuchte vergeblich, sie am Ärmel zu packen.
»Nein! «, rief er noch einmal und versuchte, die Aufmerksamkeit seines Vaters auf sich zu ziehen. »Lasst sie nicht hinausgehen! Wer, oder besser, was verbirgt sich hinter diesen Masken?«
Lancaster starrte ihn an und sprang dann auf. »Haltet die Mimen! «, schrie er den Wachen zu.
Aber es war zu spät. Sie waren in der Menge verschwunden, die durch die Ausgänge strömte.
Sie waren verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.
Westminster Hall hatte sich noch nicht vollständig geleert; viele waren geblieben, um den Fortgang der Tragödie zu verfolgen, und vielleicht, um herauszufinden, wie sie einen Vorteil daraus ziehen konnten.
Prinz Richard, der mit kreidebleichem, entsetztem Gesicht mit angesehen hatte, wie sein Großvater zusammengebrochen und gestorben war, ging von seinem Platz auf dem Podest zu Lancaster und Gloucester hinüber, die wenige Schritte von dem Toten entfernt standen.
Seine
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