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Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)

Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Tochter des Nordens: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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- und nicht leicht, mir zu verzeihen.
    Er nickte zaghaft. »Ich bin der, der ich bin, und manchmal denke ich, ich habe mich damit abgefunden, dann aber wieder ...«
    Er brach ab.
    »Ich bin trotzdem froh, dass sie es dir gesagt hat.«
    Er zuckte die Schultern. »Es gab Zeiten, da wünschte ich mir, sie hätte mich belogen.«
    Sie verstand, was er meinte. Lügen machte zwar einsam, aber das Leben einfacher. Doch jetzt war Arvid bei ihr, das Leben nicht länger einfach und die Zeit gekommen, mit den Nonnen zu sprechen.
    Sie würde ihnen nur einen Teil der Wahrheit beichten. Aber sie würde für diesen Teil geradestehen.

III.
    S AINT -C LAIR - SUR -E PTE S EPTEMBER 911
    Nie hatte Gisla so viel Himmel gesehen. Nach der langen Fahrt im Wagen hatte dieser auf einem Hügel gehalten und sie den Kopf aus der Luke gesteckt. Auf der einen Seite erblickte sie Wälder, auf der anderen Wiesen, Felder und eine kleine Kirche. Und wenn sie den Kopf hob, dann sah sie nur Himmel, einen farblosen Himmel und ein paar kleine Schäfchenwolken.
    Auch in Laon hätte sie den Himmel sehen können, wenn sie den Kopf aus dem Fenster gesteckt hätte, doch das hatte sie nie getan. In Laon hatte es keinen Anlass gegeben, nach draußen zu blicken. Andere hatten dort für sie gesorgt und Entscheidungen getroffen, während sie nun ganz allein mit ihrer Begleiterin Aegidia war und selbst bestimmen musste, wann sie die Kleider wechselte.
    Der jetzige Augenblick war vielleicht dazu geeignet. Stille hatte sich über sie alle gesenkt; die fränkischen Krieger standen wie erstarrt.
    Zuvor, bei der Ankunft der Nordmänner, schien die Luft ob der Unruhe noch zu brennen: Schritte hatten sie angekündigt, Pferdegetrappel und Stimmen. Die Bewohner des Dorfs waren so erschrocken, dass sie in die umliegenden Wälder geflohen waren, bekundend, dass sie dem Frieden nicht trauten. Sie erwarteten, dass Franken und Nordmänner - wann immer sie zusammentrafen - die Waffen gegeneinander erhoben, anstatt ein Abkommen zu treffen.
    Diese Waffen sahen Furcht erregend aus. Gisla selbst hatte sie nicht zu sehen bekommen, jedoch Bruder Hilarius, ein Mönch, der sie begleitete und der den Frauen berichtet hatte, dass Rollo, tatsächlich zu schwer und mächtig, um auf einem Pferd zu sitzen, seinen Kriegern mit großen Schritten voranging und eine riesige Lanze auf seinen Schultern trug.
    Immerhin - er hatte diese Lanze nicht gegen die Franken gerichtet. Schweigend hatten sich die Krieger beider Völker gegenübergestanden - auch das berichtete Bruder Hilarius -, die Einzigen, die keine Beherrschung kannten, waren die Hunde. Sie kläfften laut und durchdringend, weil sie, wie Bruder Hilarius meinte, das Böse witterten.
    Irgendwann waren die Hunde verstummt, König Karl, Rollo und ihre engsten Vertrauten, der Bischof von Rouen darunter, desgleichen Robert, Graf von Paris, Enkelsohn von Robert dem Tapferen, Besitzer der mächtigen Königsabtei Saint-Denis und darum selbst sehr mächtig, hatten sich in die Kirche zurückgezogen. Das Gebäude war nicht zusammengebrochen, wie Bruder Hilarius es für den Fall prophezeit hatte, dass Heiden es betraten - vielleicht, weil Sankt Clarus wusste, dass diese Heiden nicht Krieg, sondern Frieden brachten und sich taufen lassen würden, vielleicht aber auch, weil Sankt Clarus oder Gott nicht mächtig genug waren, eine entweihte Kirche zu zerstören. Bruder Hilarius hatte den Wagen verlassen, um das Zusammentreffen mit eigenen Augen zu bezeugen, und Gisla und Aegidia allein zurückgelassen. Was nun in diesem Wagen geschah, interessierte keine Seele. Aller Augen waren auf die Kirche gerichtet.
    »Wir ... wir könnten es jetzt tun«, murmelte Gisla zum wiederholten Male.
    Ihre Worte kamen nur zögerlich über ihre Lippen, und sie war nicht bereit, ihnen Taten folgen zu lassen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich selbst entkleidet, und da Aegidia keine Anstalten machte, ihr zu helfen, brachte sie es nicht fertig, damit zu beginnen. Sie überkreuzte ihre Hände über der Brust, und begnügte sich damit, Aegidia zu mustern, ebenso blond wie sie selbst, ebenso zart und ebenso blass. Wegen der deutlichen Ähnlichkeit hatte Fredegard die junge Frau für die Aufgabe ausgewählt - und auch, wie sie Gisla erklärt hatte, weil Aegidia aus bester fränkischer Familie stammte, allerdings Waise war und in einem Kloster erzogen wurde, ehe Fredegard sie als Zofe in ihren Hofstaat aufgenommen hatte.
    »Sie ist des Lesens und Schreibens kundig und sollte klug

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