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Tochter des Ratsherrn

Tochter des Ratsherrn

Titel: Tochter des Ratsherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Tan
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hat. Noch nie haben wir dort Beute machen können, und jetzt treffen wir ausgerechnet auf Godeke.«
    »Pah, da schlägt dieser Narr irgendwo im Nichts einen Baum, und du siehst darin auch noch eine göttliche Fügung. Vor Wochen schon habe ich dir gesagt, du solltest Bodo besser rauswerfen. Nun ist es zu spät. Mit zwei Gefangenen werden wir seine Hilfe mehr brauchen denn je.«
    In diesem Moment kam der Hüne mit dem Wasser durch die Tür.
    Luburgis eilte ihm sogleich entgegen, um es ihm abzunehmen.
    Johannes schenkte ihm keine weitere Beachtung. Die Feindschaft zwischen den beiden ungleichen Männern war fast greifbar. »Wir müssen eine Lösung finden«, entschied Johannes. »Diese Hütte ist zu klein für fünf.«
    »Dann bringen wir sie eben um«, warf Bodo drohend ein.
    Luburgis entfuhr ein kurzer Schrei. »Nein, niemand legt Hand an meinen Godeke!«, rief sie fest entschlossen, fast schon grimmig. »Was ihr mit dem da macht, ist mir gleich«, sagte sie und zeigte auf Thiderich. »Doch Godeke bleibt unversehrt. Du hast ihn mit deinem Knüppel fast totgeschlagen, Bodo. Ich lasse nicht zu, dass du ihn weiter verletzt. Und du, Johannes, du solltest dich schämen, so was auch nur in Erwägung zu ziehen. Er ist immerhin dein Bruder.«
    »Und warum sollte mich das kümmern, Mutter? Warum kümmert es dich überhaupt? Er hat uns vor sieben Jahren verlassen, ohne sich darum zu scheren, was aus uns wird, deshalb schert es mich auch nicht, was nun mit ihm geschieht. Es wäre ganz sicher das Beste, wenn er krepiert. Meinetwegen kann Bodo ihn sofort erdrosseln – dann hätte dieser Nichtsnutz wenigstens mal eine gute Tat getan.«
    Das war zu viel für den Hünen. Wütend sprang er auf und stürzte auf Johannes zu. Der war allerdings schneller und sprang so unerwartet zur Seite, dass Bodo ins Leere griff und der Länge nach auf den Boden schlug. In seinem Eifer hatte er einen vollen Weinkrug mit sich gerissen, der nun scheppernd auf dem festgestampften Lehmuntergrund zersprang.
    »Schluss jetzt!«, schrie Luburgis aus Leibeskräften und drosch mit einem langen Holzlöffel auf den Tisch, dass es nur so knallte. »Wenn ihr euch schon schlagen wollt, dann geht gefälligst nach draußen. Doch erwartet nicht, dass ich euch danach wieder reinlasse. Wir haben auch so schon genug Scherereien! Da kehrt Johannes gerade mal für einen Tag aus der Stadt zurück, und ihr habt nichts Besseres zu tun, als euch zu prügeln!«
    Johannes horchte auf. Er schaute zunächst auf Bodo, der sich gerade eine Scherbe aus der Hand zog, und dann zu seiner Stiefmutter, die den Holzlöffel noch immer festhielt. Natürlich, so wurde ihm jetzt klar – sie gingen davon aus, dass er noch vor dem Abend wieder aus der Hütte verschwand! Na, das konnte ja lustig werden! »Ich bleibe dieses Mal nicht nur für einen Tag, Mutter«, erklärte er. »Meine Zeit in Hamburg ist um. Die Hütte ist von jetzt an wieder mein Zuhause.«
    Wenig später begann er von Runas Verhaftung zu erzählen.

4
    Runa konnte sich weder erinnern, wer sie hierher gebracht hatte, noch wusste sie, warum ihr ganzer Körper über und über mit blauen Flecken übersät war.
    Als sie gestern die Augen aufgeschlagen hatte, war zunächst ein heftiger Kopfschmerz über sie gekommen. Vorsichtig hatte sie mit den Fingern nach ihrem Gesicht getastet und festgestellt, dass es stark geschwollen war. Doch dauerte es noch eine ganze Weile, bis ihr einfallen wollte, warum.
    Langsam hatte sie sich aufgerichtet und sich umgesehen, dann erst waren die Erinnerungen über sie gekommen wie eine eiskalte Flut: der Tag des Kranfestes, ihre Flucht, die Anschuldigungen von Vater Everard. Großer Gott, man hielt sie für eine Hexe! Sie war in einem Verlies!
    Tränen der Angst und Verzweiflung schossen ihr in die Augen, und sie weinte und flehte den ganzen Tag, dass jemand zu ihr an die Tür kommen möge. Runa wusste nicht, was sich dahinter befand oder ob man sie überhaupt hörte, dennoch beteuerte sie unablässig, sie sei keine Hexe und trage außerdem ein Kind unter ihrem Herzen, welches sie doch nicht allein hier im Verlies zur Welt bringen könne. Verzweifelt flehte sie nach ihrer Mutter oder wenigstens nach einer Hebamme, welche sie entbinden sollte, wenn es so weit war, doch ihr Flehen blieb ungehört.
    Irgendwann versuchte sie es mit Schimpfen – sie sei schließlich immer noch die Tochter einer Ratsherrnfamilie –, doch auch das war vergebens. Niemand kümmerte sich um sie. Runa war allein.
    Irgendwann

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