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Tochter Des Krieges

Tochter Des Krieges

Titel: Tochter Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihnen schnaubte.
    »Tyler«, krächzte Raby, »könnt Ihr mehr als eine Handbreit vor Euch erkennen?«
    Eine Weile lang herrschte Schweigen, bevor Tyler antwortete, und Raby glaubte schon, sein Gesicht sei eingefroren und er könne nicht mehr sprechen.
    »Ja«, sagte Tyler schließlich. »Aber ich wünschte, ich würde es nicht sehen.«
    Raby hob die Hand – entsetzt über die Kraft, die es ihn kostete – und wischte sich über die Augen, um sie von dem Eis zu befreien, das sich dort gesammelt hatte.
    Er blinzelte einige Male und blickte dann voraus.
    Er fluchte und schwankte ein wenig, als er versuchte, auch zur Seite und hinter sich zu schauen.
    Die Dämonen hatten sich so nahe an sie herangeschlichen, dass sie einen undurchdringlichen Kreis um die Männer und Pferde bildeten, und jetzt kamen sie auf sie zugeschlurft – der Sturm konnte ihnen offenbar nichts anhaben –, die Schnauzen auf die leblose Gestalt des schwarzen Prinzen gerichtet.
     
     
    Das Bankett setzte sich Gang um Gang fort. Die Gäste nahmen stets nur wenige Fleischstücke von jeder dargebotenen Platte, denn wenn sie sich bereits an den ersten Gängen satt gegessen hätten, wäre in ihren Mägen kein Platz mehr für die dreißig und mehr gewesen, die noch folgen sollten.
    Mimen betraten den Saal, tanzten zwischen den Tischen und führten kurze Stücke auf. Sie verbargen ihre Gesichter hinter seltsamen Tiermasken, und ihre Hände steckten in Handschuhen, welche die Klauen wilder Tiere darstellten. Ihre Gewänder bestanden aus farbenfrohen Stoffen, die in dem Luftzug von den vielen Eingängen des Saals und den Feuern, die überall brannten, flatterten und wallten.
    Mit voranschreitender Nacht machte sich der nie versiegende Strom des Weins bemerkbar, und einige der Feiernden gesellten sich zu den Mimen, bildeten Kreise und sangen gemeinsam fröhliche und unanständige Lieder. Eine Gruppe von Tänzern begann lautstark eine bekannte Weihnachtsballade zu singen, während Mimen in der Mitte ihres Kreises Purzelbäume schlugen.
     
    Seid froh, ihr Leut’, und jauchzt geschwind,
    Uns wurd der Heiland heut gebor’n.
    In einer Krippe bloß, da liegt’s, das Kind,
    Das uns zum Retter auserkor’n.
    Ein’ Kranz es trägt, von Dornen schwer
    Und gibt sich hin zu uns’rer Ehr.
     
    Viele an den Tischen in der Nähe lachten, klatschten in die Hände und stimmten mit ein, denn es war ein sehr beliebtes Lied.
     
    O Jesuchrist, sei uns’re Freud,
    Wenn einkehrst du ins Erdenrund.
    Mit deiner Lieb’ errette uns,
    Und mach uns weise und gesund.
    So klingt es hold von fern und nah,
    Der Heiland, der Retter, ist da!
     
    Beifall erscholl, als die Ballade zu Ende war und der Anführer der Sänger sprang einige Male auf und ab und rief: »Bringt uns gutes Bier! «
    Einige freudige Ausrufe ertönten und selbst Eduard III. schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Bringt uns gutes Bier!«, brüllte er. »Bringt uns gutes Bier!«
     
    Bringt uns gutes Bier, ja, bringt uns gutes Bier.
    Der Jungfrau hold zu Ehren, bringt uns gutes Bier.
    Kein dunkles Brot bringt uns,
    denn das füllt nicht den Bauch,
    Und auch kein weißes Brot, so ist’s nicht guter Brauch.
    Nein, bringt uns gutes Bier.
    Bringt uns keinen Braten, denn der macht uns nur schlapp.
    Bringt uns gutes Bier, das rinnt die Kehl’ hinab.
    Ja, bringt uns gutes Bier.
    Bringt uns keinen Schinken, denn der ist uns zu fett,
    Bringt uns gutes Bier, wie’s jeder gerne hätt’.
    Ja, bringt uns gutes Bier.
    Bringt uns auch kein Lamm, denn das ist häufig zäh,
    Und von zu vielen Kutteln tut uns der Magen weh.
    Nein, bringt uns gutes Bier.
     
    Jetzt stimmten viele Hunderte im Saal mit ein und die Klänge der Ballade hallten bis zur Decke empor.
     
    Bringt uns keine Eier, die Schale leicht zerbricht,
    Bringt uns gutes Bier, nach mehr verlangt’s uns nicht.
    Ja, bringt uns gutes Bier.
    Bringt uns keine Butter, oft ist ein Haar darin,
    Bringt uns auch kein Schwein,
    denn danach steht uns nicht der Sinn.
    Nein, bringt uns gutes Bier.
    Bringt uns keinen Pudding,
    denn der tut uns nicht gut,
    Bringt uns auch kein Reh,
    das ist nicht gut fürs Blut.
    Nein, bringt uns gutes Bier.
    Bringt uns kein’ Kapaun,
    denn die sind häufig rar,
    Und bringt uns keine Ente und keine Gänseschar,
    Nein, bringt uns gutes Bier.
     
    Eduard III. sprang auf die Füße – zu Lancasters offensichtlicher Bestürzung – und hüpfte umher, als wollte er tanzen. Als sein Sohn ihn packen wollte, entwischte der König hinter seinen Stuhl und

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